240 Euro Bußgeld: Italiens härtestes Rauchverbot hart umstritten – Sonderbehandlung für Touristen
In Italiens Metropole Mailand wird das Rauchen fast überall verboten. Die Luftqualität soll verbessert werden. Doch die Umsetzung stößt auf Widerstand.
Mailand – Heutzutage sieht man auf den Tischen in Mailand keine Aschenbecher mehr. Die meisten Menschen in der STadt in Italien blicken auf ihre Smartphones. Vor dem Dom sind nur noch zwei ältere Italiener zu sehen, die auf dem Sockel einer Straßenlaterne sitzen und ihre Zigaretten versteckt halten, aus Angst vor der Polizei.
Italiens strengstes Rauchverbot: Mailand verbietet Qualmen sogar draußen
In der Stadt mit 1,4 Millionen Einwohnern und einer Mitte-Links-Regierung gilt seit Jahresbeginn das strengste Rauchverbot Italiens, eines der strengsten in Europa. Rauchen ist sowohl drinnen als auch draußen fast überall untersagt. Nur wer einen „Höflichkeitsabstand“ von zehn Metern zu anderen einhält, darf noch rauchen. Andernfalls drohen Bußgelder bis zu 240 Euro.

Die Luftverschmutzung in der lombardischen Hauptstadt ist der Grund für das Verbot, da Zigaretten für sieben Prozent der Feinstaub-Emissionen verantwortlich sind. Auch andere Städte, darunter Rom, überlegen, dem Beispiel zu folgen. In Turin ist Rauchen in der Nähe von Kindern oder Schwangeren nur mit deren Zustimmung erlaubt.
Italiener sehen in Rauchverbot Freiheitsverlust: „Akt der Rebellion gegen Konformität“
In Mailand sind die Meinungen nach den ersten Monaten des Verbots gespalten. Viele begrüßen es, an öffentlichen Orten nicht mehr dem Rauch anderer ausgesetzt zu sein. Doch es gibt auch viele Kritiker, die das Verbot als Einschränkung der Freiheit sehen. Die konservative Zeitung „Il Giornale“ kommentierte: „Das eigentliche Problem ist nicht die Zigarette, sondern der Verlust an Freiheit. In einer Welt, in der versucht wird, jeden Aspekt unseres Lebens zu kontrollieren, in der wir vor allem und jedem Angst haben, ist das Rauchen im Freien nicht nur eine Geste der geselligen Kraft des Tabaks, sondern auch ein Akt der Rebellion gegen die Konformität.“
Einige Gegner des Verbots steckten einem Denkmal vor der Universität eine riesige Zigarette in den Mund oder verteilten Flugblätter mit der Aufschrift „Du bist nicht unser Papa. Lass uns rauchen“ gegen den Bürgermeister Giuseppe Sala.
Meine News
Seit 2005 gibt es in Italien eines der strengsten Nichtrauchergesetze Europas. Anfangs zweifelten viele daran, dass die Italiener sich daran halten würden. Doch mittlerweile ist es normal, dass in Cafés, Restaurants und Bildungseinrichtungen nicht geraucht wird. Nur noch 19 Prozent der Italiener rauchen.
„Italiener sind keine Skandinavier“: Italiens strengstes Rauchverbot - Schonfrist für Touristen
Dennoch halten sich nicht alle Mailänder an das neue Verbot. Überall liegen Zigarettenstummel, und vor Restaurants versammeln sich Rauchergruppen. Elektronische Zigaretten sind weiterhin erlaubt, und in den ersten Monaten wurden nur wenige Bußgelder verhängt. Touristen, die das Verbot oft nicht kennen, werden noch verschont.
Mit steigenden Temperaturen könnte sich die Situation ändern. Die Stadt plant, strenger durchzugreifen und Bußgelder zu verhängen. Vize-Bürgermeisterin Anna Scavuzzo betont: „Italiener sind keine Skandinavier, die ein Gesetz auch einhalten, wenn es keine Strafe gibt.“
Ob das Verbot langfristig Bestand hat, bleibt abzuwarten. Die Polizei auf dem Domplatz scheint wenig motiviert, es durchzusetzen. Ein Beamter erklärt: „Wir haben mit Taschendieben genug zu tun.“ (dpa)