Putin trotzt Sanktionen – folgt nun doch ein Aufschwung der Wirtschaft?
Kurz vor der Russland-Wahl könnte Putin von guten Wirtschaftsdaten profitieren. Hat der Präsident die Wirtschaft doch besser unter Kontrolle, als gedacht?
Moskau – Nur noch wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl könnte Wladimir Putin offenbar mit Wirtschaftsthemen punkten. Neue Daten zur russischen Wirtschaft sollen laut The Economist noch am 13. März veröffentlicht werden. Vorab gibt es eine positive Tendenz zur Wirtschaftsentwicklung in Russland – trotz Sanktionen und Ukraine-Krieg.
Trotz Putin Sanktionen? Es sind positive Wirtschaftsdaten zu erwarten
The Economist spekuliert im jüngsten Beitrag (10. März), dass die Daten voraussichtlich eine Abflachung der Inflation in Russland belegen werden. Ein Anstieg der Inflation sei nicht zu erwarten. Zudem rechnet The Economist damit, dass die Preise in Russland im Februar 2024 im Vergleich zum Vormonat nur um 0,6 Prozent gestiegen sind. Zum Vergleich: Gegen Ende des Jahres 2023 stieg sie um 1,1 Prozent.
Erst im Februar hatte das russische Statistikamt trotz Sanktionen positive Wirtschaftszahlen vorgelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg demnach um 3,6 Prozent, wie der Statistikdienst Rosstat mitteilte. Im Jahr 2022, als Russland den als „militärische Sonderoperation“ verbrämten Krieg gegen die Ukraine begann, war die Wirtschaft noch um 1,2 Prozent eingebrochen.
Wie geht es Russlands Wirtschaft? Gewinn für Öl und Gas gestiegen trotz Sanktionen
Auch überraschend dürften die gestiegenen Gewinne aus den russischen Geschäft mit Öl und Gas sein: Im Februar 2024 stiegen die Einnahmen aus dem Öl- und Gashandel im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als 80 Prozent auf über 10 Milliarden US-Dollar. Das berichtete Bloomberg.
Wie das russische Finanzministerium am Dienstag (5. März) mitteilte, beliefen sich die Haushaltseinnahmen aus Steuern auf Öl und Gas im vergangenen Monat auf insgesamt 945,6 Milliarden Rubel (10,4 Milliarden Dollar). Erholt sich die russische Wirtschaft also doch besser als erwartet – und sind dies Indizien für Putins erfolgreiche Umgehungstaktiken?
Skepsis über gute Wirtschaftslage Russlands – Putin gibt viel Geld für Militär aus
Experten zufolge ist Russlands Wirtschaftswachstum vor allem auf die hohen Kriegsausgaben und staatlichen Subventionen zurückzuführen. Und das wird Putin auf Dauer teuer zu stehen kommen. Denn während Putin immer mehr Geld für das Militär ausgibt, bekommen andere Branchen in der Wirtschaft die Folgen zu spüren. In der zivilen Wirtschaft kommen die BIP-Zuwächse demnach höchstens teilweise an. Auch können die Löhne und Renten in Russland nicht mit der immer noch hartnäckigen Inflation mithalten. Sie lag 2023 im Schnitt bei 7,3 Prozent, nach mehr als elf Prozent im Jahr 2022.
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Putin könnte bald hohen Preis zahlen: aktuelles Wirtschaftswachstum nicht „nachhaltig“
„Ich halte das aktuelle Wirtschaftswachstum nicht für nachhaltig oder qualitativ“, sagte Jewgeni Nadorschin, Chefökonom bei PF Capital gegenüber dem Handelsblatt: „Ich sehe es als Vorboten einer bevorstehenden Wirtschaftskrise, vielleicht der ersten seit 2004, die möglicherweise nicht einmal eines externen Schocks bedarf.“
Elvira Nabiullina, Präsidentin der russischen Zentralbank, warnte bereits im Dezember 2023, dass die russische Wirtschaft zu „überhitzen“ droht. Die russische Zentralbank hatte die Zinssätze zuletzt auf 16 Prozent angehoben. „Stellt euch die Wirtschaft wie ein Auto vor. Wenn man versucht, schneller zu fahren, als es die Fahrzeugspezifikationen zulassen, wird der Motor früher oder später überhitzen und wir werden nicht in der Lage sein, eine lange Strecke zurückzulegen. Möglicherweise werden wir schnell fahren, aber nur für einen kurzen Zeitraum“, erklärte Nabiullina.
Vor der Russland-Wahl macht Putin noch Versprechen für Wirtschaft
Auch wenn Putin sich bemüht, die wirtschaftlichen Probleme zu vertuschen, wird ihn die Realität einholen. Bei seiner Rede zur Lage der Nation versprach er Maßnahmen zur Besserung der sozialwirtschaftlichen Situation. Vor allem kinderreiche Familien sollen mehr Unterstützung erhalten – doch es handelt sich dabei wohl nicht mehr als um leere Worte. (bohy)