Ein „Glücksspiel“ gegen Putin – Experte warnt vor ukrainischer Offensive in Kursk
Bei ihrem Vorstoß auf russischem Gebiet macht die ukrainische Armee kleine Fortschritte – doch eine Rechnung scheint nicht aufzugehen.
Kiew/Kursk – Die ukrainische Offensive in Kursk wird unterschiedlich beurteilt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht von fast 100 eroberten Ortschaften in Russland. Ein Militäranalyst hingegen sprach jetzt von einem „Glücksspiel“ für das von Russland angegriffene Land. Die Ukrainer müssten für die eroberten russischen Gebiete wohl „ukrainisches Territorium anderswo“ opfern, sagte Pierre Razoux, Militärhistoriker und wissenschaftlicher Leiter der strategischen Denkfabrik FMES, der Nachrichtenagentur AFP.
Putin reagiert auf Offensive in Kursk – Russland baut Verteidigungen im Ukraine-Krieg aus
Nach Einschätzung des Militäranalysten Jan Matwejew laufen die russischen Truppen südlich des Flusses Sejm zwar Gefahr, eingekesselt zu werden. Das britische Verteidigungsministerium warnt jedoch, Moskau baue nach anfänglichem Durcheinander nun seine Verteidigung aus. „Sie haben auch damit begonnen, zusätzliche Verteidigungsstellungen zu bauen, um zu verhindern, dass die Ukraine vorrückt“, teilte es am Freitag (16. August) mit.
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Kiews Truppen führen im Ukraine-Krieg neben Kursk auch Schlacht im Osten
Bei ihrer Offensive auf russischem Gebiet macht die ukrainische Armee also nur kleine Fortschritte. Und gleichzeitig lässt Russland bei seinen Angriffen in der Ostukraine nicht nach. Der Generalstab in Kiew berichtet, allein am Frontabschnitt Pokrowsk habe es am Dienstag (21. August) 66 russische Sturmangriffe gegeben. Diese seien zurückgeschlagen worden, hieß es, ohne dass dies unabhängig zu bestätigen war.
Kämpfe gab es demnach um viele Ortschaften, die für die Russen auf dem Weg in das noch etwa zehn Kilometer entfernte Pokrowsk liegen. Russische Militärblogger berichteten von einem Vordringen ihrer Truppen. Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj räumte die schwierige Lage ein. Auf russischer Seite hieß es, die ukrainische Verteidigung bei Pokrowsk schwanke.
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Kursk und Ostukraine: Kiew kämpft in Putins Krieg an zwei schweren Fronten
Mit ihrer Kursk-Offensive kämpft Kiew im Ukraine-Krieg jetzt an einer zweiten Front gegen Russland und schafft damit eine Situation, die keiner der beiden Staaten auf lange Sicht ertragen kann, meinte auch der pensionierte australische General Mick Ryan zur Nachrichtenagentur AFP. Es sei unklar, ob beide Seiten einen solchen Ansatz über Monate hinweg aufrechterhalten könnten. Die Position der Ukraine in Kursk könnte mit der Zeit schwächer werden, auch, weil Kremlchef Wladimir Putin mehr Soldaten in das Gebiet schicken wolle.
Der Münchner Merkur berichtete am Donnerstag, dass Putin offenbar brutale Vergeltung für die Offensive in Kursk plant, unter anderem mithilfe einer Verdopplung der russischen Truppenstärke in der Ukraine. Auf eine unpopuläre Generalmobilmachung will der Kreml demnach aber weiter verzichten. In Anbetracht der ukrainischen Gegenoffensive hat Russland die anstehenden Lokalwahlen in sieben Kommunen der Region Kursk verschoben. (frs)