Verluste für Putin in Kursk-Offensive: Ukraine nimmt fast tausend russische Soldaten in Kriegsgefangenschaft
Die Kämpfe im südwestlichen Russland gehen weiter. Neben Gebietsgewinnen konnte Kiew zuletzt hunderte gegnerische Soldaten inhaftierten. Und Selenskyj plant mehr.
Kiew/Moskau – Die Ukraine hat nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Offensive in der russischen Grenzregion Kursk 909 russische Soldaten in Kriegsgefangenschaft genommen. Auf diese Weise hätten durch Gefangenenaustausche „hunderte ukrainischer Verteidiger, die in russischen Gefängnissen festgehalten wurden, nach Hause gebracht werden“ können, erklärte die ukrainische Armee am Donnerstag.

Einzige Kooperation der Kriegsparteien: Moskau und Kiew melden Austausch von insgesamt 300 Gefangenen
Der Austausch von Kriegsgefangenen ist einer der weniger Bereiche, in denen die beiden Länder nach wie vor zusammenarbeiten. Wie Mittwoch (5. Februar) bekannt wurden, haben Russland und die Ukraine rund 300 Gefangene ausgetauscht. Moskau habe Kiew 150 ukrainische Soldaten übergeben, dafür seien 150 russische Soldaten an Russland freigelassen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestätigte in den Onlinemedien, dass der Ukraine 150 Gefangene übergeben worden seien. Zu einer Übergabe von Soldaten an Russlands Präsidenten Wladimir Putin machte er keine Angaben. Einige der freigelassenen ukrainischen Soldaten „waren mehr als zwei Jahren lang in Gefangenschaft“, erklärte Selenskyj. Er veröffentliche Fotos, auf denen zu sehen war, wie die teilweise in ukrainische Flaggen gehüllten Soldaten in einem Bus saßen.
Die freigelassenen russischen Soldaten wurden laut Verteidigungsministerium vor ihrer Rückkehr nach Russland zunächst in Belarus medizinisch untersucht. Der Gefangenenaustausch war nach Angaben aus Kiew und Moskau von den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelt worden, die bereits zuvor als Vermittler aufgetreten waren.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 sollen Hunderte von Gefangenen ausgetauscht worden sein. Die Gefangenenaustausche sind einige von wenigen Bereichen, in denen die Kriegsparteien noch auf irgendeiner Art und Weise kooperieren.
Seit Beginn der Kursk-Offensive: Ukraine nimmt fast 1.000 russische Soldaten in Kriegsgefangenschaft
Besonders seit Beginn der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk Anfang August 2024 konnten fast 1.000 russische Soldaten in Kriegsgefangenschaft genommen werden. Nach anfänglichen ukrainischen Erfolgen und Gebietsgewinnen konnten die Streitkräfte Putins inzwischen einen Großteil der verlorenen Gebiete zurückerobern. Die Ukraine kontrolliert derzeit noch dutzende Ortschaften, in denen ihren Angaben zufolge rund 2000 Zivilisten leben. Die Kämpfe in der Region dauern an.
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Jetzt sollen ukrainische Truppen nach russischen Berichten zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Offensive im Grenzgebiet Kursk gestartet haben. Der russische Telegramkanal Shot berichtete, die Ukrainer versuchten, von der seit Monaten besetzten Kleinstadt Sudscha aus über Machnowka zu dem Dorf Ulanok durchzubrechen. Die ukrainische Armee setze dabei Panzerfahrzeuge und etwa 400 Soldaten ein.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte, dass es mehrere Angriffswellen auf die Dörfer Ulanok und Tscherkasskaja Konopelka gegeben habe. Die Attacke sei aber abgewehrt worden, hieß es. „Die Orte sind unter russischer Kontrolle.“ Unabhängig überprüfbar waren diese Militärangaben nicht. Aus dem ukrainischen Generalstab in Kiew gab es keine Äußerung.

Schon Anfang Januar hatte die Ukraine einen begrenzten Angriff gewagt, um ihren Brückenkopf auf russischem Gebiet zu erweitern. Dieser wurde abgewehrt. Die neuerliche Attacke findet genau ein halbes Jahr nach dem ersten Vordringen der Ukrainer auf russisches Staatsgebiet bei Kursk statt.
Gebietsgewinne in Kursk bedeutsam: Wichtige Währung für mögliche Friedensgespräche mit Putin
„Irgendwann, wenn der Krieg auf eine diplomatische Lösung zusteuert, wird man sehen, wie wichtig diese Operation war“, schrieb Selenskyj am Mittwochabend im Kurznachrichtendienst X. „Russland wird uns in nächster Zukunft nicht aus Kursk vertreiben.“
Selenskyj erklärte am Mittwochabend (5. Februar), dass seine Soldaten dort ihre Stellungen „stabil“ halten würden, und wiederholte, dass sie den russischen Streitkräften „sehr schwere“ Verluste zugefügt und die zu ihrer Unterstützung eingesetzten nordkoreanischen Soldaten in die Flucht geschlagen hätten. Kiew zufolge sind die Gebietsgewinne in Kursk eine wichtige Währung für mögliche Friedensgesprächen mit Russland, dessen Truppen an der Front in der Ostukraine stetig an Boden gewinnen (bg/dpa).