Aus für Solarmodule aus Deutschland? Regierung soll schnell handeln

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Einer der größten Hersteller von Solarmodulen in Europa will sich aus Deutschland zurückziehen. Die Konkurrenz aus China arbeite mit Dumpingpreisen. Droht erneut das Ende des Solar Valley?

Berlin/Freiberg – Das Solarunternehmen Meyer Burger droht unter Hinweis auf Konkurrenz vor allem aus China mit der Schließung seiner Solarmodulproduktion in Deutschland – sollte die Bundesregierung nicht schnell handeln. Der Produktionsstandort im sächsischen Freiberg mit 500 Arbeitskräften müsse möglicherweise geschlossen werden, sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt.

Solarmodulproduktion in Deutschland bedroht?

Wegen des sich verschlechternden europäischen Marktumfelds sei die Produktion in der Region in vollem Umfang vorerst nicht weiter tragbar, hieß es. Das Schweizer Unternehmen stellte einen Plan vor, um die „unhaltbaren Verluste“ in Europa zu verringern und sich auf die USA zu konzentrieren. Ein Teil des Plans wäre die Schließung des Werkes in Freiberg bereits im April 2024, hieß es.

Meyer Burger besitzt mit der Fabrik in Freiberg nach eigenen Angaben den größten Betrieb für Solarmodulproduktion in Europa. Eine endgültige Entscheidung müsste bis Mitte Februar getroffen werden, betonte das Unternehmen – „sofern keine ausreichenden Maßnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa, etwa durch Resilienzmaßnahmen, ergriffen werden“.

Solarwerk von Meyer Burger in Freiberg
Eine Mitarbeiterin begutachtet Solarmodul. (Symbolbild) © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Solarindustrie fordert Regierung zum Handeln auf

Die Bundesregierung ist nach eigenen Angaben angesichts der drohenden Abwanderung in Gesprächen mit der Firma. Das Wirtschaftsministerium sei sich der schwierigen Lage des Unternehmens und der Solarindustrie in Deutschland sehr bewusst, sagte ein Sprecher von Ressortchef Robert Habeck (Grüne). Ziel sei, einen signifikanten Teil der Technologien in Deutschland und Europa zu produzieren. .

Meyer-Burger-Manager Erfurt sagte, es müsse Anpassungen bei der Einspeisevergütung geben. „Wir befinden uns in einem Verteilkampf.“ Der Bund müsse daher in diesem Jahr rund 50 Millionen Euro in die Erhöhung der Einspeisevergütung geben. Davon sollten dann Nutzer von Solaranlagen profitieren, die Anlagen aus europäischer Produktion nutzen. Je europäischer ein Produkt sei, desto mehr Boni solle es geben. Dadurch sollen Anreize zum Kauf entsprechender Produkte geschaffen werden. Dies sei kein Konzept des Unternehmens, sondern werde unter anderem vom Bundesverband der Solarwirtschaft gefordert.

„In Europa werden wir chinesischem Handeln zum Fraß vorgeworfen“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) forderte von Bund und EU ein Rettungspaket für die Solarindustrie. Die Branche sei wichtig für die wirtschaftliche Stärke und Souveränität Deutschlands und Europas. Erst vor wenigen Wochen hatten Politiker aus Sachsen parteiübergreifend ein klares Bekenntnis des Bundes zur deutschen Solarindustrie gefordert. Es drohe der Verlust tausender Jobs vor allem im Osten Deutschlands, warnten sie.

Meyer Burger habe 2023 ein sehr schlechtes Jahr gehabt, das wegen der niedrigen Preise der Konkurrenz völlig neben den Erwartungen gelegen habe, sagte Geschäftsführer Erfurt. Staatliche Subventionen bei der Solarmodulherstellung in China hätten zu einer gravierenden Marktverzerrung geführt. „In Europa werden wir chinesischem Handeln zum Fraß vorgeworfen.“ Die Windbranche leide unter dem gleichen Problem. Auch der Autobranche drohe ein ähnliches Schicksal. Es sei jetzt ein entscheidender Zeitpunkt, betonte der Geschäftsführer des Schweizer Unternehmens. „Es wird eine Entscheidung sein über Wohl und Wehe der gesamten Industrie in den kommenden Jahren.“

VON ANDREAS HUMMEL UND SIMON KREMER

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