Donald Trump schlägt zurück – „Weckruf für Deutschland und Europa“
Die US-Wahlen sind vorbei. Donald Trump ist der neue Präsident. Deutschlands Wirtschaftsverbände reagieren – und mahnen für die Zukunft.
Washington – Es ist amtlich: Donald Trump ist der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Die US-Wahlen sind vorbei. Überraschend klar konnte er wichtige Swingstates von sich überholen und damit schon früh einen enormen Vorsprung bei den Stimmen aufbauen, den seine Kontrahentin Kamala Harris nicht mehr aufzuholen vermochte. Für Deutschland kann das weitreichende Folgen haben – insbesondere wirtschaftlich. Die Verbände haben sich dazu bereits gemeldet.
„Weckruf für Deutschland und Europa“ – BDI warnt vor Epochenwechsel in transatlantischen Beziehungen
Vom Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) kamen warnende Worte. „Das klare Ergebnis der US-Wahlen ist ein Weckruf für Deutschland und Europa“, sagte Siegfried Russwurm, BDI-Präsident, dazu. „Wir müssen die vorhandenen Strategien zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit, Verteidigungsfähigkeit und für den Umgang mit China mit deutlich mehr Tempo weiterentwickeln.“

Seiner Ansicht nach hat das Ergebnis des Wahlkampfs gezeigt, wie sehr die Furcht vor dem wirtschaftlichen Abstieg Wahlentscheidungen beeinflussen kann. „Die transatlantischen Beziehungen stehen vor einem Epochenwechsel. Zu befürchten ist, dass der Ton rauer, der protektionistische Kurs konsequent fortgeführt werden wird.“ Russwurm äußerte weiterhin Sorge vor den bereits angekündigten Zöllen auf alle Importe.
Aber es gebe auch Hoffnung: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass erfolgreiche Vereinbarungen und Abkommen mit Trump möglich sind.“ Europa müsse den USA Vorschläge unterbreiten, wie beidseitige Zölle vermieden werden könnten – es sei ein hohes Potenzial für eine vertiefte Zusammenarbeit vorhanden.
„Gefahr neuer Spannungen“ – Solarwirtschaft
Die Solarindustrie zeigte sich vor allem wegen Donald Trumps Skepsis gegenüber den erneuerbaren Energien besorgt. „Sein bisheriger Kurs, geprägt von Protektionismus und Isolationismus, birgt die Gefahr neuer Spannungen im internationalen Handel und könnte den Austausch von Technologien beeinträchtigen“, sagte Joachim Goldbeck, Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft, dazu. Ebenso fürchtete Goldbeck, dass die mögliche Schwächung in der US-Klimaschutzpolitik sich negativ auf die globalen Klimaziele auswirken könnte.
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„Ich möchte jedoch betonen: Präsidenten kommen und gehen, die Bedeutung der Solarenergie bleibt.“ Sie sei für den Klimaschutz unverzichtbar und würde auch unabhängig von politischen Veränderungen gebraucht. Goldbeck zufolge liegt der Fokus der Solarindustrie auf internationaler Kooperation. „Gerade jetzt muss Europa geschlossen zusammenarbeiten, um die daraus entstehenden Chancen zu nutzen“.
IW fürchtet „teuren Handelskrieg“ – 180 Milliarden Euro Verluste möglich
„Das Worst-Case-Szenario ist eingetreten“, teilte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit. Die deutsche Wirtschaft stehe vor der nächsten Krise in einer an Hiobsbotschaften reichen Zeit, erklärte IW-Direktor Michael Hüther. „Schon heute können sich Unternehmen auf einen teuren Handelskrieg einstellen, der nach IW-Berechnungen über die kommenden vier Jahre 180 Milliarden Euro kostet.“
Hüther nahm dabei die Ampel-Koalition in die Pflicht. Für das „anhaltende Kreisen der Ampel um sich selbst“ sei „in jedem Fall keine Zeit mehr“. Deutschland müsse lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.
„USA bleiben wichtiger Handelspartner“ – Chemiewirtschaft bleibt optimistisch
Der Verband der chemischen Industrie blickt mit Optimismus auf den Ausgang der US-Wahl. Markus Steilemann, Präsident des VCI, sagte dazu: „Ich hoffe, dass unter Präsident Trump die guten transatlantischen Beziehungen weiter Bestand haben werden. Unabhängig davon, wer im Weißen Haus sitzt: Die USA bleiben ein wichtiger Handelspartner für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie und ein interessanter Auslandsstandort.“
Die USA seien mit 35,6 Milliarden Euro der „mit großem Abstand“ wichtigste Exportmarkt für deutsche chemisch-pharmazeutische Produkte außerhalb der EU. Außerdem ist das Land der drittgrößte Chemiemarkt der Welt.
Der VCI forderte eine Schärfung des europäischen Blicks. „Die US-Wahl ist wichtig. Noch wichtiger ist es, dass Deutschland und Europa die eigenen industriepolitischen Hausaufgaben erledigen und den eigenen Standort mit konsequenten Maßnahmen auf Vordermann bringen“, betont Steilemann.
„Keine Zeit, überrascht zu sein“ – VDA rät zu Entschlossenheit
Vonseiten der Automobilindustrie kam eine Mahnung zu mehr Tempo. „Es ist keine Zeit dafür, überrascht zu sein. Spätestens jetzt ist deutlich, dass die Aufgaben, die bereits seit langem bekannt sind, schnell und entschlossen angegangen werden müssen“, sagte die VDA-Präsidentin Hildegard Müller dazu. „Das gilt mit Blick auf unsere Sicherheit und Verteidigung, ebenso wie mit Blick auf Handel und Autonomie.“
Müller zufolge sei es nur mit wirtschaftlicher Stärke möglich, eine starke Verhandlungsposition zu bekommen. Allerdings hätten viele europäische Staaten noch nicht verstanden, was „es bedeutete, Geo- und Wirtschaftspolitik gemeinsam zu denken“.
Für Müller steht fest, dass die USA ein wesentlicher Partner für Deutschland und Europa sind. „Die transatlantische Zusammenarbeit ist und bleibt von größter Bedeutung für beide Seiten.“
Menetekel aus dem ifo-Institut – „Erhebliche Probleme“ zu erwarten
Das Ifo-Institut warnte ebenfalls vor Trumps bekanntem Protektionismus. Es seien „erhebliche Probleme“ für Deutschland und die Europäische Union zu erwarten. Insbesondere gegenüber China „und potenziell auch gegenüber Europa“ könnten die USA stärkere Handelsbeschränkungen einsetzen, sagte dazu ifo-Präsident Clemens Fuest.
Dafür müssten die entsprechenden Akteure jetzt Vorkehrungen treffen. Sollte Trump seine Drohungen wahrmachen und Basiszölle von 20 Prozent auf US-Importe aus der EU und 60 Prozent auf Importe aus China erheben, seien allein in Deutschland finanzielle Schäden um die 33 Milliarden Euro möglich. Die deutschen Exporte in die USA könnten um etwa 15 Prozent zurückgehen. “Zusätzlich würden die Ausfuhren nach China um zehn Prozent sinken, weil Chinas Exporte in die USA massiv zurückgehen würden.”