Großes deutsches Pflege-Unternehmen ist insolvent – rund 2800 Mitarbeiter betroffen

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Ein Pflegeheimbetreiber hat für mehrere Gesellschaften Anträge auf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Einige Gesellschaften mussten jedoch in die Regelinsolvenz gehen.

Bad Homburg - Die Pflegebranche steht vor großen Herausforderungen. Dazu gehören der Fachkräftemangel, steigende Betriebskosten, bürokratische Hürden oder eine unzureichende Finanzierung. Das bringt Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. So meldete der Intensivpflegeanbieter Care Concepts Company (CCC) Ende Februar Insolvenz an. Anfang März berichteten verschiedene Medien, darunter die Wirtschaftswoche, dass erstmals eine Pflegekasse – ohne Namen zu nennen – einen Antrag auf Finanzhilfe aus dem Ausgleichsfonds beim Bundesversicherungsamt gestellt habe.

Pflegeheimbetreiber geht in die Insolvenz: Gericht ordnet vorläufige Eigenverwaltung an

Nun hat es einen weiteren Anbieter erwischt. Die Argentum Pflege Gruppe hat am 1. April für vier ihrer Gesellschaften Anträge auf Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt, wie das Portal Pflegemarkt berichtet. Das Amtsgericht Bad Homburg gab den Anträgen statt und ordnete die vorläufige Insolvenz Eigenverwaltung an.

Pflegerin und Patientin
Der Pflegedienstleister Argentum musste Insolvenz anmelden. (Symbolbild) © Marijan Murat/dpa

Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Lucas Flöther von der Kanzlei Flöther & Wissing bestellt. Mit an Bord bei der Sanierung von Argentum ist Wirtschaftskanzlei K&L Gates. Unterstützt wird der Pflegeheimbetreiber bei der Sanierung von einem Expertenteam der Wirtschaftskanzlei K&L Gates, bestehend aus Georg Bernsau, Nadja Raiß und dem Unternehmens- und Restrukturierungsberater Ansgar Schröder.

Pflegeheimbetreiber Argentum Pflege Gruppe geht in die Insolvenz: Was heißt das für Tochtergesellschaften?

Die vorläufigen Insolvenzverwalter übernehmen nun die Kontrolle über die betroffenen Tochtergesellschaften, um die Abwicklung zu steuern und die Gläubigerinteressen zu wahren. „In den kommenden Wochen werden wir Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und auf dieser Basis unsere Pläne zur Neuaufstellung der Argentum vorantreiben“, zitiert Pflegemarkt Sanierungsgeschäftsführer Bernsau.

Allerdings können nicht alle Unternehmensteile im Rahmen des Schutzschirmverfahrens fortgeführt werden. Für einige Tochtergesellschaften wurde ein Regelinsolvenzverfahren notwendig, da die rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Eigenverwaltung nicht gegeben waren. Andere operative Gesellschaften sollen außerhalb eines Verfahrens fortgeführt werden.

Pflegeheimbetreiber Argentum Pflege Gruppe geht in die Insolvenz: Betrieb aller Einrichtungen geht weiter

Argentum betont jedoch, dass der Betrieb aller Einrichtungen uneingeschränkt weitergeführt wird. Die rund 2800 Mitarbeiter wurden über das Sanierungsverfahren informiert. Die Löhne und Gehälter der nächsten drei Monate werden von der Agentur für Arbeit übernommen.

Die Argentum Pflege Gruppe ist eine Branchengröße in Deutschland. In dem vom Portal Pflegemarkt veröffentlichten Ranking der Top 30 Pflegeheimbetreiber belegt das Unternehmen Platz 21. Zur Gruppe gehören demnach 39 Pflegeheime mit 3764 Plätzen. Darüber hinaus betreibt Argentum zwölf betreute Wohnanlagen, vier Pflegedienste, drei Tagespflegen und zwei Wohngruppen. Insgesamt verfügt der Pflegedienstleister über 60 Standorte mit 4200 Plätzen.

Im vergangenen Jahr hat es deutlich mehr Insolvenzen gegeben. Das zeigt eine Anfang Januar veröffentlichte Studie der Unternehmensberatung Falkensteg. Demnach stieg die Zahl der Großinsolvenzen, bei denen Unternehmen mit einem Umsatz von über zehn Millionen Euro betroffen waren, 2024 im Vorjahresvergleich um 30 Prozent auf 364 Fälle. Für das laufende Jahr erwartet Falkensteg einen weiteren Anstieg um 20 bis 25 Prozent, denn „die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ändern sich nicht über Nacht“, heißt es in der Mitteilung.

Auch interessant

Kommentare