Kündigung wegen Eigenbedarfs: Kindernest sucht dringend neue Räume in Schongau
Seit 28 Jahren gibt es das Kindernest in Schongau. Wegen Eigenbedarfs wurden dem Verein die Räume gekündigt. Nun sucht man nach neuen Räumen. Sonst drohe das Aus.
Schongau - In der ehemaligen Hausmeisterwohnung über dem Kindergarten St. Franziskus in Schongau-West hat sich die Elterninitiative Kindernest Schongau eingerichtet. Bereits vor 28 Jahren wurde der familiennahe Kindergarten dort gegründet. „Ein ganz besonderer, bunter und lebendiger Ort, an dem Kinder spielerisch lernen, ihre eigenen Stärken und Talente zu entfalten“, so ist es auf einem Bild im Gang zu lesen.
15 Kindergartenplätze gibt es, für Kinder ab zwei Jahren bis zum Schulalter. Drei Erzieherinnen sind angestellt. Das besondere: Zusätzlich zu zwei Fachkräften sind auch eine Mama oder ein Papa jeden Tag vor Ort. Die Eltern teilen sich das untereinander auf.
Für manche Kinder sei der hohe Betreuungsschlüssel gut, und sie fühlen sich in einer kleinen Gruppe wohler, während die Eltern ihre Kinder auch mal in der Einrichtung erleben, erklärt Nina Engelmann, die Vorsitzende des Kindernests. Es sei eine Betreuungsmöglichkeit mehr neben Regelkindergärten, sagt die pädagogische Leiterin Eva Funk. Herkunft, Religion und so weiter spielen keine Rolle.
Kirche benötigt die Räume für eigenen Kindergarten
Nun ist das Kindernest allerdings dringend auf der Suche nach neuen Räumen. Die Kirchenverwaltung der Katholischen Pfarrkirchenstiftung Verklärung Christi als Eigentümerin hat der Initiative wegen Eigenbedarfs gekündigt, auch wenn man das „nach jahrzehntelangem guten Miteinander“ sehr bedauerte.
Die Raumbedürfnisse des eigenen dreigruppigen Kindergartens St. Franziskus hätten sich seit 1990 wesentlich erweitert, auch weil man sich auf Inklusion spezialisiert habe, erklärt Verwaltungsleiter Anton Englert. „So fehlen uns derzeit ein Speisesaal und ein geeigneter Therapieraum“, sagt er. Die heutigen Platzbedürfnisse könne man ohne Einbeziehung der ehemaligen Hausmeisterwohnung nicht mehr erfüllen.
Neue Räume als Chance fürs Kindernest
Nachvollziehbare Gründe. Beim Kindernest will man die Kündigung deshalb nicht verbittert, sondern gerne als Chance für einen Neuanfang sehen. Allein die nötigen Räume fehlen dazu. Die private Suche verlief bislang erfolglos, weshalb sich der Verein nun an die Öffentlichkeit wendet.
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Rund 120 Quadratmeter bräuchte man laut Auflagen. Nötig seien neben dem Bereich für die Kinder ein Büro sowie ein Bad für die Erwachsenen, sagt die zweite Vorsitzende Martina Schäffler. Speziell für die Kinder müsste ein Kinderbad eingerichtet werden, mit kleineren Toiletten und Waschbecken. Dass das wohl in noch keiner Immobilie verbaut ist, ist dem Team bewusst. Wichtig wäre nur, dass der Vermieter einem Umbau positiv gegenüber stehe, so Funk. Ansonsten sei man, was die Raumaufteilung und -gestaltung betreffe, recht flexibel. Man müsste es sich anschauen, die Ideen würden dann schon kommen, so Funk. „Wir sind froh über jedes Angebot.“
Betreuungsplätze des Kindernests werden in Schongau dringend benötigt
„Wir stemmen alles selber“, betonen die Vorsitzenden. Von der Gartenpflege bis zu Hausmeistertätigkeiten. 15 Elternpaare, deren Kinder in der Einrichtung betreut werden, seien eingebunden – darunter auch professionelle Handwerker und Elektriker. Verschiedene Dienste werden verteilt, zudem gebe es einmal im Jahr ein Ramadama, einen großen Aktionstag, wo alles auf Vordermann gebracht werde.
Wenn also ein Mieter gesucht werde, mit dem er nicht viel Arbeit hat, weil er sich selbst um alles kümmert und langfristig bleiben möchte, „wären wir die richtigen“, sagt Nina Engelmann. Auch Räumlichkeiten in einem Wohngebiet kämen infrage. Man öffne um 7.30 Uhr, schließe spätestens um 14.30 Uhr – wenn jemand arbeite, bekomme er den Betrieb im Kindernest also kaum mit.
Da man mit den Kindern gerne rausgehe – eigentlich jeden Tag – sei auch ein Garten wichtig. Da der Kindergarten einen Vertrag mit der Stadt hat, müsste der neue Standort außerdem wieder in Schongau sein.
Gekündigt habe man der Elterninitiative eigentlich bis zum Sommer 2025, zurzeit untersuche die Kirchenverwaltung allerdings die Möglichkeit, einen einjährigen Aufschub zu gewähren, so Englert. Man könne allerdings auch früher raus, ganz flexibel, heißt es beim Kindernest. Die Initiative würde sich freuen, schnellstmöglich neue Räume zu finden – und damit die Gewissheit, dass es weitergehen kann mit dem Kindernest.
Auch bei der Stadt Schongau ist man dahinter, „eine Lösungsmöglichkeit“ für das Kindernest zu finden, sagt Esther Laue von der Hauptverwaltung. Man sei im regen Austausch mit der Kindernest-Vorstandschaft sowie dem Bauamt. Die 15 Betreuungsplätze werden auf jeden Fall benötigt, bestätigt Laue. Würde die Einrichtung wegfallen, wäre das „natürlich nicht gut“ für die Stadt.
Kontakt
Wer dem Kindernest Räume anbieten möchte, kann sich gerne per E-Mail an info@kindernest-schongau.de melden. Außerdem wird die Gruppe mit einem Stand auf der Hexennacht in der Schongauer Altstadt (25. Oktober) vertreten sein. Auch hier kann man Kontakt aufnehmen.