Rettungshundestaffel aus Oberammergau ist vermissten Personen auf der Spur
Sobald Burgi, Xanti oder einer der anderen Hunde einen Geruch vor die Nase gehalten bekommen, sind sie nicht mehr zu bremsen. Der Nase nach folgen sie der Fährte, bis sie ihr Ziel erreichen – eine vermisste Person.
Oberammergau – Etwa drei Mal pro Woche versammeln sich die ehrenamtlichen Hundeführer des Bundesverband Rettungshunde (BRH) Rettungshundestaffel Zugspitz/Karwendelregion e.V. mit ihren Hunden zum Training. So auch am Montag, 6. Mai, bei regnerischem Wetter, nahe des Oberammergauer Zentrums, die Sparte Mantrailing.
Unter Mantrailing verstehe man, so Hundeführer und Ausbildungsleitung der Sparte Mantrailing, Matthias Werner, die Suche nach einer bestimmten Person. Dem Hund gebe man dabei jedoch keine Richtung vor. Vielmehr halte man ihn an der Leine und folge seiner Tendenz. „Wir arbeiten mit dem Individualgeruch einer Person“, erklärt Werner. Ein T-Shirt sei im Training als Geruchslieferant ausreichend, im Einsatz jedoch eher zu wenig. „Man weiß nicht, wer es schon in der Hand hatte, eine Schuhsohle wäre deutlich besser.“ Oder eben Blut, was allerdings zumeist kein gutes Zeichen sei, da es sich dabei um ein Indiz für eine verletzte Person handle.
Hoher Einsatz
Die 16-köpfige Mannschaft ist eine der größten in ganz Deutschland mit einem „riesigen Einzugsgebiet“. Sie sind für die westliche Hälfte von Oberbayern Süd zuständig, einem enorm großen Areal. Folglich ist auch die Anzahl der Einsatzstunden hoch. „Über 5.000 Einsatzstunden können wir nur müde lächeln“, so Werner. Im Jahr 2023 hatte die Staffel 64 Alarmierungen, wobei es sich bei mehr als der Hälfte um Realeinsätze handelte. Zusätzlich trainiert die Mannschaft zwei bis drei Mal pro Woche für mehrere Stunden. Es wird mit jedem Hund geübt, wobei eine Trainingseinheit pro Hund gerne mal eine halbe Stunde in Anspruch nimmt. Da die Staffel sich allein durch Spenden finanziert, waren die Mitglieder bis vor Kurzem häufig genötigt, für Realeinsätze auf Privatautos zurückzugreifen. Dies hat sich nun geändert, denn die Ehrenamtlichen sind nach langem Sparen im Besitz ihres ersten eigenen Wagens.
Rettungshundestaffel aus dem Oberland ist vermissten Personen auf der Spur
Dieser ist auch notwendig. Immerhin kann ein Einsatzort gerne mal zwei Stunden entfernt liegen. Da die bayerische Polizei nur sieben geprüfte Hunde – in Oberbayern Süd einen geprüften Hund – zur Verfügung hat, ist die Arbeit des Teams häufig gefragt. Umso mehr ist die Sparte auf Spenden angewiesen. Die nächste große Anschaffung soll nämlich eine Drohne sein, oder die Errichtung eines Trainingsgeländes.
Für das Training teilt sich die Sparte in mehrere Gruppen auf: Einer wird gesucht, ein anderer führt seinen Hund und ein Begleiter gibt dem Hundeführer Hilfestellung. Im Einsatz besteht das Team aus einem Hund, dem Hundeführer und einem Suchtrupp-Helfer. Am Ausgangspunkt – der im realen Einsatz der Ort ist, an dem die vermisste Person zuletzt gesehen wurde – darf der Hund am Eigentum der zu suchenden Person schnuppern. Das dauert nicht länger als ein bis zwei Sekunden, da hat der Hund den Geruch bereits abgespeichert und los geht‘s.
Vertrauen in Hund
Der Hund weiß genau was zu tun ist, der Schwanz wedelt, die Ohren zucken, die Nase ist auf dem Boden, es wird an der Leine gezogen. Diese ist circa sieben bis zehn Meter lang. So hat der Hund genug Spielraum, um jedem möglichen Geruch nachzugehen und sich zu entscheiden wohin er laufen wird. „Wichtig ist vor allem die Kommunikation zwischen Hund und Hundeführer“, gibt Werner zu Bedenken. Denn, „der Hund hat immer Recht!“ Durch kleinste Bewegungen mit Kopf, Ohren, oder Schwanz weist der Hund die Richtung an. Steht der Hundeführer im Weg oder entgeht ihm etwas, ist es schnell möglich, dass der Hund durch einen unbewussten Fehler des Menschen in die falsche Richtung geschickt wird. Im realen Einsatz würde dies zu einem großen Problem führen. Aber genau deswegen ist man im Training als Hundeführer nicht allein unterwegs.
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Hund hat Recht
Als einer der Hunde auf der Fährte falsch abbiegt, hält Werner die Hundeführerin auf. „Was war da los?“, fragt er die Führerin. „Der Hund...“ „Nein“, unterbricht Werner sie. „Dein Hund wollte die richtige Richtung einschlagen, aber du hast gesagt ‚Weg da‘.“ Also geht das gesamte Team zum Ausgangspunkt zurück. Zu dem Ort, an dem die Truppe noch auf dem richtigen Weg war. Und siehe da, der Hund schnuppert und wendet sich flink in die korrekte Destination. Es werden Straßen und Kreuzungen überquert, an Ecken gerochen, schnell getrunken und dann heißt es wieder Nase auf den Boden: rechts, links wieder rechts und: gefunden! Die gesuchte Person wartet mit einem Leckerli in ihrem Versteck. Jetzt gibt es erstmal eine dicke und verdiente Belohnung. Wer sich übrigens als „Frischfleisch“ zur Verfügung stellen will, ist gerne gesehen. Das Team freut sich, wenn die Hunde auch mal unbekannte Düfte erschnüffeln dürfen.
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