Ende der Einspeisevergütung 2025? Solarbranche warnt Rest-Ampel vor Blackout durch Solaranlagen

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Die geplante Reform der EEG-Vergütung ist ins Stocken geraten. Solaranbieter fordern schnelle Entscheidungen, um drohende Blackouts zu verhindern.

München – Wer eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach installiert hat, ist sich bewusst, dass er für die Einspeisung seiner erzeugten Solarenergie ins öffentliche Netz eine Vergütung erhält. Im Jahr 2024 beträgt diese Vergütung für jede eingespeiste Kilowattstunde aus Anlagen mit einer Leistung von 10 kW etwa acht Cent. Der besondere Aspekt dabei ist, dass dieser Betrag unabhängig vom aktuellen Börsenpreis für Strom gezahlt wird, ob dieser nun 20 Cent, 10 Cent oder gar nichts beträgt. Da diese Einspeisevergütung jedoch aus dem Bundeshaushalt, also aus Steuergeldern, finanziert wird, führt der zunehmende Ausbau von Solarenergie zu Problemen. Allein im September beliefen sich die Kosten für den Steuerzahler auf 2,6 Milliarden Euro.

Ampel wollte Einspeisevergütung ab 2025 reformieren – wird daraus noch was?

Die ehemalige Ampel-Koalition hatte versucht, gegen diese Entwicklung vorzugehen und im Rahmen ihrer Wachstumsinitiative eine Anpassung der EEG-Vergütung eingeleitet. Allerdings konnte diese Maßnahme nicht durch den Bundestag gebracht werden, bevor die Koalition zerbrach.

Dies führt nun offenbar auch innerhalb der Branche zu Besorgnis: Die beiden Solaranlagen-Anbieter Enpal und 1Komma5° fordern die Regierung auf, diese Neuregelung noch vor den Neuwahlen zu verabschieden. Es wird „immer mehr Strom durch kleine Photovoltaik-Anlagen erzeugt, die die Einspeisevergütung erhalten und nicht gesteuert werden. Im Juli dieses Jahres waren es bereits 60 Gigawatt“, zitiert das Fachportal PV Magazine die beiden Unternehmen.

Solar-Boom führt zu Problemen: Experten warnen vor Blackouts durch Stromüberschüsse

Seit einigen Monaten warnen Fachleute vor den Folgen, wenn immer mehr kleine Solaranlagen auf den Dächern unkontrolliert ihren Solarstrom einspeisen können. Im August 2024 zitierte das Handelsblatt Maik Render, den Geschäftsführer des Regionalversorgers N-Ergie, der für Nürnberg und Umgebung zuständig ist: „Wenn der Zubau einfach ungebremst weitergeht, steigt die Gefahr, dass es zu instabilen Netzsituationen kommt.“ Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) weist auf das Risiko lokaler Stromausfälle hin. Dies könnte insbesondere im Süden und Südwesten drohen, wo seit Jahren ein Boom der Solaranlagen auf den Dächern von Privathäusern anhält. Auch Enpal und 1Komma5° warnen im PV Magazine vor dieser Entwicklung. Ohne eine neue Regelung „steht im allerschlimmsten Fall überhaupt kein Strom mehr zur Verfügung“.

Monteure installieren eine PV-Anlage auf einem Hausdach
Nach 20 Jahren endet die EEG-Förderung. Jetzt heißt es Eigenverbrauch prüfen und Anlage warten lassen, um weiterhin von der Solarenergie zu profitieren. © Rainer Jensen/dpa/dpa-tmn

Neben der Reform der Einspeisevergütung fordern Experten, wie zuletzt Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, im September, dass neue Solaranlagen steuerbar gemacht werden. Dadurch könnten Netzbetreiber im Falle einer drohenden Instabilität oder sogar eines Blackouts die Solaranlagen vom Netz nehmen. Dies war ebenfalls Teil des Plans der Ampel-Koalition, der nun jedoch auf Eis liegt.

Smart Meter notwendig um Solaranlagen vom Netz zu nehmen

Um die Anlagen steuerbar zu machen, müssten jedoch alle Solaranlagen mit einem intelligenten Stromzähler, einem sogenannten Smart Meter, ausgestattet sein. Hier hinkt Deutschland seit Jahren hinterher: Während einige europäische Nachbarländer bereits 90 Prozent ihrer Haushalte mit Smart Metern ausgestattet haben, sind es in Deutschland gerade einmal ein Prozent der Haushalte. Die Ampel-Koalition hatte ein Gesetz verabschiedet, das den Rollout von Smart Metern in Deutschland ab 2025 beschleunigen sollte. Demnach sollten Haushaltskunden in Zukunft auf Wunsch einen intelligenten Stromzähler vom Messstellenbetreiber erhalten können, und zwar zu einem gedeckelten Preis von unter 100 Euro.

Ob die Pläne zur Stabilisierung des Stromnetzes noch vor dem Jahreswechsel im Bundestag verabschiedet werden, ist mehr als fraglich. Dafür wäre die Zustimmung der Union im Bundestag erforderlich – und die Union ist nicht bereit, SPD und Grünen kurz vor den Neuwahlen einen Gefallen zu tun. Darüber hinaus haben SPD und Grüne derzeit mehrere Projekte, die durch den Bruch der Ampel-Koalition auf der Strecke geblieben sind – und für die sie kämpfen. Ob das Ende der EEG-Vergütung und die Einführung einer Steuerungspflicht für neue Dachanlagen zu den Top-Prioritäten gehört, ist ungewiss.

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