Starkbierfest im Tegernseer Bräustüberl: Die besten Sprüche von Bruder Barnabas

Beim 13. Starkbierfest im Tegernseer Bräustüberl schenkte Nico Schifferer alias Bruder Barnabas wieder Frotzeleien aus und versetzte Politikern und Persönlichkeiten des Tegernseer Tals so manch verbale Watschn.

Tegernsee – In seiner gut zehnminütigen Begrüßung der Honoratioren und VIPs setzte erst einmal Gastgeber Peter Hubert die ersten Pointen des Abends. „Herr von Löwis lässt sich leider entschuldigen. Der hat sich nicht her getraut, weil am Gmunder Berg drei Warngauer Traktoren gestanden sind. Er sagt, das ist ihm jetzt zu heiß hier“, witzelte der Bräustüberl-Wirt, schob den Spaß aber gleich beiseite: Der Landrat war zeitgleich in Markus Lanz‘ TV-Sendung eingeladen.

Starkbierfest im Bräustüberl Tegernsee: Fastenprediger Nico Schifferer alias Bruder Barnabas legt los

Das richtige Derblecken überließ Hubert schließlich Fastenprediger Nico Schifferer. Zum 13. Mal stülpte der sich die Mönchskutte über und las als Bruder Barnabas den Politikern des Tegernseer Tals und darüber hinaus die Leviten. Das Motto seiner diesjährigen Predigt: „Es gibt für jedes Problem eine Lösung, die einfach, klar und falsch ist.“

Grassierende Rathaus-Mania

Schifferer fing aber mit etwas Positivem an und begann mit Rottach-Egerns Bürgermeister Christian Köck: „Du griagst ja jetzt dein Rathaus. Des gfreid mi narrisch, dass sich nicht die Rechtsdenker durchgesetzt haben, sondern die, die ein Konzept haben.“

Auch dem wiedergewählten Bürgermeister von Gmund, Alfons Besel, gratulierte Barnabas. „Wobei das nicht alltäglich war. Denn er hatte als Gegenkandidatin eine Juristin von der CSU. Wia I no jung war, ist in Gmund CSU gewählt worden, da haben die ein Kreuzl gmacht und gar ned gwusst, wia der Kandidat hoaßt.“ Nur die Wahlbeteiligung sei bei beiden Entscheidungen beschämend gewesen. „Wahrscheinlich hättet ihr fragen sollen, ob der Usmanow Ehrenbürger werden soll, dann wären mehra ganga.“

In Waakirchen habe man ja auch die grassierende Rathaus-Mania. „Und ich verstehe die Waakirchner gut (…), die schauen immer in des Tal eina und sehen, wie völlig intakte Gebäude abgerissen und Millionen ausgegeben wer‘n – Feuerwehrhäuser, Rathäuser. Da haben die gesagt: Ach, da möchten wir aber auch mitspielen. Dann bauen die, im großen Stil, ein Rathaus für achterfuchzgtausend Leut. Die hätten bloß amoi an Zensus machen müssen (…), dann hätten‘s festgestellt, dass sie bloß 5800 Leute haben.“

Zur künstlichen Intelligenz (KI) meinte Barnabas: „Wir benötigen künstliche Intelligenz dringend. (…) Sonst wär das nicht passiert, dass wir in einem der reichsten Gebiete Deutschlands koa Schwimmbad haben. (…) Alle würden KI nutzen. „Nur unsere Gemeinden versuchen es hartnäckig weiterhin mit analogen Gemeinderäten.“

Andreas-Hofertum in Kreuth

Als dramatische Fehlentscheidung wertete der Fastenprediger ganz aktuell, dass das zertifizierte Bergsteigerdorf Kreuth seine Touristen-Info schließen und durch einen Automaten ersetzt will. „Diese Entscheidung ist extrem falsch. Lieber Kreuther Gemeinderat, die Leute haben die Schnauze voll von den ewigen Automaten.“

Den offenen Widerstand Kreuths gegen die Beitragserhöhung der TTT feierte Barnabas wiederum: „Arm zu sein ist plötzlich sexy. Kreuth ist die Eliza Doolittle des Landkreises. Und der sonst so linientreue Bierschneider Seppi von der CSU kommt plötzlich daher wie ein baskischer Freiheitskämpfer. Für mich hat die schneidige Abstimmung des Gemeinderates auch etwas von Andreas-Hofertum. Seit dem legendären Tiroler Kämpfer gab es in der Alpenregion keine derart mutige Entscheidung mehr. Bravo und weiter so, befreit euch von den Fesseln der Moderne – zurück auf die Almen.“

Nobelpreis für sinnfreien Aktionismus

Die Touristiker des Tals durften sich ohnehin viel Häme anhören: „TTT, teurer Tal Tourismus, das ist schon sehr praxisnah gewählt.“ Barnabas fragte, ob man wirklich Werbung machen muss, um noch mehr Touristen anzulocken, wenn man schon mit jenen nicht fertig wird, die sowieso kommen. Die Marketingreise von fünf TTT-Mitarbeitern zur „Berlinale“ ließ Schifferer erst recht nicht kalt: „Bissl Smalltalk mit George Clooney, das bringt unser Tal nach vorn! (…) Des wär genauso, als führe der Besel Alfons zum Kongress zu den Herzchirurgen und der Hagn Hannes zum Meeting für die bretonischen Tiefseefischer. Genauso sinnvoll.“

Über die Entwicklung der neuen App zur digitalen Besucherlenkung ätzte Schifferer: „500.000 Euro dafür. Hätt‘s des gescheiter ins Schwimmbad gesteckt, dann hätten wir wenigstens a Rutschn griagt!“ Für die App habe die ATS, jetzt REO, abertausende wissenschaftliche Daten ausgewertet. Das Ergebnis der Studie gipfelte laut Schifferer, der dazu hörbar aufschnaufen musste, in diesem Satz: „Der Landkreis ist bei schönem Wetter gerne überlastet, bei schlechtem Wetter ist der Andrang nicht so groß. (…) Man sollte das Nobelpreis-Komitee informieren, vielleicht gibt‘s bald einen Nobelpreis für sinnfreien Aktionismus.“

Anstich des Quirinus Doppelbocks (v.l.): Bräu-Wirtin Catarina Hubert, Braumeister Norbert Stühmer, Bräu-Wirt Peter Hubert, Herzogin Anna in Bayern und Brauerei-Geschäftsführer Christian Wagner. Die Rede hielt in bewährter Weise Nico Schifferer (u.) alias Bruder Barnabas.

Zum Thema Dosierampel auf Tiroler Seite schlug Schifferer vor: „Wir sollten das so machen wie weiland Gandhi mit seinem friedlichen Protest. Wir fallen in eine passive Tirol-Starre – einfach nicht hinfahren.“ Fürs Tegernseer Tal eine Dosierampel zu überlegen, sei dagegen keine gute Idee, sagte Barnabas in Richtung Landrat. „Der Bürger wird schon dosiert genug und das Wort Ampel steigert das Wohlbefinden a ned grod a so.“

Respekt auf der Talsohle angekommen

Manchmal komme das Landratsamt mit Entscheidungen daher, dass es sogar dem Amtsschimmel die Hufnägel aufdrehe, meinte Barnabas. „Ihren heiligen Kodex, den allein selig machenden Verordnungsalmanach, den beherrschen sie im Schlaf. (…) Das Zentralproblem der Leute in Miesbach ist: Sie halten sich für wichtig und nutzen‘s lustvoll aus. Und der Respekt gegenüber Entscheidungen und gemeindlichen Wünschen ist auf der Talsohle angekommen.“

Tegernsees zweiten Bürgermeister Michael Bourjau lobte Schifferer für seine Aussage bei der Schwimmbad-Sitzung im Seeform und zitierte ihn mit: „Machen wir nicht den Fehler, den wir mit dem Feuerwehrhaus gemacht haben, weil die Verzögerung und das Gschnader hat uns fünf Millionen kost‘. (…) Toll! Ich wette mit Ihnen, das neue Schwimmbad bekommt eine Rutsche und eine Sauna. Herr Kohler sitzt da hinten, das ist der Garant für rutschende Saunen“, feixte Schifferer.

Wiesseer Kurtaxe – ein „Rettungsversuch“

An der „Westbank“ des Tegernsees angekommen, sagte Barnabas, dass böse Zungen schon von einer Zeitrechnung „vor Peter Höß, Höß/Huber und danach“ sprechen würden. Das Schwere Erbe trage nun Robert Kühn. „Der Gemeinderat Bad Wiessee überlegt, eine Partnerschaft mit Pompeji anzustreben, weil die optisch so gut zam passen. (…) Wenn du acht Tage Wiessee hinter dir hast, kannst du einen Volvo einwandfrei am Sound von einem Hitachi, Komatsu oder Liebherr unterscheiden. (…) Bad Wiessees Kurtaxe sei zudem ein „Rettungsversuch“ – jeder Zahler sei ein Spender. Schifferer schlug dem Kurort schließlich eine „Schwefelstunden-Gala“ vor.

In Unternehmer Haslberger sieht er den „durchsetzungsstarken Almbürger mit eigener Gesetzgebung“. Dieser habe bereits unbescholtene Bürger des Tals mit seiner eigenwilligen Art zu bauen infiziert. Prominentestes Opfer sei die zweite Wiesseer Bürgermeisterin und eine Gemeinderätin aus Rottach-Egern. Da würde das Couplet vom „Huaba Luisi“, selber Architekt, so gut passen: ‚Ja, was gab des fürn Spektakel, wann des unsereiner tät‘. „Das können die Frau Trinkl und die Stadler Stasi jetzt lernen, die haben den gleichen Virusbefall“, attestierte Barnabas.

Keine gute Alternative in Sicht

Die Zentralfigur im Kreis, Landrat von Löwis of Menar, bekam dagegen sein Verständnis. „Lieber sanfter, schottischer Braveheart. Ich kenne keinen Kommunalpolitiker, der in Ihrer Haut stecken möchte. (…) Sie müssen ein Kartenspiel spielen, da steht Bund drauf, muss aber in den Kommunen gespielt werden und es besteht aus lauter Arschkarten. (…) Aber Sie haben auch keine Ahnung, wie sehr wir uns wünschen, Sie würden sich mit Highland Single Malt mal die Kante geben und in ihrem verstockten Amt auf den Tisch hauen. (...)

Es gibt Momente, da mag der Bürger einfach nimmer. Die armen Leute, die hier stranden (...), das sind Menschen, keine Frage. Aber bitte vergessen wir nicht die Menschen, die hier leben und weiterhin leben möchten. Sie wollen oder müssen eine synthetische Wagenburg in eine Gemeinde pflanzen, die innerhalb von Tagen einen Zuwachs hätte, wie sonst in 265 Jahren. Die einen haben Angst, in ihrer Heimat zu krepieren, die anderen ihre Heimat zu verlieren.“

Das Allerschwierigste an der Geschichte sei doch, dass man sich klar äußert, ohne sich die widerliche braune Kutte überzuwerfen. „Wenn‘s Verordnungen gibt, die Sie zu Handlungen zwingen, die Sie gar nicht wollen, haben Sie vielleicht schon mal drüber nachgedacht, dass diese Verordnungen nix taugen?“

Auch zu den Bauernprotesten positionierte sich Barnabas: Der Stand des Bauern sei ein in höchsten Tönen zu lobender und unverzichtbarer Teil der Kultur, wofür es reichlich Applaus gab. Kritisch sah er die Proteste jedoch speziell im Tegernseer Tal: „Für mich dürften die Tal-Bauern höchstens protestieren, wenn die Kurtaxe verhandelt wird, aber nicht wenn‘s um Agrar-Fragen geht. Da hast du einen programmierten Interessenskonflikt. (…)

Im Tal hat Bauernnot a Ruh‘, man melkt den Kurgast und die Kuh.“ Zudem seien die Traktor-Demos doch eher „Bauernproteste light“ gewesen. „Bei uns haben‘s alles brav angemeldet, keine Auffahrt blockiert und dann sind‘s um den See rumgefahren (…) Der Tegernseer Bauer ist der Erfinder der Einseiten-Brutal-Blockade mit eingebautem Durchfahrtssystem.“

Ballon-Lieferando und Shuttle-Service nach Achenkirch

Nach seiner zweistündigen Predigt sah Barnabas die Zukunft ganz deutlich vor sich: „Die letzte Generation klebt hoch oben in den beiden Bäumen neben dem Rottacher Rathaus; (…) Von Löwis hat einen Prozess am Hals, weil er das Kiffen im Landratsamt duldet. Peter Hubert steuert sein Imperium vom Ballon aus und plant ein Ballon-Lieferando mit Buzi-Spezialitäten; Christian Köck feiert die Einweihung des neuen Rathauses zusammen mit seinem 75. Geburtstag; Bürgermeister Kühn ist überglücklich über die Eröffnung eines Kinderplanschbeckens (…), auf das man sich nach 21 Jahren geeinigt hat (...); die Tegernseer Feuerwehr ist stocknarrisch – seit sie das neue Feuerwehrhaus haben, brennt‘s nimmer; Herr Kausch soll Ehrenbürger von Kreuth werden, lehnt aber ab, weil er nach Hollywood geht; (...) der Shuttleservice nach Achenkirch fährt jetzt zweimal täglich; (…) Stasi Stadler und Frau Trinkl eröffnen in der Seestraße eine Boutique für weiße Westen; (…) der Landrat feiert seinen Hundertsten im Amt und Frau Brogsitter-Finck hält zukünftig die Fastenpredigten, weil sie gesagt hat: Lasst doch mal die Jungen ran!“ von Daniela Skodacek

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