Steigende Umsatz- und Besucherzahlen sowie abflachende Kostensteigerungen: Rein von den Zahlen her verzeichnete die Rigi-Rutsch´n zuletzt einen deutlichen Aufwärtstrend. Dennoch gibt es Unruhe im Umfeld des Bäderparks. Badleiter Hannes Meyer hat seine Kündigung eingereicht – nach 28 Dienstjahren.
Peißenberg - Hannes Meyer und die Rigi-Rutsch´n – das war über knapp drei Jahrzehnte hinweg eine unzertrennliche Einheit. Nicht umsonst wird Meyer als „Mr. Freibad“ bezeichnet. Die Rigi-Rutsch´n war irgendwie sein Bad, er war für die Badegäste die Bezugsperson. Meyer steckte viel Herzblut in seine Arbeit als Schwimmmeister respektive Badleiter – nicht zuletzt in unzähligen Überstunden. Doch nach dem Ende der laufenden Freibadsaison ist Schluss. Meyer hat seine Kündigung bei den Peißenberger Gemeindewerken eingereicht.
Öffentlich äußern will Meyer sich zu den Beweggründen seines Abschieds nicht. Eine Anfrage des Kreisboten lehnt der Badleiter kategorisch ab. Auch Stefan Ziegler, der Vorstand der Gemeindewerke, verweist auf die Vertraulichkeit von Personalangelegenheiten – nur so viel: „Es tut mir persönlich leid, jemanden nach 28 Jahren zu verlieren. Herr Meyer hat das Bad durch gute und schlechte Zeiten geführt.“
Über die Hintergründe von Meyers baldige Demission kann also nur spekuliert werden. Dem Vernehmen nach soll es unterschiedliche Auffassungen über die künftige Ausrichtung des Bäderparks geben. Stefan Ziegler sprach in der jüngsten Haupt- und Finanzausschusssitzung des Marktrats von „notwendigen Veränderungsprozessen“ und „Synergieeffekten“, die dazu beitragen sollen, das jährliche Defizit des Bäderparks in wirtschaftlich halbwegs darstellbare Dimensionen zu halten oder gar zu senken.
Zur Begleitung dieses Prozesses haben sich die Werke einen externen Berater mit ins Boot geholt, zudem soll das Bad unter anderem bei der Einlasskontrolle und beim Ticketverkauf digitaler werden. Auch die Künstliche Intelligenz (KI) soll künftig eine Rolle spielen – zum Beispiel bei der Badaufsicht. Ziegler will die Organisation des Bäderparks strukturell stabiler gestalten.
Die „Veränderungsprozesse“ sieht Meyer aber offenbar kritisch. Aus dem Umfeld des Bäderparks respektive in einer E-Mail ist zudem von einer deutlichen Verschlechterung des Betriebsklimas bei den Gemeindewerken die Rede, seit Stefan Ziegler im November 2022 das Vorstandsamt im Kommunalunternehmen (KU) übernommen hat.
Es wird darauf verwiesen, dass bereits im Juni der stellvertretende Badleiter Timo Langer gekündigt hat. Des Weiteren heißt es in der E-Mail: „Aus meiner Sicht und der Sicht mehrerer Kolleginnen und Kollegen entsteht zunehmend der Eindruck, dass nach außen zwar ein positives Bild des Bades vermittelt werden soll, intern jedoch Entscheidungen getroffen werden, die dem Betrieb schaden.“
Als ein Beispiel wird die Abschaffung der Sauna-Jahreskarten genannt – „obwohl diese einen stabilen Kundenstamm sicherte“. In der E-Mail wird ein „System“ vermutet, um die Rigi-Rutsch´n „finanziell so unattraktiv zu machen, dass ihre Schließung unausweichlich erscheint“ – und zwar nach der Kommunalwahl 2026.
Das wiederum wird von der Werksleitung und auch von der Rathausspitze stets vehement bestritten. Und die nackten Zahlen stützen Zieglers Bäderparkpolitik.
Der KU-Chef sprach im Hauptausschuss bezogen auf das Geschäftsjahr 2025 sogar von einer „Trendwende“. 2024 verursachte die Rigi-Rutsch´n ein Defizit von 1,17 Millionen Euro. Heuer rechnet man „nur“ noch mit knapp 996 000 Euro.
Beim Umsatz prognostiziert das KU für heuer eine Steigerung von 6,4 Prozent. Ziegler betonte im Ausschuss zudem, dass viel investiert worden sei, um den Bäderpark attraktiver und zukunftsorientiert auszurichten.
Als Beispiele nannte er unter anderem die Erneuerung der Rutsch-Anlage und der Sprungtürme, die Anschaffung der Aqua-Kletterwand und des Aqua-Tracks sowie Investitionen in die Betriebstechnik (u.a. Erneuerung der Sandfilteranlage).
Und was sagt Ziegler auf Nachfrage des Kreisboten zum Betriebsklima bei den Gemeindewerken? „Ich nehme kein schlechtes Betriebsklima wahr“, lautet die Antwort. Ziel der Personalpolitik sei es, „dass viel mehr Verantwortung an die Mitarbeiter übertragen wird“ – sei es in internen Projektleitungen oder beim Anstoß von Veränderungsprozessen. Die Gemeindewerke, so Ziegler, seien ein Unternehmen, das „große Herausforderungen“ bewältigen müsse.
Ein Beispiel sei die Energiewirtschaft mit der stetigen Anpassung an Regierungsentscheidungen. „Das sind hochkomplexe Themen, die von außen gar nicht so wahrgenommen werden“, so Ziegler.
36 Prozent mehr Besucher
Mit der Intention einer „strategischen Neupositionierung der Rigi Rutsch‘n als Familienbad für alle Zielgruppen“ sei man voll im Plan, erklärte Stefan Ziegler im Rahmen seines Zwischenberichts zur aktuellen Bäderparklage im Haupt- und Finanzausschuss. Der Vorstand der Gemeindewerke sprach von „signifikant“ steigenden Umsatz- und Besucherzahlen. In der Freibad-Saison 2025, die am 2. Juni startete sind bis zum 20. Juli 34.000 registriert worden. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einer satten Steigerung um 36 Prozent. An Umsatz generierte der Bäderpark in den knapp zwei Monaten 201 000 Euro und damit um 46 Prozent mehr als 2024 im gleichen Zeitfenster. Auch bei den Saisonkarten legte man ordentlich zu: So wurden 1.222 Tickets verkauft. 2024 waren es nur 659. Zieglers Gesamtfazit zur aktuellen Lage der Rigi-Rutsch´n: „Der Bäderpark bewegt sich in die richtige Richtung.“
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