Merz will Rentner um eine Milliarde entlasten: „Für diejenigen, die es wollen“
Bundeskanzler Merz plant die Aktivrente ab 2026. Rentner können 2000 Euro steuerfrei verdienen. Der Staat verzichte auf eine Milliarde Euro jährlich.
Berlin – Bundeskanzler Friedrich Merz macht Ernst mit seinem Wahlversprechen: Die geplante Aktivrente soll zum 1. Januar 2026 starten und arbeitende Rentner um rund eine Milliarde Euro jährlich entlasten. Laut Zahlen aus dem Bundesfinanzministerium, über die die Bild berichtet, sind im Bundeshaushalt für 2026 bereits steuerliche Mindereinnahmen von 900 Millionen Euro eingeplant. Im Jahr 2027 soll die Entlastung so die Milliardengrenze erreichen.
„Wir wollen das auf der Basis der Freiwilligkeit versuchen“, erläuterte Merz im ZDF-Sommerinterview. Die Lebensarbeitszeit müsse insgesamt verlängert werden. „Das gilt aber insbesondere für diejenigen, die es können und die es wollen.“
Aktivrente startet 2026 mit massiver Steuerentlastung: Verdopplung des steuerfreien Zuverdienstes geplant
Das Konzept ist simpel: Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, soll künftig bis zu 2000 Euro monatlich steuerfrei zur Rente hinzuverdienen dürfen. Bisher liegt die Grenze bei 1000 Euro. Damit würde sich der steuerfreie Zuverdienst exakt verdoppeln. Laut T-Online bedeutet dies eine erhebliche Besserstellung gegenüber jüngeren Arbeitnehmern: Da der Grundfreibetrag 2026 voraussichtlich bei 1029 Euro monatlich liegen wird, könnten Menschen im Rentenalter also 971 Euro mehr verdienen als „normale“ Arbeitnehmer, ohne dass darauf Steuern fällig werden.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht die Reform kritisch. Laut einer Studie profitieren „rund 230.000 abhängig Beschäftigte im Rentenalter direkt von der geplanten Aktivrente – vor allem die mit hohen Einkommen“. Da geringfügig Beschäftigte nicht von der Steuervergünstigung profitieren, entlastet die Aktivrente vor allem Besserverdienende.
Stefan Bach, Leiter der DIW-Studie, warnt: „Das birgt sozialen Sprengstoff – vor allem, wenn ältere Beschäftigte steuerlich stark begünstigt werden, während jüngere Erwerbstätige weiterhin voll belastet bleiben.“
Neue Aktivrente: Fraglicher Nutzen gegen Fachkräftemangel und bürokratische Hürden bei Selbstständigen
Ob die Aktivrente tatsächlich dem Fachkräftemangel entgegenwirkt, ist umstritten. Das DIW berechnet, dass erst bei einem Zuwachs von 75.000 erwerbstätigen Rentnern die Steuerausfälle durch zusätzliche Einnahmen ausgeglichen werden könnten. „Das lässt sich nicht genau schätzen, da es bisher kaum Beschäftigte in dem Alter gab“, erklärt DIW-Experte Peter Haan.
Auch die Deutsche Bundesbank hält nichts von der Aktivrente. Für ein längeres Erwerbsleben sei es bedeutsamer, „das gesetzliche Rentenalter für die Zeit nach 2031 und die Altersgrenze für den frühestmöglichen Rentenzugang an die Lebenserwartung zu koppeln“, heißt es im Bundesbank-Monatsbericht Juni wie die Rheinische Post berichtet.
Ein weiteres Problem sieht das DIW bei der Gleichbehandlung von Selbstständigen. „Ferner könne man die Aktivrente aus rechtlichen und faktischen Gleichbehandlungsgründen nicht den Selbstständigen vorenthalten“, gibt Stefan Bach zu bedenken. Das erhöhe aber die Mitnahmeeffekte, da Selbstständige häufiger bis ins hohe Alter weiterarbeiten.
Milliardenentlastung mit ungewissem Arbeitsmarkteffekt: Generalsekretär Linnemann bekräftigt Aktivrente
Die Details zur praktischen Umsetzung sind noch offen. Da die Aktivrente eine Steuerentlastung darstellt, dürften Rentner über ihre normale Steuererklärung entlastet werden. Die Finanzämter müssen dann den höheren Freibetrag berücksichtigen.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bekräftigte gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Aktivrente Anfang 2026 kommt“, damit „Leistung sich spürbar lohnt und für uns als Gesellschaft, weil wir das wertvolle Wissen und die Fähigkeiten der Ruheständler weiter zur Verfügung haben.“ Die Regierung hofft, dass Hunderttausende von der Neuregelung profitieren werden. Ob die Milliarden-Entlastung tatsächlich den gewünschten Effekt auf den Arbeitsmarkt haben wird, bleibt jedoch abzuwarten. (ls)