USA fordern 194 Millionen Dollar von deutschem Papierhersteller – der will sich wehren

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Verkauft die Koehler Gruppe ihr Thermopapier in den USA zu Dumpingpreisen? Das behaupten dortige Zollbehörden – und fordern eine hohe Summe vom Konzern.

München – Der mittelständische Spezialpapier-Hersteller Koehler Paper aus Baden-Württemberg hat aktuell reichlich Ärger auf einem seiner bedeutendsten Absatzmärkte, dem US-Markt. US-Behörden werfen Koehler Paper und weiteren internationalen Papierherstellern schon seit Jahren vor, sogenanntes Thermopapier in den Vereinigten Staaten zu Dumpingpreisen anzubieten.

Infolgedessen hatte das US-Handelsministerium in Washington Anti-Dumping-Zölle auf das hitzeempfindliche und daher ohne Farbe bedruckbare Spezialpapier von Koehler Paper erlassen. Dagegen hatte sich das Unternehmen in der Vergangenheit bereits wiederholt zu wehren versucht – allerdings erfolglos.

Nun haben die US-Behörden ihrem Vorwurf Nachdruck verliehen, indem sie mit ihren Anschuldigungen gegen Paper Koehler vor das Internationalen Handelsgericht der USA (United States District Court) zogen. Vom Familienunternehmen mit Sitz in Oberkirch fordern sie, einen Gesamtbetrag in Höhe von 194 Millionen Dollar an die US-Behörden zu überweisen, berichtet die Wirtschaftswoche.

Koehler-Konzernsprecher Stöckle: „Wir setzen uns gegen die Vorwürfe der US-Regierung zur Wehr“

Damit liege der Betrag etwa doppelt so hoch wie der Gewinn, den Koehler Paper 2022 erwirtschaftete. Auf Anfrage der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) nahm der Konzernsprecher von Koehler Paper, Alexander M. Stöckle, Stellung zu den Vorwürfen der US-Behörden: „Wir halten die Vorwürfe der US-Regierung im Zusammenhang mit Anti-Dumping Zöllen für unbegründet und setzen uns dagegen zur Wehr.“

Grundsätzlich gehe es aus Konzernperspektive beim vorliegenden Fall um ein „protektionistisches Verhalten der Vereinigten Staaten, das bei Weitem nicht nur uns als Unternehmen betrifft“, führt Stöckle aus. Wegen des derzeit laufenden Verfahrens wolle man sich aber zunächst nicht weiter zu den Vorwürfen äußern.

Eigenen Angaben zufolge ist Koehler Paper Weltmarktführer bei Thermopapier. Dieses Spezialpapier wird bereits seit den Neunzigerjahren vielseitig eingesetzt – unter anderem für Kassenzettel, Kontoauszüge und Supermarkt-Etiketten. Koehler vertreibt das Papier, dessen Beschriftung unter Wärmeeinwirkung geschieht, auf der ganzen Welt.

Entgegen vieler anderer Papierhersteller befindet sich Koehler Paper nicht in einer Krise

Während sich einige alteingesessene Papierhersteller schon seit Jahren in der Krise befinden, profitiert Koehler Paper davon, sich ausschließlich Spezialpapiere anzubieten. Konkurrierenden Unternehmen auf dem US-Markt dürfte es ein Dorn im Auge sein, dass der deutsche Hersteller außerdem mit seinem blauen Thermopapier, das er als „Blue4est“ schützen ließ, erfolgreich ist.

Der Hersteller von Spezialpapier ist weltweit Marktführer im Segment Thermopapier. Nun wurde er von US-Behörden zur Zahlung immens hoher Strafzölle angehalten
Schornsteine auf dem Gelände der Koehler Paper SE © Philipp von Ditfurth

Dieses Papier ist komplett recycelbar und darf deshalb auch direkt auf Lebensmittel geklebt werden. Doch auch weitere Unternehen innerhalb der Koehler Gruppe sind Marktführer in ihrem Segment: So auch Koehler Papers Tochterunternehmen Katz aus dem baden-württembergischen Weisenbach, das die weltweite Bierdeckel-Produktion anführt.

US-Zollbehörden erheben immense Vorwürfe gegenüber Koehler Paper

Auf den Cent genau 193.631.642,08 Dollar beträgt die von den US-Behörden veranschlagte Rechnung an Koehler. Die ausschweifende Höhe dieses Betrags könnte etwa darin begründet sein, dass Koehler nach Darstellung des US-Zolls bereits vor Jahren unerlaubt agiert haben soll: So soll der deutsche Spezialpapierhersteller Transaktionen vor den Zöllnern „absichtlich verborgen“ haben, woraufhin die Beamten ein für Koehler offenbar ungünstiges Schätzverfahren anwandten, berichtet die Wirtschaftswoche.

Auch wirft der US-amerikanische Zoll dem deutschen Unternehmen vor, bereits 2021 die Konzernstruktur verändert zu haben, um sich aus der Zahlung der veranschlagten Kosten an die US-Behörden herauszuwinden. Die seit etwa drei Jahren bestehende neue Obergesellschaft der Koehler Paper SE verfügten nun nicht mehr über ausreichend Vermögenswerte, um die veranlassten Zollschulden zu begleichen. Vor dem US-Handelsgericht wollen sie sich dieser Zahlung jetzt absichern. (fh)

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