Mehrheit für Krematorium-Pläne: Aber es gibt auch Skepsis - Betreiber schweigen

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Auf die Wiese (im Hintergrund) neben der Einfahrt zur Aussegnungshalle des städtischen Friedhofs in Penzberg könnte ein Krematorium entstehen. Eine Stadtratsmehrheit hält die Fläche an der Fischhaberstraße für geeignet. © Wolfgang Schörner

Ein Unternehmen will in Penzberg ein Krematorium bauen, in dem Leichen für die Urnenbestattung eingeäschert werden. Eine Stadtratsmehrheit hält einen Standort an der Fischhaberstraße neben dem städtischen Friedhof für geeignet. Das Krematorium, so wird vermutet, würde nicht nur dem Bedarf in Penzberg allein dienen, sondern in der weiteren Region.

Eigentlich wollte die Stadtverwaltung, dass die Krematorium-Frage hinter verschlossenen Türen diskutiert wird. Auf Antrag von Adrian Leinweber (SPD) entschied der Stadtrat diese Woche jedoch einstimmig, den Punkt öffentlich zu behandeln – unter der Voraussetzung, dass in der Sitzung der Name des Unternehmens nicht genannt wird. Auch sonst wurden eher wenig Informationen preisgegeben.

Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erklärte, dass das Unternehmen auf die Stadt zugekommen sei mit dem Wunsch, in Penzberg ein Krematorium zu errichten. Aktuell gehe es darum, welchen Standort der Stadtrat für geeignet hält: eine städtische Wiese an der Fischhaberstraße zwischen Friedhof und Säubach, auf die am Ende die Wahl fiel, oder ein Standort in einem Gewerbegebiet, vermutlich im Nonnenwald.

Bei dem Krematorium würde es sich ihm zufolge um ein einstöckiges Gebäude handeln, im hinteren Bereich mit zwei Stockwerken, und einem „Kamin wie bei einem Haus“. Korpan sagte, dass das Unternehmen nach der Stadtratsentscheidung selbst in die Öffentlichkeit gehen möchte.

Das Unternehmen, so der Bürgermeister, wolle in dem Gebäude auch einen Raum reservieren, in dem sich Angehörige von den Verstorbenen verabschieden können. Was, wie er sagte, für einen Standort am Friedhof spräche. Der Antragsteller rechnet ihm zufolge mit acht Einäscherungen am Tag.

Das veranlasste Elke Zehetner (SPD) zu der Hochrechnung, dass es sich dann um knapp über 2900 Einäscherungen im Jahr handeln würde, während es in Penzberg nur 130 Feuerbestattungen im Jahr gibt, für die in Memmingen, Kempten, Traunstein oder München eingeäschert wird. Sie folgerte, dass das Krematorium für Feuerbestattungen in einem weiten Umkreis dienen soll. Armin Jabs (BfP) sprach von Teilen Oberbayerns und Schwabens als Einzugsgebiet. Korpan relativierte dies. Es werde nicht an sieben Tagen in der Woche Einäscherungen geben.

Aleksandar Trifunovic (CSU) sagte, seine Fraktion sei für einen Standort am Friedhof, die Bevölkerung müsse aber mitgenommen und bei Sorgen aufgeklärt werden. Das forderte auch Elke Zehetner. Ihr sei wichtig, ebenso die Kirchen einzubinden. Außerdem verlangte sie, dass das Unternehmen die Frage beantwortet, für welchen Umkreis das Krematorium sein soll. Indirekt warnte sie, dass es ein Bürgerbegehren geben könnte. Kerstin Engel (Grüne) sagte, man sollte das Grundstück an der Fischhaberstraße nicht hergeben, weil man noch Platz für eine Kita brauche.

Am Ende votierte eine 14:7-Mehrheit für den Standort am Friedhof. Dagegen waren Elke Zehetner, Ute Frohwein-Sendl und Anette Völker-Rasor (beide PM), Armin Jabs und Rüdiger Kammel (beide BfP), Kerstin Engel und Ferdinand Disl (parteilos). Gegen einen Standort im Gewerbegebiet sprach sich zugleich eine deutliche 18:3-Mehrheit aus.

Betreiber wollen sich noch nicht äußern

Anruf bei Felix Leipold, selbst Stadtratsmitglied in Geretsried, der hinter vorgehaltener Hand mit dem Krematorium-Antrag in Verbindung gebracht wird. „Ich bedauere zutiefst, dass das Thema in den öffentlichen Teil gerutscht ist“, sagte er auf Nachfrage. Und: „Zum jetzigen Zeitpunkt werden sich die beteiligten Personen nicht äußern können. Dabei wollen die Betreiber die Penzbergerinnen und Penzberger nicht im Unklaren lassen – das ist nicht die Absicht dahinter“, so Leipold. „Die Betreiber werden zum passenden Zeitpunkt vollumfänglich und transparent informieren. Wasserstandsmeldungen wären hierfür kontraproduktiv.“ Zu seiner eigenen Rolle und zum Krematorium selbst wollte er sich nicht äußern.

Pläne für ein Krematorium gibt es auch in Krailling im Landkreis Starnberg. Dort will die Novum 1 GmbH bis Frühjahr 2027 eine Anlage für rund zehn Millionen Euro errichten. Betreiber werden das Bestattungsunternehmen Ahorn Gruppe und Zirngibl Bestattungen sein. Bürgerproteste gab es vor drei Jahren in Sauerlach. Dort stoppte der Gemeinderat die Krematorium-Pläne.