Tesla feiert in Grünheide die Produktion des 400.000 E-Autos – und warnt vor düsterem Schicksal
Der US-Autobauer Tesla feierte in seinem Werk in Grünheide die Produktion des 400.000 E-Autos. Der Tesla-Leiter mahnt seine Mitarbeiter vor dem „sehr, sehr, sehr dramatischen“ Schicksal von Volkswagen.
Grünheide – Die E-Auto Produktion im Tesla-Werk in Grünheide hat einen Meilenstein gefeiert: Ende September wurde dort das bereits 400.000 Auto seit Produktionsbeginn im März 2022 produziert. Der US-Autohersteller ließ an dem Erfolg auch seine Mitarbeiter teilhaben. Trotzdem warnte Tesla-Deutschlandchef und Werksleiter André Thierig auf der jüngsten Betriebsversammlung vor dem Schicksal von VW und nimmt Stellung, ob es Tesla ähnlich ergehen könnte.
Feier zum 400.000 Auto im Werk bei Grünheide: Doch hohe Krankenstände trüben Erfolgsmeldung
Mit Pizza und einer verlängerten Pause wurde im Tesla-Werk das 400.000 E-Auto gefeiert, geht aus internen Chatnachrichten hervor, die dem Handelsblatt vorliegen. Dabei war in Grünheide die Feierstimmung zuletzt gedämpft: Hohe Krankenstände belasten das Unternehmen, die Ausbaupläne des Werks in Grünheide liegen derzeit auf Eis und zudem gibt es immer wieder Proteste von Aktivisten auf dem Gelände.
Zuletzt war bekannt geworden, dass der Personalchef unangekündigte Hausbesuche bei ausgewählten, krankgeschriebenen Mitarbeitern durchführt. Denn das Werk kämpft mit einer auffällig hohen Anzahl an Krankenständen, vor allem an Freitagen. Die Zahlen liegen dabei weit über dem bundesweiten Durchschnitt, der laut Statistischem Bundesamt im letzten Jahr bei knapp über sechs Prozent lag– und zwar sogar rund dreimal höher. Damals hieß es: Der E-Autobauer wolle wieder zum „meistverkauften Auto der Welt“ werden – und das ginge eben nur, wenn auch die Mitarbeiter in Grünheide wieder zur Arbeit kommen.
VW Schicksal sei laut Tesla-Deutschland-Chef „sehr, sehr, sehr dramatisch“
Die deutsche Autoindustrie steckt derzeit branchenweit in einer tiefen Krise. Immer mehr Zulieferer in Deutschland stehen vor der Insolvenz. Der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte kürzlich das Vorgehen der Bundesregierung: Kein anderes Land der Welt würde „eine der wichtigsten Säulen“ der Volkswirtschaft und des Wohlstands „mutwillig“ ruinieren. Gabriel sorge sich dabei zwar vor allem um die vielen Zulieferer der Branche – „das ist ein stilles Sterben“ –, aber auch große Konzerne wie VW kämpfen mit erheblichen Problemen, dort könnten sogar bis zu 30.000 Mitarbeiter entlassen werden.

Auch Thierig schaute bei der jüngsten Betriebsversammlung mit einem sorgenvollen Auge zu VW: „Mir geht es jetzt nicht darum, irgendwie VW-Bashing oder irgendetwas zu betreiben“, soll Thierig laut Handelsblatt gesagt haben. Doch was in Wolfsburg bei Volkswagen passiere, sei wirklich „sehr, sehr, sehr dramatisch“. Er spricht auch die VW-Mitarbeiter und deren Familien an, denn es seien „ganz, ganz düstere Zeiten“, es sehe wirklich schlimm aus bei VW. Dann spricht er die Tesla-Mitarbeiter direkt an: „Ihr müsst euch jetzt alle die Frage stellen, nicht hier, nicht heute, aber grundsätzlich: Wollt ihr, dass wir auch so einen Weg einschlagen?“
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Hohe Krankenstände belasten VW und auch das Werk von Tesla in Grünheide
Denn auch bei VW soll es hohe Krankenstände geben. Werkschließungen, rigoroses Sparprogramm und Mitarbeiterabbau stehen im Raum. Thierig spannt bei der Betriebsversammlung den Bogen zum eigenen Werk: „VW entgeht jedes Jahr durch Produktivitätsverluste eine Milliarde Euro.“ Die Probleme in Grünheide und Wolfsburg seien sehr ähnlich, meint der Tesla-Chef in Deutschland.
„Wenn hier dauernd 15, 18 Prozent der Mitarbeiter krank sind und wir mehr Personal einstellen müssen, um diese Abwesenden zu kompensieren“, werde sich das auf unsere Preise der Fahrzeuge niederschlagen müssen, warnt Thierig. Dabei sei dieses Jahr viel passiert: Eine Kantine habe eröffnet, die Gehälter seien Ende Februar angepasst worden, ein Barber-Shop und ein Gym seien außerdem eröffnet worden. Auch Elon Musk hatte sich kürzlich zu den Krankenständen in Grünheide zu Wort gemeldet. „Das klingt verrückt. Ich schaue mir das an“, schrieb er auf X.