Ricarda Lang über das „emotionale Leben“ von Markus Söder: „Er hat zwei Probleme“
Markus Söder wird nicht müde, die Grünen zu kritisieren. Die scheidende Parteichefin Ricarda Lang findet derweil, der bayrische Ministerpräsident hätte zwei persönliche Probleme.
Stuttgart - Die Zeit von Ricarda Lang als Grünen-Chefin geht zu Ende. Beim Parteitag am Samstag (16. November) soll über die Nachfolge der einstigen Spitzenkandidatin entschieden werden, die gemeinsam mit Omid Nouripour ihren Rückzug angekündigt hatte. Ist sie in ihrem Amt gescheitert?
Nicht gänzlich, sagte Lang jetzt im Podcast von Politico: „Ich bin auch auf vieles stolz, wie Omid und ich den Laden zusammengehalten haben. Ich habe es nie bereut, kandidiert zu haben.“
Ricarda Lang: „Wir haben es nicht geschafft, die Glaubwürdigkeit zu gewinnen“
Allerdings haderte sie damit, dass sie die Menschen beim Thema soziale Gerechtigkeit nicht von den Grünen überzeugen konnte. „Wir haben es nicht geschafft, die Glaubwürdigkeit bei der sozialen Gerechtigkeit zu gewinnen“, gab sich Lang selbstkritisch. Ihr sei nämlich durchaus bewusst, dass die Grünen immer noch als Eliteprojekt wahrgenommen werden, was ihrer Partei schade.
Sowieso haben die Grünen ein Imageproblem; immer wieder werden sie als „Verbotspartei“ bezeichnet. Ob dieser Ruf berechtigt ist, ist zweifelhaft. Nach Meinung Langs nicht, was in der Natur der Sache liegt. Doch das Problem, dass die Menschen daran glauben, es sei wahr, sieht sie ebenfalls.
Befeuert wird die Stimmung gegen die Grünen gerne von CSU-Chef Markus Söder, der längst wettert, eine Koalition der Union mit den Grünen auf Bundesebene mit aller Macht verhindern zu wollen. Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) scheint in dieser Frage allerdings von seinem ursprünglich harten Kurs gegen die Grünen abzuweichen. Schloss er einst noch eine Zusammenarbeit mit der Partei unter der Führung von Robert Habeck (Grüne) aus, nannte er ihn jüngst einen „angenehmen“ Gesprächspartner.
Ricarda Lang attestiert der Union einen Problem mit den Grünen
Die ständige Frage, wie mit den Grünen umzugehen ist, ist laut Lang sowieso vor allem ein persönliches Anliegen Markus Söders: „Es hat deutlich mehr mit dem emotionalen Leben von Markus Söder zu tun als mit den Grünen.“ Denn der CSU-Chef habe zwei Probleme: „Das eine heißt Hubert Aiwanger, wo er das Gefühl hat, der kauft ihm den Schneid auf den Volksplätzen ab (...). Deshalb will er sich möglichst populistisch positionieren. Und Friedrich Merz, der statt ihm Kanzlerkandidat geworden ist.“ Wenn Söder also sage, „niemals mit den Grünen“, dann sei dies laut Lang eine „Machtansage“ an Merz und dementsprechend ein Problem der Union.
Meine news
Für Lang selbst, heißt es nun aber zunächst, von der Spitzenpolitik Abschied zu nehmen. Franziska Brantner und Felix Banaszak kandidieren beim Parteitag in Wiesbaden, um auf Nouripour und Lang nachzufolgen. Als Kanzlerkandidaten wollen sich die Grünen auf Habeck einigen. Der hat auch die volle Unterstützung von der scheidenden Parteichefin Lang.