Konkurrent nimmt Mercedes-Chef aufs Korn – „Das ist die gleiche Person“

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Während andere Autohersteller beim Thema E-Auto zurückrudern, hält Kia an seinen Zielen fest. Nun stellt die Marke ihre Elektroautos auch innerhalb der EU her.

Zilina/Frankfurt – Seitdem die Gewinne der deutschen Autobauer purzeln, hat sich das Klima in der einstigen Vorzeigeindustrie spürbar verändert. Steigende Kosten belasten nicht nur die Hersteller selbst, sondern treffen auch zahlreiche Zulieferer.

Das bekommt der Wirtschaftsstandort Deutschland deutlich zu spüren – und ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist der Wandel hin zur Elektromobilität. Doch während Mercedes-Benz und Co. beim Thema E-Auto inzwischen zurückrudern, setzt Kia in Europa unbeirrt auf Strom. Bei einem bedeutenden Event in der Slowakei nimmt ein Manager der koreanischen Marke Stellung – und nimmt Ola Källenius aufs Korn.

Kia startet Elektroauto-Produktion in der EU – Seitenhieb an Mercedes

Während viele Hersteller angesichts schleppender E-Auto-Verkäufe und politischer Unsicherheiten eine Kurskorrektur vornahmen, hält Kia an seinen ambitionierten Zielen fest. „Für Kia ist es kein Problem, ab 2035 in der EU nur noch rein elektrisch unterwegs zu sein. An diesem Ziel wird nicht gerüttelt, ob wir das nun mögen oder nicht“, stellte Europachef Marc Hedrich laut Autogazzette.de am Rande des Produktionsbeginns der Elektro-Modellreihe Kia EV4 fest.

Mit dieser Haltung grenzt sich Kia von Wettbewerbern wie Mercedes ab, deren Vorstandschef sich seit geraumer Zeit für eine Aufweichung des Verbrenner-Enddatums stark macht. Hedrich kommentierte trocken: „Das ist die gleiche Person, die vor ein paar Jahren gesagt hat, dass Mercedes im Jahr 2030 voll elektrisch ist.“ Für den Kia-Manager ist klar: Wer jetzt den E-Kurs verlässt, verspielt die Zukunft.

Kia gehört in Sachen E-Mobilität in Europa zu den Gewinnern

Die aktuellen Zahlen sprechen für Kia: Im ersten Halbjahr 2025 lag der Anteil reiner Elektroautos (BEV) am Kia-Gesamtabsatz in Europa bei 23 Prozent, in Deutschland sogar bei 25 Prozent. Damit liegt der südkoreanische Hersteller über dem Marktdurchschnitt, der europaweit bei rund 16 Prozent und in Deutschland bei 18 Prozent liegt.

Bei einem Event von Hersteller Kia fällt ein Seitenhieb auf Mercedes-CEO Ola Källenius. Der Manager legte beim Thema E-Mobilität eine 180-Grad-Wende hin
Bei einem Event von Hersteller Kia fällt ein Seitenhieb auf Mercedes-CEO Ola Källenius. Der Manager legte beim Thema E-Mobilität eine 180-Grad-Wende hin. © Kia/Sven Simon/Imago; Bildmontage: IPPEN.MEDIA

Während andere Hersteller mit dem Absatz ihrer Stromer und den daraus resultierenden Folgen kämpfen, trifft Kia offenbar den Nerv der europäischen Kundschaft – und das trotz weggefallener Subventionen beim Neuwagenkauf: „Der Elektromarkt gerade in Deutschland wächst – und das sogar ohne Kaufprämien“, wird Hedrich am Rande seines Besuchs von Kia Motors Slovakia (2004 gegründet) zitiert. Förderungen seien zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig für den Markterfolg.

EV4 für Europas Märkte: Kia startet E-Auto-Produktion in Zilina

Ein wichtiger Baustein der E-Offensive ist das Werk im slowakischen Zilina. Seit 2006 wurden dort mehr als fünf Millionen Fahrzeuge gefertigt, nun ist dort die Produktion des neuen Kia EV4 gestartet. Es handelt sich um einen Crossover, der auf der E-GMP-Plattform basiert und mit zwei Batteriegrößen (58,3 oder 81,4 kWh) eine Reichweite bis zu 625 Kilometer bietet. Der Einstiegspreis liegt aktuell bei 37.590 Euro.

„Der Start der EV4-Produktion ist ein bedeutender Meilenstein für uns. Er demonstriert die technische Leistungsfähigkeit und Flexibilität unserer europäischen Aktivitäten“, erläutert Hedrich in einer entsprechenden Mitteilung. Noch in diesem Jahr soll mit dem EV5 das nächste E-Modell folgen, Anfang 2026 dann der kompakte EV2, der ebenfalls in der Slowakei gebaut wird und für rund 30.000 Euro erhältlich sein soll.

Kia hat im slowakischen Werk Zilina mit der Produktion des Elektroautos EV4 begonnen
Kia hat im slowakischen Werk Zilina mit der Produktion des Elektroautos EV4 begonnen. © Kia

Kia rechnet mit 15 Elektroauto-Modellen bis 2030 – und Plug-in-Hybriden

Bis 2030 will Kia weltweit 15 reine Elektro-Modelle und zehn Plug-in-Hybride anbieten. Das globale Ziel nach Angaben von Autogazzette.de: 4,19 Millionen verkaufte Fahrzeuge, davon 1,26 Millionen reine Stromer. Ein günstiges E-Auto-Modell für unter 25.000 Euro ist dabei jedoch nicht geplant: Dies laufe dem Premiumgedanken der Hyundai-Tochter zuwider, wie Hedrich ausführt.

Auch in der Debatte um Technologieoffenheit positioniert sich Kia: Prinzipiell sei man offen für verschiedene Antriebe, E-Fuels würden für die Koreaner allerdings keine Rolle spielen: „Daran verschwenden wir angesichts der bestehenden Regulatorik keinen Gedanken.“ Auch Range Extender sind für Kia offenbar kein Thema – der Fokus liege klar auf batterieelektrischen Fahrzeugen.

Keine E-Auto-Kaufprämie in Deutschland – so plant Kia für die Zeit nach 2035

Die kurzfristige Abschaffung des Umweltbonus Ende 2023 sorgte in Deutschland für Unsicherheit. Worin sich das Unternehmen mit der deutschen Konkurrenz einig ist: Für Kunden und Industrie sei Planbarkeit wichtiger als kurzfristige Förderungen. Kia will daher unabhängig von staatlicher Unterstützung Kurs halten und für die Zeit nach dem Verbrenner-Aus auf reine E-Autos setzen.

Einen ernsthaften neuen Konkurrenten gibt es bald auch für den elektrischen VW Bulli: Mit dem PV5 bringt Hersteller Kia ein modernes und kostengünstigeres Elektroauto-Modell nach Europa. (PF)

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