Nasa-Astronauten suchen bei ISS-Außenbordeinsatz nach Mikroben
An Bord der ISS leben die Mikroben, die Menschen mit ins Weltall gebracht haben. Doch leben sie auch außerhalb? Das sollen Astronauten nun herausfinden.
Washington D.C. – Wo Menschen leben, leben auch Mikroben. Das lässt sich gar nicht vermeiden, denn auf und im menschlichen Körper leben Mikroorganismen. Diese „Gemeinschaft“ von Mikroorganismen wird als das menschliche Mikrobiom bezeichnet. Es ist unter anderem im Mund, Darm, auf der Haut und in den Augen zu finden und enthält hauptsächlich Bakterien, aber auch Pilze und Viren.
Selbst in der Schwerelosigkeit auf der Internationalen Raumstation ISS sind die Mikroben ein Thema. Das Mikrobiologie-Labor des Johnson Space Center der Nasa führt genau Buch darüber, welche Bakterien sich auf der ISS befinden und welche Mikroben etwa mit neuen Astronauten oder Fracht zur Raumstation gelangen. „Wir können und wollen nicht alles sterilisieren, was wir in den Weltraum schicken, aber wir tun viel, um zu verhindern, dass potenzielle Krankheitserreger auf die Station gelangen“, erklärt die Nasa-Mikrobiologin Sarah Wallace.
Mikroorganismen im Weltraum: Forscher beobachten Bakterien auf der ISS
„Beim Start haben die Fracht, die Lebensmittel, die Fahrzeuge und die Crewmitglieder jeweils ihr eigenes Mikrobiom. Wenn alles auf der Raumstation ankommt, werden diese Mikrobiome Teil des Mikrobioms der Raumstation“, so die Expertin weiter. Lange Zeit mussten die Astronautinnen und Astronauten an Bord der ISS Proben von Mikroben aus der Luft, von Oberflächen und aus dem Wasser der Station sammeln und kultivieren. Auf der Erde wurde dann lange Zeit später ausgewertet, welche Bakterien sich an Bord befinden.
Mittlerweile ist der Prozess einfacher geworden: Auf der ISS gibt es seit einiger Zeit Geräte, die die Proben direkt im Weltall auswerten können – so müssen keine Kulturen mehr angelegt und zur Erde geschickt werden. Das ist nicht nur wichtig für die Gesundheit der Astronautinnen und Astronauten an Bord – in einer engen Behausung wie der Raumstation könnten sich Krankheitserreger schnell ausbreiten. Es geht bei dieser Forschung auch um künftige Missionen zu anderen Himmelskörpern wie dem Mond oder Mars.
Stammen die gefundenen Bakterien vom Mond, Mars oder von der Erde?
Gerade bei langen Flügen zum Mars wäre es ein großes Problem, wenn die Crew sich mit eingeschleppten Krankheitserregern infiziert. Aber auch auf dem Mond oder Mars selbst spielen die Mikroben eine nicht zu unterschätzende Rolle: „Wenn Forscher mikrobielles Leben auf einem anderen Planeten entdecken, müssen sie wissen, ob es schon zuvor dort war oder von der Erde kam“, heißt es bei der Nasa. Generell gilt, dass fremde Himmelskörper nicht mit irdischen Mikroben kontaminiert werden sollen – aus diesem Grund werden beispielsweise Raumsonden besonders gründlich desinfiziert, bevor sie ins Weltall starten.
An Bord der Raumstation werden auch langfristige Mikroben-Studien durchgeführt. Dabei wird auch untersucht, ob die Mikroben durch den Einfluss der Schwerelosigkeit oder der Weltraumstrahlung gefährlich werden könnten. Im Weltall mutierte irdische Mikroben könnten auch eine Gefahr für Astronauten darstellen, befürchten Fachleute. Am 30. Januar 2025 sollen die Nasa-Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams bei einem Außenbordeinsatz Proben von außerhalb er Raumstation nehmen. Die Frage ist, ob in der Nähe des Lebenserhaltungssystems Mikroorganismen existieren – und wenn ja, wie viele?
Hintergrund dieser Untersuchung ist nicht nur die aktuelle Situation auf der ISS, sondern auch die Forschung auf der Erde: Extremophile, also Mikroorganismen, die in harschen Bedingungen überleben können, sind auf der Erde auch für die Pharmazie und die Landwirtschaft von Interesse. (tab)