BMW-Chef geht hart mit Brüssel ins Gericht – Verbrenner-Verbot ein „Desaster“ für Europa

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Oliver Zipse kritisiert die EU-Wirtschaftspolitik als „Desaster“. Der BMW-Chef warnt vor einem Handelskrieg mit China und den USA – und fordert Technologieneutralität.

Brüssel/München – Oliver Zipse, Chef des Münchener Autobauers BMW, hat ungewöhnlich scharfe Kritik an der EU-Kommission geübt. Der Manager meint insbesondere den Umgang mit China und wirft Brüssel vor, mit seiner aktuellen Wirtschaftspolitik eine ganze Industrie aufs Spiel zu setzen.

Zudem nutzte der CEO die Plattform für eine abermalige Kritik am Reizthema Verbrenner-Verbot in den Ländern der Europäischen Union. Die ab 2035 geplante Maßnahme sei „ein Desaster“ und gefährde die Innovationskraft europäischer Hersteller.

BMW-Chef kritisiert hohe EU-Zölle auf chinesische Importe

Seinen schärfsten Vorwurf richtet Zipse gegen die Brüsseler Zollpolitik: „Der höchste Zollsatz in unserer Branche kommt aus Brüssel, nicht aus dem Weißen Haus“, betonte der BMW-Chef. Gemeint sind die Strafzölle von knapp 31 Prozent, mit denen die EU Elektroauto-Importe westlicher Hersteller aus China belegt. Zum Vergleich: Die Trump-Regierung in den USA verhängte für Modelle aus Europa lediglich 27,5 Prozent.

Für BMW sind diese Zölle besonders heikel, weil der Konzern selbst Autos in China produziert und diese teilweise nach Europa befördert. „Manchmal haben wir den Eindruck, dass die Politiker in Europa vergessen, dass europäische Unternehmen weltweit tätig sind“, mahnte Zipse. Aus seiner Sicht ignoriert die EU die engen wirtschaftlichen Verflechtungen – vor allem mit China, von dessen Industrie Hersteller wie BMW stark abhängig sind.

BMW-Chef Oliver Zipse äußert sich kritisch über die Wirtschaftspolitik auf EU-Ebene. In einem Interview benennt der CEO mehrere Missstände
BMW-Chef Oliver Zipse äußert sich kritisch über die Wirtschaftspolitik auf EU-Ebene. In einem Interview benennt der CEO mehrere Missstände. © Sepp Spiegl/Imago

Zollverhandlungen mit den USA: BMW setzt auf Verrechnung

Während Oliver Zipse den EU-Kurs gegenüber China kritisiert, zeigt sich der BMW-Manager bei den Gesprächen mit den USA optimistisch. Ein Zollaufschlag von 25 Prozent auf Autos aus Europa steht seitens der Administration unter Präsident Donald Trump im Raum, sollte keine Einigung erzielt werden. BMW setzt hier auf ein Handelsmodell, das Im- und Exporte zwischen den USA und Ländern der EU miteinander verrechnet.

„Ich bin zuversichtlich, dass es ein Ergebnis gibt, mit dem wir umgehen können“, wird Zipse von Welt.de zitiert. Das US-Werk in Spartanburg, South Carolina, ist dabei ein entscheidender Trumpf: Rund 430.000 Fahrzeuge rollen jährlich vom global größten BMW-Werk vom Band, die Hälfte davon deckt bereits den US-Markt. Das macht BMW weniger verwundbar als Hersteller, die ihre Autos ausschließlich nach Amerika exportieren. Auch die heimischen Konkurrenten Volkswagen und Mercedes unterstützen dieses potenzielle Verrechnungsmodell.

Zipse warnt EU vor Vergeltungszöllen – Eskalation würde BMW treffen

Der Münchener Autobauer habe laut Zipse deutlich gemacht, was auf dem Spiel steht. „Wir haben einen wichtigen Punkt, weil wir der größte Auto-Exporteur in den USA sind.“ Der 61-Jährige hat nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) das Gefühl, dass sich Europa bewege und nicht zurückschlage – was ansonsten die Gefahr einer Eskalation berge.

Erleichtert zeigte sich der Vorstandschef der BMW AG darüber, dass Pläne für Vergeltungszölle der EU gegen die USA offenbar vom Tisch sind: „Das würde nur zu einer Zollspirale führen, die beiden Seiten schadet.“ Für den BMW-Chef ist klar: Handelskriege sind keine Lösung. Stattdessen fordert er mehr Kooperation und Pragmatismus – sowohl gegenüber den USA als auch China.

Darüber hinaus übt der Manager abermals Kritik am von der EU beschlossene Verbrenner-Verbot ab 2035.

Technologie-Offenheit: BMW-Chef Zipse warnt EU vor Verbrenner-Verbot

Zipse hält die Entscheidung für überstürzt und wirtschaftlich gefährlich. „Das aktuelle System ist ein Desaster“, sagte er mit Blick auf die Regulierung. Seiner Einschätzung nach wird das Verbot nicht lange Bestand haben: Spätestens in drei Jahren werde man erkennen, dass es für Hersteller und Verbraucher zu teuer sei.

Automesse in China
Für die BMW Group sind die USA als auch China bedeutende Absatzmärkte. (Archivbild) © Johannes Neudecker/dpa

Wiederholt pocht der BMW-Chef auf Technologie-Offenheit. Er warnt davor, sich allein auf Elektroautos und die Batterie-Technologie zu verlassen: „Wasserstoff aus dem Spiel zu nehmen, wäre ein Fehler.“ Europa müsse resilient bleiben und dürfe sich nicht in eine einseitige Abhängigkeit begeben.

Statt Zöllen und Verboten setzt der BMW-Chef auf technologische Vielfalt, internationale Kooperation und faire Märkte. Ob die EU-Kommission seine mahnenden Worte ernst nimmt, wird sich zeigen. (PF)

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