Nur fünf Monate gearbeitet: Putin gönnt sich satte Auszeiten

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Verschwindet auch gerne tagelang von der offiziellen Bildfläche: Russlands Präsident Wladimir Putin. © IMAGO/Sergey Guneev

Wladimir Putin tritt bei der Parlamentswahl in Russland an. Doch schafft er das? Zahlen zeigen: Der Kreml-Chef braucht viele Pausen. Wegen der Gesundheit?

Moskau – Es war ein offenes Geheimnis, doch jetzt ist es offiziell: Wladimir Putin will Präsident von Russland bleiben. Bei den anstehenden Wahlen 2024 tritt er noch einmal an. Doch pünktlich zur Bekanntgabe der Kandidatur tauchen neue Zweifel an seinem Gesundheitszustand auf. So soll der Kremlchef immer wieder für längere Phasen aus dem Regierungsalltag abtauchen, berichtet die Ukrainska Pravda unter Berufung auf eine Auswertung seiner Amtsgeschäfte. Demnach soll Putin erschöpft und amtsmüde sein. Also ist er einer Amtszeit bis zum Jahr 2030 überhaupt gewachsen?

„Um es kurz zu machen, er ist keine Leiche aus dem Kühlschrank […], aber er ist seines eigenen Volkes sehr überdrüssig“, zitierte die ukrainische Zeitung aus einem Bericht des russisch-oppositionellen Rechercheprojekts Proekt.

Zu krank für neue Amtszeit? Putin soll nur fünf Monate gearbeitet haben

Der Zusammenschluss von Investigativjournalisten wertete Daten aus öffentlichen Tätigkeiten Putins aus dem vergangenen Jahr aus – und will nach eigenem Bekunden ein Muster erkannt haben: So soll Putin zwischen intensiven öffentlichen Tätigkeiten und andauernden Abwesenheit hin- und herwechseln. Insgesamt verbrachte der Kreml-Chef nur 147 Tage in offiziellen Amtsräumen – das waren fünf von zwölf Monaten. Im restlichen Teil des Jahres soll er wie vom Erdboden verschwunden gewesen sein. Nicht einmal alle seine engsten Vertrauten sollen gewusst haben, wo er war.

Wahlen 2024 in Russland: Putin verkündet erneute Kandidatur – doch hält er durch?

Ist Putin vielleicht zu alt für die Strapazen eines Präsidentenamtes? Oder zu krank? Offiziell zerstreut der Russen-Herrscher alle Zweifel. Erwartungsgemäß hatte er am Freitag (8. November) seine erneute Kandidatur bei der russischen Präsidentenwahl im kommenden Jahr angekündigt. Das meldete die russische Nachrichtenagentur Tass. Putin habe bei einer Zeremonie im Kreml zur Ehrung der „Helden Russlands“ auf Bitten von Militärs seine Absicht bekundet, zum fünften Mal bei der Wahl am 17. März 2024 anzutreten. Der 71-Jährige hatte eigens die russische Verfassung ändern lassen, um noch einmal kandidieren zu können. Zuvor hatte die zentrale Wahlkommission den Termin für die Abstimmung offiziell bestätigt.

Doch um seine Amtsführung ranken sich immer mehr Rätsel und Mythen. Im Januar dieses Jahres ließ er es locker angehen. Da war er nur an sieben Tagen zu sehen. In vielen anderen Monaten verschwand er ebenfalls tagelang von der Bildfläche. Am 28. September 2023 etwa hielt Putin vier wichtige öffentliche Veranstaltungen ab, doch in den sechs Tagen zuvor hatte ihn niemand außer seinen engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesehen. Am 29. September trat er wieder öffentlich auf, doch in den nächsten vier Tagen (bis zum 3. Oktober) war er wieder weg. In den anderen Monaten ergab sich ein ähnliches Bild.

Aus Angst vor Attentaten: Putin zieht Verwirrspiel über Aufenthaltsorte und Gesundheit auf

Tatsächlich zieht Putin seit Jahren ein Verwirrspiel um seine Person auf. Aus Angst vor Attentaten vertraut er nur wenigen Menschen in seinem inneren Umfeld, seine Leibwächter sind handverlesen und er leistet sich einen Vorkoster. In seinen verschiedenen Privatresidenzen und in seinen Villen, die ihm zugeschrieben werden, soll er sich sein offizielles Amtszimmer aus dem Kreml nachbauen gelassen haben. So kann er sich filmen lassen – ohne dass sein wahrer Aufenthaltsort bekannt wird. Das berichtete vor wenigen Monaten ein geflohener Top-Beamter dem oppositionellen „Dossier Center“.

Insgesamt soll Putin im vergangenen Jahr zu 43 Prozent an Veranstaltungen aus der Ferne teilgenommen haben. „Vieles wirkt wie aus der Dose“, schreibt Proekt in seinem Bericht. Die Vermutung: Der persönliche Kameramann des Kreml macht Aufnahmen von Putin und seinen Kabinettsmitarbeitenden – und veröffentlicht das Material an den vielen freien Tagen des Präsidenten.

Krebs oder Parkinson: Kreml könnte Gerüchte über Gesundheitszustand selber streuen

Doch unabhängig bestätigen lassen sich die Angaben wie so oft nicht. Vieles rund um Putin bleibt Spekulation – so wie die vielen Berichte über seinen Gesundheitszustand. Bereits mehrfach wurde ihm aus der Ferne verschiedene Krankheiten diagnostiziert – so wie Parkinson und Krebs. Auch Gerüchte um Operationen und Doppelgänger gab es schon zuhauf. Doch ob es stimmt? Nicht wenige Kreml-Beobachter gehen mittlerweile davon aus, dass Russlands Präsident einen Teil der Gerüchte selber streut, um sein wahres Leben zu verschleiern. (jeki)

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