Kein Ende in Sicht: Russland will Ukraine innerhalb von zehn Jahren zerstören
Putins Scharfmacher Medwedew bereitet die Russen auf einen langen Krieg vor: Innerhalb von zehn Jahren wolle man die Ukraine zerstören.
Moskau – Dmitri Medwedew ist stellvertretender Vorsitzender des Sicherheitsrats der Russischen Föderation. Einst übernahm er als Wladimir Putins Scharadenpartner vorübergehend die Präsidentschaft der Russischen Föderation, bevor er sie wieder an seinen Gönner zurückgab. Üblicherweise fällt er im Ukraine-Krieg durch schrille Atomwaffen-Drohungen an den Westen auf. Besonders gern kündigt er an, Russlands Feinde oder auch den Planeten in „radioaktiven Staub“ zu verwandeln – Aussagen also, die keiner Erklärung bedürfen. Nun hat er dem staatstreuen russischen Medium Argumenty i Fakty (AIF) ein Interview gegeben, dessen Kernaussage tiefgründiger ist, als man zunächst denken möchte.
Als AIF Medwedew nach Beispielen „für unfreundliches Vorgehen seitens Kiews und der NATO“ gegen Russland fragte, holte der aus: „Die NATO hat nur ein Interesse: die Ukraine in ein Mittel zur Zerstörung Russlands zu verwandeln.“ Ihr Generalsekretär Jens Stoltenberg habe deswegen „kürzlich offen gesagt, dass er den Beitritt der Ukraine zum Bündnis für ein gutes Szenario halte … im Jahr 2034.“ Medwedew erklärte, dass das „niemals“ bedeute, denn zu diesem Zeitpunkt werde „keiner der Staats- und Regierungschefs der derzeitigen NATO-Länder“ mehr auf seinem Posten und einige nicht mal mehr auf dieser Welt sein.
Medwedew an Russland: Zerstörung der Ukraine innerhalb von zehn Jahren
Soweit das übliche Medwedew-Gegeifere. „Es ist wahrscheinlich, dass es auch das berüchtigte Land 404 nicht mehr geben wird“, fügte er dann noch hinzu – und hier schien in der Einschätzung der Staatsmedien Präzisierungsbedarf zu bestehen. Die staatliche Nachrichtenagentur TASS titelte: „Medwedew gab zu, dass die Ukraine bis 2034 nicht mehr existieren werde“. Auf diesen Zug sprang unter anderem auch die Moskauer Onlinezeitung Lenta auf, bei der es hieß: „Medwedew sagte das Verschwinden der Ukraine bis 2034 voraus“.
Es dürfte also klar geworden sein, dass mit der Formulierung „Land 404“ die Ukraine gemeint war. Dem US-amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) zufolge handelte es sich dabei um eine Anspielung auf den Computer-Fehler-Code 404. Er erscheint als Antwort eines Webservers auf dem Bildschirm, wenn unter der Internet-Adresse, die man eingegeben hat, kein Dokument vorhanden ist. Das heißt, dass die angefragte Webseite nicht existiert. In diesem Fall habe Medwedew laut dem ISW insinuieren wollen, die Ukraine sei kein echter Staat – ein wiederkehrendes Motiv russischer Rechtfertigungen für den Krieg.
Russland sei laut Medwedew nicht das Problem
Wichtiger ist aber noch, dass sich neben TASS und Lenta zahlreiche weitere kremlkonforme Medien auf die Nachricht stürzten. Es gehe ihnen darum, so das ISW, der russischen Bevölkerung eine Botschaft zu senden und deren Erwartungen zu formen: Der Krieg kann noch zehn Jahre dauern, doch Russland ist fähig, ihn zu gewinnen, indem es sein Ziel erreicht und die ukrainische Staatlichkeit zerstört. „Weder die Ukraine noch der Westen können erwarten, mit Russland zu Russlands Bedingungen zu verhandeln, wenn Russlands Bedingungen die Auslöschung der Ukraine und ihrer Bevölkerung in den nächsten zehn Jahren voraussetzen“, schlossen die Militärexperten des ISW.
Meine news
Medwedew suggerierte gegenüber AIF hingegen zum wiederholten Male, dass Russland nicht das Problem und zu Verhandlungen bereit sei. Sein Land halte „gegenseitigen Respekt und Nichteinmischung in die Angelegenheiten anderer Staaten immer noch für die richtige Verhaltensnorm in der modernen Welt“ und verlasse sich „eher auf diplomatische Bemühungen als auf militärische Macht oder finanzielle Bestechung“. Sollte die russische Führung sich diese Bekräftigung tatsächlich zu Herzen nehmen, mag der Ukraine-Krieg doch vor Ablauf von zehn Jahren ein gütliches Ende finden. Wahrscheinlich ist es aber nicht.