Erdogan feiert Trump-Sieg – Kooperation könnte aber schwierig werden

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Donald Trump hatte in seiner vorherigen Amtszeit als US-Präsident den türkischen Präsidenten mehrfach gelobt. Doch in Zukunft könnte das anders werden.

Ankara/Washington – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat nach der US-Wahl gleich zweimal Donald Trump zu seinem Sieg gratuliert. Er rief bei dem designierten US-Präsidenten an und auf X nannte er Trump einen „Freund“. Erdogan hoffe, „dass die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA gestärkt werden und regionale und globale Krisen und Kriege, insbesondere die Palästina-Frage und der Russland-Ukraine-Krieg, enden“, schreibt Erdogan auf X. Er hoffe, dass die Wahlen für das befreundete und verbündete US-Volk und die gesamte Menschheit von Vorteil sein werden.

Trump „der Einzige, den Erdogan respektiert“

„Du bist der Einzige, den er respektiert“, habe ihm ein Staatsführer gesagt, erzählte Trump während seiner ersten Präsidentschaft vor den Kameras. Trump unterscheidet sich von Biden massiv. Während Erdogan nicht ein einziges Mal von Biden im Weißen Haus empfangen wurde, hatte Trump den mächtigen Mann in seiner ersten Präsidentschaft (2017 bis 2021) gleich zweimal in seinem Amtssitz empfangen.

In der Zeit hatte Trump des Öfteren seinen türkischen Amtskollegen mit Lob überschüttet. „Ich möchte Präsident Erdogan einfach nur danken und ihm gratulieren. Er ist ein Freund von mir und ich bin froh, dass wir keine Probleme hatten, denn offen gesagt ist er ein verdammt guter Anführer und ein harter, starker Mann.“

Auch die Rhetorik beider Staatsführer gleicht sich sehr. Beide spielen mit nationalistischen und religiösen Narrativen. „Ein Volk, eine Flagge, eine Heimat, eine Nation.“ Erdogan und Trump kritisieren immer wieder sogenannte „Eliten“ öffentlich, ohne sie aber namentlich zu nennen und sind Gegner von Abreibungen.

Die Zukunft zwischen Donald Trump und dem türkischen Präsidenten könnte angespannt werden.
In der Vergangenheit hatte Donald Trump den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gelobt. © dpa/Evan Vucci

Europa könnte auf Türkei militärisch angewiesen sein

Mit Trump an der Macht der USA kommen harte Zeiten auf Europa zu. Der hatte immer wieder von den Europäern mehr Eigenständigkeit in der Verteidigung gefordert. Sollte Trump tatsächlich seine militärische Unterstützung für die Europäer zurückfahren, dann kommt der Türkei eine wichtigere Rolle zu. Russland ist ein starker Gegner der Europäer, der sich kaum ohne die Unterstützung der Türkei zügeln lassen wird. Zudem müssten die Europäer und die Türkei ihre Militärausgaben aufstocken, was auch der amerikanischen Rüstungsindustrie gut käme.

Trump beruft Erdogan-Kritiker in seine Administration

Allerdings hat Trump in seiner Administration Hardliner sitzen, die in der Vergangenheit offen Erdogan und die Türkei kritisiert haben. Dazu zählt vor allem die neue Geheimdienstkorrdinatorin Tulsi Gabbard. In einem Video von 2020 wirft Gabbard der Türkei vor, Terrororganisationen zu unterstützen. „Die Türkei unterstützt seit Jahren hinter den Kulissen die Terroristen von IS und al-Qaida“, sagt sie darin. „Der türkische Erdogan ist nicht unser Freund. Er ist einer der gefährlichsten Diktatoren der Welt und die US-Regierung und die Medien sollten diesem islamistischen Größenwahnsinnigen und seinen Al-Qaida-Partnern zu helfen“, lautet die klare Botschaft von Gabbard.

Kritik an Rubio wegen Unterstützung für Gülen-Bewegung und Israel

Außenminister unter Trump wird Marco Rubio sein. Als Senator hatte er in der Vergangenheit die Freilassung mehrerer politischer Gefangener gefordert, darunter den Kulturmäzen Osman Kavala. Der staatliche TV-Sender TRT World wütet deswegen und titelt auf seiner Interseite „Wer ist Marco Rubio, der von Trump als FETÖ-Sympathisant für das Amt des Außenministers ausgewählt wurde?“

Erdogan hatte die Gülen-Bewegung nach dem Putschversuch von 2016 zur Terrororganisation erklärt und seither „Fettuhlaci Terrörörgütü“ FETÖ (Fethullah´sche Terrororganisation) genannt. „Er ist nicht nur ein starker Befürworter der israelischen Militärpolitik, sondern hat auch die Fetullah-Terrororganisation (FETÖ) unterstützt, die hinter dem gescheiterten Putschversuch 2016 in der Türkei stand“, schreibt der Staatssender, der Rubio vor allem wegen seiner Unterstützung für Israel kritisiert.

Rubio hatte sich zudem mit dem ehemaligen türkischen NBA-Star Enes Kanter getroffen, der ein offener Unterstützer der Gülen-Bewegung ist, um über die Menschenrechtslage in der Türkei zu sprechen. Heute hatte ich die Ehre, mit Enes Kanter über die Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdogan zu sprechen. Ich bin bewegt vom Mut dieses jungen Mannes, der für die Rechte seiner türkischen Mitbürger eintritt“. Das Treffen hatte für Verstimmung in der Türkei gesorgt. Die Befürchtung ist, dass Rubio als US-Außenminister über noch mehr Möglichkeiten verfügt, um auf die Türkei auszuüben.

Trump warnte Erdogan, kein „Dummkopf“ zu sein

Fakt ist, dass Trump sehr schnell seine Meinung ändern kann. Im Oktober 2019 hatte Trump den türkischen Präsidenten vor einem Einmarsch in Syrien gewarnt, da Erdogan dort gegen kurdische Verbündete der US-Regierung vorgehen wollte. „Seien Sie kein Dummkopf“, schrieb Trump an den mächtigen Mann in Ankara und drohte: „Sie wollen nicht für das Abschlachten von Tausenden von Menschen verantwortlich sein, und ich will nicht für die Zerstörung der türkischen Wirtschaft verantwortlich sein – und ich werde es sein.“ Trump ließ den Brief veröffentlichen und zeigte so, dass Washington mit einem Einmarsch in Syrien nicht einverstanden war. (erpe)

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