Wie Chinas „vorsätzliche Blindheit“ die russische Rüstungsindustrie befeuert

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Russlands führender Kampfdrohnenhersteller trotzt den westlichen Sanktionen und steigert seine Produktion – mit der Unterstützung von Drittländern. Der größte Helfer: China.

Kiew – Die Zahl der russischen Kampfdrohneneinsätze nahm im letzten Jahr um das Dreifache zu. Der größte russische Drohnenhersteller für den Angriff in der Ukraine, Zala Aero, schaffte es, trotz der westlichen Sanktionen weiterzuwachsen. Dies geht aus einer Untersuchung des ukrainischen Nachrichtenportals Kyiv Independent hervor. Die Einzelteile für die Produktion bezieht Zala Aero aus Drittländern. Besonders ein Land sticht dabei hervor: China.

Russland steigert seine Produktion von Kampfdrohnen durch die Hilfe chinesischer Zulieferer.
Russland steigert seine Produktion von Kampfdrohnen durch die Hilfe chinesischer Zulieferer. © IMAGO/Mikhail Klimentyev/Kremlin Pool

Westliche Komponenten in russischen Drohnen trotz Sanktionen – Hilfe durch Drittländer

Für Zala Aero sowie für andere russische Rüstungsproduzenten gilt, dass der Weiterverkauf von Rüstungsteilen und -technologien durch westliche Sanktionen verboten wird. Dennoch schafft es der Hersteller, seine Produktion sogar zu steigern. Kyiv Independent berichtet auf Berufung von Daten der ukrainischen Luftwaffe, dass seit Anfang November 2024 etwa 7.000 Lancet-Drohnen auf die Ukraine abgefeuert wurden. Lancet sind die bekanntesten Produkte des russischen Herstellers.

Viele der Einzelteile der Lancet stammen jedoch nicht aus Russland. Noch 2019 wurden rund 24 Komponenten der Drohne vom US-Hersteller Keysight Technologies hergestellt. Heute setzen sich die Komponenten unterschiedlich zusammen, wobei jedoch westliche Einzelteile enthalten sind.

Der ukrainische Militärgeheimdienst führt eine Liste von ausländischen Komponenten, die in den Lancet-Drohnen gefunden wurden. Darunter befanden sich US-amerikanische Teile des Chipherstellers Nvidia oder Texas Instruments, aber auch Produkte des Schweizer Unternehmens STMicroelectronics sowie U-blox. Zudem wurden auch deutsche Einzelteile von Infineon Technologies sowie niederländische und südkoreanische Komponenten entdeckt.

Wie China die russische Rüstungsindustrie befeuert

Nach Russland gelangen die Komponenten westlicher Länder über Drittländer wie China, das Russland sowohl mit eigener Produktion als auch mit Einzelteilen ausländischer Hersteller beliefert. Die intensive Recherche von Kyiv Independent führt viele der Zulieferer für Zala Aero auf Lieferanten aus China oder Hongkong zurück.

Öffentlich hat sich China bereits von Russland distanziert und angekündigt, strenge Kontrollen für den Export sensibler Waren nach Russland durchzuführen. Dennoch ist China für Russland zu einer bequemen Ausweichmöglichkeit geworden, da chinesische Firmen in der Realität nur die Erstkäufer ihrer Waren überprüfen, nicht jedoch den Endverbraucher.

Sanktionsexpertin fordert gezieltere Sanktionen gegen China

„China hat bewiesen, dass es nicht gewillt ist, die Exportbeschränkungen für elektronische Güter nach Russland strikt durchzusetzen, insbesondere für solche, die von westlichen Firmen hergestellt werden“, erklärt Spencer Faragasso, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter des US-Instituts für Wissenschaft und internationale Sicherheit, gegenüber dem Kyiv Independent.

Laut der ukrainischen Sanktionsexpertin Agiya Zagrebelska wäre der nächste Schritt, weitere Sanktionen gegen China zu verhängen, wobei sie dies für wenig realistisch hält. Sie fordert daher „die Umsetzung echter Sanktionen gegen Komponenten- und Werkzeugmaschinenhersteller (in Form von) Untersuchungen und Geldbußen.“ Das Verhalten Chinas, die Exporte nicht genauer zu überprüfen, bezeichnet sie als „vorsätzliche Blindheit.“

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