Markige Sprüche fürs Tegernseer Tal gab‘s beim Stakrbierfest in Tegernsee zu hören. Bruder Barnabas derbleckte, nachdem der Oimara angezapft hatte.
Tegernsee – Zum 14. Mal nahm Nico Schifferer alias Bruder Barnabas beim Tegernseer Starkbierfest die Politik in Tal und Landkreis ins Gebet. Die Zuhörerschaft folgte seinen markigen Worten bereitwillig – rund 500 Gäste hatte Wirt Peter Hubert zur Premiere am vergangenen Mittwochabend (26. März) ins Bräustüberl eingeladen. Darunter etliche bekannte Gesichter, Honoratioren und VIPs, für deren namentliche Begrüßung der Gastgeber stattliche 15 Minuten benötigte.
Kein Wackelkontakt: Da Oimara zapft im Bräustüberl an
Den wohl größten Beifall bekam dabei Beni Hafner alias Oimara – dem Bräustüberl schon lang verbunden und neuerdings als „Superstar vom Tegernsee“ gefeiert – der heuer sogar das erste Holzfass Quirinus-Bock anzapfen durfte. Trotz Trainingseinheit mit Braumeister Norbert Stühmer ging nach drei Schlägen ein bissl was vom dunklen Gerstensaft daneben, worüber Fastenprediger Schifferer gleich genüsslich feixte. „Beni, du bist a Wirtsbua und des hoaßt du O’zapfn? Für mich ist des a Bodenversiegelung!“
Besonders freute sich Barnabas anschließend über die Präsenz der Hausherrin, Herzogin Anna in Bayern. „Ihre Anwesenheit wird dringend benötigt, um der Schärfe der Predigt einen weiblichen Charme und etwas Weichheit entgegenzusetzen.“ Auch dass so viele Tal-Bürgermeister gekommen waren, freute den Fastenredner. Lediglich Gmunds Rathauschef Alfons Besel fehlte.
Alkoholfreies auf die Schippe genommen
Zu Beginn seiner gut anderthalbstündigen Rede plädierte Barnabas dafür, die Produktion und den Verkauf des Quirinus-Bocks auf das ganze Jahr auszuweiten. „Ohne diesen wichtigen Beitrag der herzoglichen Brauerei ist die Weltlage heute nur noch schwer, und wenn es so weiter geht, überhaupt nicht mehr zu ertragen.“ Gleichsam kam er nicht umhin, das alkoholfreie Bier, an dem die Brauerei seit etwa einem Jahr tüftelt, auf die Schippe zu nehmen. Es sei pervers, bei einem Starkbierfest über alkoholfreies Bier reden zu müssen. „Des kimmt mir so vor, als spricht der Eunuch vom Schnackseln und der Haslberger von der Bescheidenheit.“
Aber nicht nur das herzogliche Brauhaus bot heuer eine Steilvorlage für den Fastenprediger, der das Massel habe, dass auch die Gemeinden und der Kreis extrem viel hergeben. „Die liefern jeden Tag.“
Eine Auswahl der besten Sprüche 2025
Über Künstliche Intelligenz und das interkommunale Schwimmbad: „Ich glaube nicht, dass uns KI ein Schwimmbad bescheren wird. (...) Wir sind eine Tourismushochburg, aber Schwimmbad haben wir keines. Jahrelange Expertenanhörung und Berechnungen haben dazu geführt, dass man herausgefunden hat, dass Kreuth und Waakirchen finanzschwach sind. Vielleicht hätt man des auch so rausbrocht.“
Meine News
Über die „Schwindsucht“ in Gmund: „Die Gemeinde hat in einer unglaublich traurigen Aktion 311 Bürger auf oan Schlog verloren. (...) Vielleicht ist das für unsere Verkehrsproblematik die Lösung – Entzerrung des Verkehrs durch Bürgerschwund. (...) Ich komme zurück auf den von mir sehr vermissten Bürgermeister Alfons Besel. Die haben eine Task Force gegründet zum Suchen dieser Bürger. Der Alfons muaß suacha heifa.“
Zum Thema Weber in der Wies: „Was da vom Landratsamt genehmigt wurde, ist erneut eine für die Bürger nicht nachvollziehbare Entscheidung. – Diese elegante Formulierung soll das Wort ‚Sauerei‘ vermeiden. (...) Eine schallende Ohrfeige für Denkmalschutz, Arterhaltung und Natur.“
Zu umstrittenen Bauprojekten generell: „Immer wieder landen wir vor Gericht. San mir denn z’bled oder reden wir nicht mehr miteinander? Wo ist das Problem? Warum können wir nicht etwas klären, ohne einen Richter in München zu bedürfen.“
Zum Thema Parken am Tegernsee: „Der Tegernseer Stadtrat (...) entscheidet kreativ: E-Autos kosten drei Stunden nix. Die Bürger und Touristen wundern sich, zurecht!“ Der Mieter eine Parkplatzes habe gefälligst für das Areal zu bezahlen, nicht aber für die Art, wie er diesen Ort erreicht, meinte Barnabas. „Wenn die Stadt konsequent ist, dann verringert sie die Kurtaxe für elektrisch Angereistete um 72 Prozent. Und wer mit am Roß kummt, kriagt no a Geid raus.“
Zu Ewigkeitsbauprojekten: „Im Tegernseer Tal gibt es eine Reihe von Speed-Bauvorhaben. Das sind Projekte, bei denen es innerhalb von zehn bis 15 Jahren keinerlei Fortschritt gibt. (...) Super Beispiel ist das Almdorf. Des schaut aus, wie im Frühjahr ‘45 nach einem Bombenangriff – a Haufn Dregg und a greisliger Bauzaun.“
Zum renovierten Wirtshaus in der Valepp: „Jedes Moi, wenn der Neuer verletzt ist, wird in da Valepp da Wurschtsalat deira. Meines Erachtens muaß da irgendein Verdienstausfall aufgefangen werden.“
Auch um Bad Wiessee kam Barnabas nicht herum: „In Bad Wiessee haben wir nicht nur Baustellen, an denen gebaut wird, Baustellen, an den leidenschaftlich nicht gebaut wird, und diesen Alm-technischen Alleinunterhalter Franz Haslberger. (...) Was den Mann an- oder umtreibt, weiß kein Mensch. Aber Ihnen ist sicher schon aufgefallen, dass es eine gewisse Diskrepanz gibt zwischen extremem Reichtum und dem Gefühl, dass nicht alle Regeln für alle gleich sind.”
Von Rottach-Egern und Bürgermeister Christian Köck zeigte sich Barnabas beeindruckt: „Jetzt traut sich doch einmal eine Gemeinde, der fehlgeleiteten Asylpolitik die Gefolgschaft zu verweigern. Schneidig Rottach-Egern! (...) Rottach als kleines gallisches Dorf und der Christian als Majestix, den’s aufm Schildl umanand’ tragen – ist das nicht ein wunderschönes Bild?”
Landrat Olaf von Löwis schmeichelte Barnabas ebenso: „Anständige Menschen wie Sie, könnte man mehr gebrauchen. Allerdings hindert Sie Ihre bekannt gute Erziehung daran, einmal auf den Tisch zu hauen. Wobei der Bürger immer noch nicht weiß, ob Sie Angst haben, sich die Hand zu verletzen oder nur den Tisch schonen wollen.”
Über Kreuth witzelte der Prediger: „Haben Sie kürzlich mal auf der Gmoa angerufen? Do lafft a Bandl mit der Stimme vom Bierschneider Sepp: ‘Grüß Gott im Bergsteigerdorf Kreuth und vielen Dank für Ihren Anruf, mia hamma koa Geid’. (...) Die Nummer mit dem Schulterzucken und dem schwachen Etat zieht er jetzt schon eine ganze Weile durch. (...) Bevor du vom Bierschneider Sepp eine spontane Entscheidung griagst, griagst du eher von einer Bräustüberl-Bedienung a Flaschn Rioja.”
Natürlich kam Schifferer auch aufs Jubiläum 350 Jahre Bräustüberl zu sprechen, das er als Zentrum im Tegernseer Tal titulierte und gleichzeitig ein großes Lob an Gastgeber Peter Hubert schickte. „Du hast den Laden umgebaut in eine super effiziente gastronomische, whatever, ohne den Charme des Bräustüberls dabei zu zerstören.“ Dafür gab es großen Applaus in der vollbesetzten Wirtsstube. Obendrein verriet Barnabas Peter Huberts Geheimnis, warum dieser nach 21 Jahren als Wirt immer noch so gut aussehe: „Am Beda sein Bräustüberl-Motto is: ‘I fahr’ dirm nach Ibiza, do is a recht schee’!“
Blick in die Zukunft
Wie immer schloss Barnabas seine Predigt mit einem amüsanten Bild der Zukunft im Tegernseer Tal und zählte unter anderem auf:
„Der Haselberger geht zurück nach Freising und rührt wieder Beton an, anstatt ihn im Söllbachtal zu verbauen; der Normal-Tegernseer schreibt keine anonymen Briefe mehr, sondern Liebesbriefe und liest wieder den Ganghofer; Gmund findet seine verlorenen Bürger wieder; Rottacher Jager schießen und füttern in Harmonie; Bad Wiessee wird umgetauft in Bad Haslberg, das Ex-Kurviertel wird Strüngmann-City; Kreuth legt einen semi-asphaltierten Geschichtswanderweg an – vom Bergsteigerdorf zum Pleitegeier; in Tegernsee werden Wochenend-Parkplätze über Aktion Mensch verlost und die Brauerei dementiert heftig die Nachricht, dass man groß ins Cola-Geschäft einsteigt und dass das Guggemoos herzogliches Ruinen-Museum wird; Gmund feiert 950 Jahre Radldorf; Bauamt in Miesbach wird aus Sicherheitsgründen mit Handwaffen ausgerüstet, damit der Kampf mit den Kommunen nicht mit bloßer Hand geführt werden muss; und alle gehen heim in der Hoffnung, dass es statt Corona 2026 wieder ein Starkbierfest geben wird.”
Mit dem „Das Gelbe Blatt“-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Das Gelbe Blatt“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.