BMW-Chef hält am Verbrenner fest: Eine Zukunft nur mit E-Autos „wird es nicht geben können“
BMW will in seinem Stammwerk in München zwar nur noch E-Autos bauen. Doch einen Abschied vom Verbrenner lehnt der Chef Oliver Zipse nach wie vor vehement ab.
München – BMW-Chef Oliver Zipse ist und bleibt klein Fan des Verbrennerverbots in der EU. Zwar plant der Münchener Autobauer, ab 2028 nur noch E-Autos im Werk in München vom Band rollen zu lassen. Doch im Interview mit dem Focus bekräftigt der BMW-Boss erneut: „Ich bin unverändert davon überzeugt, dass das pauschale Verbot einer Technologie zunächst kontraproduktiv auf die CO₂-Bilanz wirkt.“ Nur mit Technologieoffenheit könne man Klimaziele wirklich erreichen, sagt er weiter.
BMW-Chef kämpft für E-Fuels und gegen Verbrennerverbot
So kämpft der BMW-Manager weiter für den Einsatz von E-Fuels, die in der EU besonders umstritten sind. Kritiker bemängeln, dass E-Fuels sehr teuer seien und deshalb kaum wirtschaftlich einsatzbereit sein werden. Doch Zipse hält dagegen: „Welche andere Lösung gibt es denn, um den enormen Bestand von über 1,2 Milliarden Autos weltweit CO₂-effizienter fahren zu lassen? Und wenn die Produktion industriell skaliert, werden auch die Preise für E-Fuels sinken.“
Dennoch erkennt auch Zipse an, dass E-Mobilität einen Großteil des Geschäfts schon in naher Zukunft ausmachen wird. „Im November haben wir weltweit erstmals über 40.000 reine Elektroautos verkauft. Wir sind da, wenn der Markt da ist“, so der BMW-Boss gegenüber Focus weiter.
Entsprechend hat man bei BMW nun entschieden, sich an den Markt anzupassen und ab Ende 2027 nur noch E-Autos im Stammwerk zu produzieren. Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic sagte dazu am Mittwoch (10. Januar): „Wir investieren hier 650 Millionen Euro und werden damit bereits ab Ende 2027 ausschließlich vollelektrische Fahrzeuge in unserem Stammwerk produzieren.“ Der Umbau erfolge bei laufendem Betrieb.
BMW produziert täglich tausende Autos
Heute laufen in München täglich fast 1000 Autos vom Band, darunter der herkömmliche BMW 3er und der vollelektrische i4 - alle auf der gleichen Produktionslinie. 2026 soll im Stammwerk die Produktion von Autos auf der neuen Elektro-Plattform Neue Klasse anlaufen. Ein Jahr später soll das Werk dann als erster BMW-Standort vom Verbrenner vollständig auf Batterieautos (BEV) umsteigen.

Die Investition von 650 Millionen Euro umfasst eine neue Fahrzeugmontage samt Logistikflächen und einen neuen Karosseriebau. Um den Platz dafür im Werk mitten in München zu schaffen, wurde die Motorenfertigung nach Hams-Hall in England und Steyr in Österreich verlagert. 1200 Mitarbeiter wurden umgeschult oder versetzt. Die Autos der Neuen Klasse werden zunächst im neuen BMW-Werk Debrecen in Ungarn und in München gebaut, dann auch in Shenyang in China und San Luis Potosi in Mexiko.
Meine news
BMW könne „liefern und gleichzeitig die Zukunft gestalten“, sagte Nedeljkovic: „Allein im letzten Jahr sind sechs vollelektrische Modelle angelaufen, gleichzeitig haben wir einen Produktionsrekord erzielt.“
BMW-Chef Zipse: Verbrenner wird es weiterhin geben
Trotzdem wird der Münchener Autobauer weiter Verbrenner bauen und verkaufen. Zipse ist nämlich der Meinung, dass es in den nächsten zwanzig Jahren nicht dazu kommen wird, dass überall nur E-Autos fahren. „Die heutige Krisensprache redet gerne von ‚Wende‘. Aber das bedeutet doch bildlich eine 180-Grad-Umkehr. Die wird es nicht geben können“, so seine Einschätzung. Zum Verbrennerverbot der EU sagt er dem Focus weiter: „Wenn neue, effizientere Motoren verboten werden, fahren die Leute eben ihre alten Autos länger.“
Im Jahr 2026 wird die EU das Verbrennerverbot nochmal neu bewerten und gegebenenfalls revidieren. Dabei hoffen Gegner wie Zipse, dass eine Neubewertung dazu führt, dass ab 2035 weiterhin Verbrenner in Europa gebaut und zugelassen werden.
Mit Material von dpa