Erfolgreiches Bergfilm-Festival Tegernsee geht zu Ende: Hauptpreis für Drama aus Afghanistan

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Ein Gruppenfoto mit Gewinnern, Sponsoren, Unterstützern, Helfern und Leitung des Bergfilmfestivals Tegernsee. ©  cinemagine

Der Skifahrer-Film „Champions of the Golden Valley“ gewinnt beim 22. Bergfilm-Festival den Großen Preis der Stadt Tegernsee und gilt laut Jury als möglicher Kandidat für den Dokumentarfilm-Oscar 2026.

Tegernsee – Ein Film über afghanische Skifahrer, deren Leben sich nach der Machtübernahme der Taliban dramatisch veränderte, hat beim 22. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee den Hauptpreis abgeräumt. Am Samstag (18. Oktober) wurden die Gewinner des renommierten Wettbewerbs bekanntgegeben.

Ben Sturgulewski erhielt für „Champions of the Golden Valley“ den mit 3.000 Euro dotierten Großen Preis der Stadt Tegernsee. Der Film, der laut Jury als potenzieller Kandidat für den Dokumentarfilm-Oscar 2026 gehandelt wird, setzte sich gegen über 70 internationale Produktionen durch. „Champions of the Golden Valley“ begleitet den engagierten Skitrainer Alishah Farhang in den Bergen Afghanistans, wo er für Jungen und Mädchen ein Skirennen organisiert – ein Hoffnungsschimmer und Zeichen des Zusammenhalts in einem von Unsicherheit geprägten Land.

Nach der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2022 wurden viele der jungen Skifahrer zu Flüchtlingen, wie die Veranstalter mitteilen. Die Jury urteilte, der Film erzähle „zügig in eindrucksvollen Bildern und mit plausiblen Sequenzen“ und führe „in tieferes Verstehen der Situation der Geflohenen.“

Bergfilm Festival Tegernsee Großer Preis der Stadt Tegernsee
Übergabe des „Großen Preises der Stadt Tegernsee“ für den Film“ „Champions of the Golden Valley“, Regie: Ben Sturgulewski,, an Alishah Farhang in Vertretung. Alishah Farhang ist Mitwirkender im Film. © cinemagine

Vom Hindukusch zum Tegernsee: Ein Film über Flucht und Hoffnung

Auch in anderen Kategorien wurden außergewöhnliche Leistungen gewürdigt: Der DAV-Preis für den besten Alpinfilm der Kategorie „Erlebnisraum Berg“ ging an Eric Bissells „Flashed“. In dem Film gelingt es der Vorarlberger Kletterin Babsi Zangerl gemeinsam mit ihrem Partner Jacopo, als erste Person überhaupt eine El-Capitan-Route am Stück zu flashen.

Die Jury betonte, das Werk erzähle „beeindruckend und unaufdringlich zugleich von der Leistung einer Seilschaft, den Umgang mit Erfolg und Scheitern im gemeinsamen Projekt eines Paares und von einer historischen Begehung.“

Klettern, Gletschersterben und Afghanistan: Die Sieger am Tegernsee

Im Bereich „Naturraum Berg“ überzeugte „Requiem in Weiß“ von Harry Putz mit einem eindringlichen Porträt des Gletschersterbens. „Die Musik des Requiems hat längst begonnen“, begründet die Jury ihre Entscheidung. In der Kategorie „Lebensraum Berg“ setzte sich „Climbing Never Die“ durch – ein ergreifender Film über das Klettern als Lebenshilfe im von Krieg gezeichneten ukrainischen Alltag, dessen Regisseur für seine einfühlsame, nicht auf Sensation bedachte Erzählweise gelobt wurde.

Den Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis erhielt der 27-jährige Loic Isliker für „Going East“. Die Jury lobte dessen nachhaltigen Ansatz: „Ein kompakter Film, bei dem die sportliche Leistung und die Protagonisten nicht im Vordergrund stehen, sondern wie ein roter Faden durch eine Geschichte leiten, die nicht nur Raum für Vielschichtigkeit und nachhaltigere Denkansätze lässt, sondern auch Lust auf abenteuerliche Anreisen weckt.“

Preis für beste Kamera ging an „Dieses gute Land“

Die Preise für die beste Kamera gingen an Vladimir Petrovíc und Ivan Čojbašić für „Dieses gute Land“. Der Preis für den besonderen Film wurde an „Tian – Generation Farmfluencer“ von Thomas Schäfer und Meike Hollnaicher verliehen. Lobende Erwähnungen erhielten „Farming Turns“ von Anthony Bonello sowie „The Future of Climbing“ von Guillaume Broust. Beim Publikum kam vor allem „Buhl – Über alle Gipfel hinaus“ von Werner Bertolan gut an, wie der Gewinn des Bayern 2-Publikumspreises zeigt.

Bergfilm Festival Tegernsee Bayern 2-Publikumspreis
Übergabe des „Bayern 2-Publikumspreises“ für dem Film „Buhl - Über alle Gipfel hinaus“ an den Regisseur Werner Bertolan (Mitte) durch Julia Zöller (links) von Bayern 2 und Festivaldirektor Tom Dauer. © cinemagien

Erstmals vergab das Festival zusammen mit dem Sportschuhhersteller LOWA den mit 5.000 Euro dotierten „Filmförderpreis Tegernsee“. Ausgezeichnet wurden Hanna Schneider und Paul Schweller für ihr Projekt „Strahlesuecher“. Festivalleiter Tom Dauer zeigte sich überzeugt: „Strahlen ist per se ein spannendes Thema, und gleichwohl es bereits oft filmisch umgesetzt wurde, freue ich mich auf einen jungen Blick darauf.

Festivalleiter zieht positive Bilanz

Die von den Preisträgern beschriebene Herangehensweise wirkt dramaturgisch wie ästhetisch überzeugend und verspricht, dem dokumentarischen Ansatz eine eigene Handschrift zu verleihen.“ Die Premiere des fertigen Films ist für Oktober 2026 vorgesehen. Mit einer sehr positiven Bilanz verabschiedete sich das Festival in diesem Jahr von seinem Publikum.

„Das Festival war sehr gut besucht, viele Veranstaltungen waren ausverkauft. Und das Gefühl ist, dass das Festival ausgesprochen gut vom Publikum angenommen wurde. Für meine Begriffe war es filmisch und von den vielen politischen Themen her unglaublich aktuell“, freute sich der Leiter Tom Dauer. Das nächste Internationale Bergfilm-Festival Tegernsee ist bereits geplant: Es soll vom 14. bis 18. Oktober 2026 stattfinden.

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