Mikroben auf der ISS: Ein unterschätztes Gesundheitsrisiko?

  1. Startseite
  2. Wissen

Kommentare

Eine neue Studie zeigt: Das Innere der ISS ist zu steril. Zu sehen ist der Nasa-Astronaut Kjell Lundgren in der sogenannten „Cupola“ im Jahr 2022. (Archivbild) © IMAGO/Nasa Johnson/Nasa

Astronauten auf der ISS kämpfen mit Gesundheitsproblemen. Eine neue Studie gibt Aufschluss über die Ursachen. Was steckt dahinter?

San Diego – Häufig leiden Astronauten auf der Internationalen Raumstation (ISS) unter Problemen wie Immunfunktionsstörungen, Hautausschlägen und anderen entzündlichen Erkrankungen. Ein Grund dafür könnte die extrem sterile Umgebung der Raumstation sein, wie eine in der Zeitschrift Cell veröffentliche Studie nahelegt.

Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation tupften für das Forschungsteam insgesamt 803 verschiedene Oberflächen in der Raumstation ab. Auf der Erde analysierten Wissenschaftler die Proben, um die vorhandenen Bakterienarten und Chemikalien zu identifizieren. Daraus erstellten sie dreidimensionale Karten, die die Verteilung von Mikroben und Chemikalien an Bord der ISS veranschaulichten. Für eine andere Studie suchten Astronauten auch außerhalb der ISS nach Mikroben.

Mikroben auf der ISS sind weniger divers als auf der Erde

Die Studie zeigt, dass die menschliche Haut die Hauptquelle der Mikroben auf der ISS ist. „Wir haben festgestellt, dass die Menge an Desinfektionsmitteln auf der Oberfläche der Internationalen Raumstation in hohem Maße mit der Vielfalt des Mikrobioms an verschiedenen Stellen der Raumstation korreliert“, erklärt Nina Zhao von der UC San Diego, eine Mitautorin der Studie.

Unterschiedliche Module auf der ISS beherbergen verschiedene mikrobielle Gemeinschaften, abhängig von der Nutzung der Module. So finden sich in Speise- und Zubereitungsbereichen mehr mit Lebensmitteln assoziierte Mikroben, während im Toilettenbereich Mikroben vorkommen, die mit Urin und Fäkalien in Zusammenhang stehen. Vergleicht man die mikrobielle Vielfalt der ISS mit anderen menschlichen Umgebungen auf der Erde, zeigt sich, dass die ISS weniger divers ist und eher isolierten Umgebungen wie Krankenhäusern ähnelt.

Auf der ISS fehlen frei lebende Umweltmikroben

Auf den Oberflächen der ISS fehlen im Vergleich zu den meisten Erdproben frei lebende Umweltmikroben, die normalerweise in Boden und Wasser vorkommen. „Es ist ein großer Unterschied, ob wir bei der Gartenarbeit gesunder Erde ausgesetzt sind oder ob wir in unserem eigenen Dreck schmoren, was passiert, wenn wir uns in einer streng geschlossenen Umgebung befinden, in der wir nicht ständig mit gesunden Mikroben von außen versorgt werden“, sagt Mitautor Rob Knight.

Rob Salido, der Hauptautor der Studie, schlägt vor: „Künftige gebaute Umgebungen, einschließlich Raumstationen, könnten von der gezielten Förderung vielfältiger mikrobieller Gemeinschaften profitieren, die die natürliche mikrobielle Exposition auf der Erde besser nachahmen, anstatt sich auf hochgradig desinfizierte Räume zu verlassen.“

„Können nicht einfach einen kleinen Zweig des Lebensbaums in den Weltraum schicken“

Er ist überzeugt: „Wenn wir wirklich wollen, dass das Leben außerhalb der Erde gedeiht, können wir nicht einfach einen kleinen Zweig des Lebensbaums in den Weltraum schicken und hoffen, dass es klappt.“ Salido betont weiter: „Wir müssen darüber nachdenken, welche anderen nützlichen Begleiter wir den Astronauten mit auf den Weg geben sollten, um ihnen bei der Entwicklung von Ökosystemen zu helfen, die nachhaltig und für alle von Nutzen sind.“ (tab)

Auch interessant

Kommentare