Bundestagswahl 2025 - Warum Scholz, Merz & Co. auf vielen Stimmzetteln fehlen
Der eine möchte gerne im Kanzleramt bleiben, die anderen wollen hinein: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), AfD-Chefin Alice Weidel und BSW-Namensgeberin Sahra Wagenknecht haben vor, die nächste Bundesregierung anzuführen - SPD zeigt sich offen für Asyl-Vorschlag der FDP – Grüne mit klarer Absage">und werben dafür um die Stimmen der Wahlberechtigten. Dabei tauchen die Namen der fünf auf den meisten Stimmzetteln gar nicht auf.
Keine Direktwahl des Kanzlers für deutsche Bevölkerung
Denn die Wählerinnen und Wähler können weder Scholz noch Merz, Weidel, Wagenknecht oder Habeck direkt zum Kanzler wählen. Nach dem Grundgesetz bestimmen nämlich ausschließlich die Abgeordneten im Bundestag den deutschen Regierungschef. Dieser muss die Mehrheit der Parlamentarier hinter sich bringen.
Weil aber über die Zweitstimme bei der Bundestagswahl die Zusammensetzung des Parlaments bestimmt wird, entscheiden am Ende doch die Wählerinnen und Wähler quasi über einen Umweg, wer ins Kanzleramt einzieht. Denn je mehr Stimmen eine Partei im Vergleich zu den Mitbewerberinnen erhält, desto mehr Sitze im Bundestag kann sie für sich beanspruchen - und entsprechend ihren Kandidaten ins höchste Regierungsamt bringen.
In der Geschichte der Bundesrepublik kam es bisher nie zu einer Alleinregierung einer einzelnen Partei, sondern stets zu Regierungskoalitionen. Dabei tun sich im Parlament verschiedene Parteien zusammen, um gemeinsam mehr als 50 Prozent der Sitze im Bundestag zu erreichen. Nach einer Wahl führen sie Gespräche über ein gemeinsames Regierungsprogramm und bestimmen unter anderem, wer Bundeskanzler werden soll.
Dieser wird dann mit der Stimmenmehrheit einer solchen Koalition im Bundestag gewählt. In der Regel besetzt der Spitzenkandidat des stärksten Bündnispartners das Amt.
Warum dennoch einige Bürger für Merz, Scholz & Co. bei Bundestagswahl stimmen können
Auch wenn die Vier nicht direkt ins Kanzleramt gewählt werden können, haben einige Wahlberechtigte in Deutschland dennoch die Möglichkeit, bei Merz, Scholz, Habeck oder Weidel ihr Kreuz zu setzen. Denn sie alle bewerben sich auch wieder auf einen direkten Sitz im Bundestag.
Bei der vergangenen Wahl 2021 gewannen der CDU-Chef im Hochsauerlandkreis (Nordrhein-Westfalen), der Bundeskanzler in Potsdam (Brandenburg) und der Vizekanzler in Flensburg-Schleswig (Schleswig-Holstein) ihre Wahlkreise. Weidel verpasste im Bodenseekreis (Baden-Württemberg) das Direktmandat, zog aber über die Liste ein. Insgesamt gibt es bei der Bundestagswahl 299 Wahlkreise.
Politiker werden gerne über die Landesliste für Bundestag abgesichert
Da der Bundestag mindestens doppelt so viele Sitze wie Wahlkreise hat, kommen neben den Erststimmengewinnern auch weitere Bewerber zum Zug. Diese können über die Landesliste einer Partei in den Bundestag einziehen - aber nur, wenn sie dort zuvor von ihren eigenen Leuten aufgestellt wurden.
Als Vorsichtsmaßnahme, falls Polit-Promis ihren Wahlkreis nicht gewinnen sollten, sichern viele Parteien sie über einen aussichtsreichen Listenplatz in einem Bundesland ab.
Holt eine Partei in einem Bundesland über ihre Zweitstimme mehr Parlamentssitze als sie mit der Erststimme Wahlkreise gewinnt, rücken die Listenkandidaten in den Bundestag - der oder die oberste zuerst, dann der oder die zweite und so weiter.
Namen dürften auch in 4 Bundesländern auftauchen
Wie schon 2021 steht AfD-Chefin Weidel auch für die Wahl 2025 wieder auf Platz eins der AfD-Landesliste in Baden-Württemberg - und wird damit auf den Wahlzetteln des gesamten Bundeslandes bei der Zweitstimme unter ihrer Partei namentlich aufgeführt sein. Vergleichbares ist für Scholz in Brandenburg und Merz in Nordrhein-Westfalen der Fall, die beiden sind dort ebenfalls auf Listenplatz eins aufgeführt. Lediglich Grünen-Kandidat Robert Habeck stellt sich nicht ganz so sehr ins Rampenlicht und gibt sich mit „nur“ Listenplatz zwei in Schleswig-Holstein zufrieden.
Es ist allerdings im Bundeswahlgesetz nicht vorgeschrieben, dass der Bundeskanzler auch Mitglied des Bundestages sein muss. Sie oder er muss nicht mal Mitglied einer Partei sein. Aber ohne diese Voraussetzungen dürfte es kaum vorstellbar sein, dass eine Mehrheit der Abgeordneten mit Ja stimmt.