Jetzt erst recht!
Mit viel Wut im Bauch reisten die Bayern zum Champions-League-Hit beim FC Arsenal. Sportvorstand Max Eberl will in den Kampfmodus schalten.
München - Mit viel Wut im Bauch und zwei Bundesliga-Niederlagen am Stück im Gepäck hat sich der Reisetross des FC Bayern am Montagnachmittag auf den Weg nach London gemacht. In der britischen Hauptstadt bittet am Dienstag (21 Uhr, Amazon) der FC Arsenal die Münchner zum Viertelfinal-Hinspiel der Champions League. Nach der 2:3-Blamage am Wochenende in Heidenheim ist das bayerische Selbstverständnis in dieser Saison mal wieder am Boden. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, immerhin stehen die „Gunners“ aktuell an der Tabellenspitze der Premier League – und werden mit den Bayern kurzen Prozess machen, sollte sie einen ähnlichen schwachen Auftritt im Emirates Stadium hinlegen, wie es an den vergangenen beiden Bundesliga-Spieltagen der Fall war. „Es ist ehrlich gesagt ein schwerer Moment für uns. Nach den Niederlagen in der Bundesliga scheint unser Selbstvertrauen sehr gering“, gesteht Thomas Müller, um dann doch in den Jetzt-erst-recht-Modus zu schalten: „Wir sollten diese Situation als Chance nutzen, um alle auf der großen Bühne gegen die Gunners zu überraschen. Es ist nicht der Moment, aufzugeben.“
Die kämpferischen Töne von Müller nahm Sportvorstand Max Eberl vor dem Abflug nach London auf. Auf die Frage, was ihm für die Mammut-Aufgabe in der Königsklasse nach der jüngsten Schmach Hoffnung mache, antwortete er: „Wir haben das Ding aufgearbeitet und uns die Meinung gesagt.“ Heißt im Klartext: Bei der Aufarbeitung der Heidenheim-Pleite wurde es laut im Besprechungsraum an der Säbener Straße. „Jetzt ist es auch vorbei – und wir müssen in dem von Thomas angekündigten Kampfmodus nach London fahren. In der Champions League haben wir bisher sehr gut ausgesehen.“ Die Hürde in London sei zwar hoch, „aber wie heißt es so schön? Nichts ist unmöglich“.
Was ebenfalls Hoffnung für die Aufgabe macht: Mit Torhüter Manuel Neuer, Sechser Aleksandar Pavlovic und den beiden Flügelspielern Leroy Sané und Kingsley Coman stehen gleich mehrere angeschlagene Leistungsträger wieder im Kader. Eberl: „Es soll keine Entschuldigung oder Ausrede sein, aber wir haben mit vielen Wehwehchen und Blessuren zu kämpfen und haben die Mannschaft nie in den Rhythmus bekommen.“ Nicht jeder der genannten Spieler ist 100 Prozent fit und kommt deshalb für einen Startelf-Einsatz infrage, aber laut Eberl „reichen manchmal auch 80 Prozent, um die Struktur der Mannschaft zu verändern“.
Eberl hält weiter an Tuchel fest
Auf dem Trainerstuhl gibt’s hingegen noch keine Veränderung. Thomas Tuchel bleibt – Stand jetzt – diese Woche Bayern-Chefcoach. „Ich habe gesagt, er bleibt. Saisonende ist ein weiter Zeitraum – aber ich wüsste heute nicht, was passieren müsste, dass er nicht bis zum Saisonende auf der Bank sitzt“, betonte Eberl.
Aber könnte eine erneute Implosion der Mannschaft schneller Bewegung in die Sache bringen? Eberl hält sich bedeckt: „Wir spielen das Spiel erstmal. Was wäre wenn – das Leben ist kein Konjunktiv, das Leben ist im Hier und Jetzt. Da haben wir eine schwere Aufgabe. Wir wollen versuchen, zu gewinnen.“ Statt dem Trainer Druck zu machen, nimmt Eberl sich und Sportdirektor Christoph Freund in die Pflicht: „Wir sitzen alle im gleichen Boot, es gibt keinen, der daneben sitzt oder darüber steht. Wir müssen gucken, dass wir alle in die gleiche Richtung paddeln.“ Bleibt aus Münchner Sicht zu hoffen, dass das Bayern-Boot in der Themse nicht endgültig diese Saison versenkt. Manuel Bonke, Philipp Kessler