Russische Operationen im Atlantik: Macht Putin Jagd auf Nato-U-Boote?
Russland soll heimlich Sensoren in Nato-Gewässern platziert haben. Britische Behörden schlagen Alarm. Doch Moskau wiegelt ab.
London – Wladimir Putins Botschafter in Großbritannien bestreitet nicht, dass Russland Sensoren in den Nato-Gewässern um das Vereinigte Königreich versteckt hat, um britische Atom-U-Boote zu verfolgen. Ihm zufolge geht von Russland dennoch keinerlei Bedrohung für die Inselnation aus – eine Sichtweise, die nach der jüngsten Enthüllung längst nicht alle teilen.
Er bestreite nicht, dass Russland versuche, britische U-Boote zu verfolgen, so Andrei Kelin gegenüber der BBC. Gleichzeitig weise er aber zurück, dass solche Aktivitäten eine Bedrohung für Großbritannien darstellten. „Ich werde es nicht leugnen, aber ich frage mich, ob wir wirklich ein Interesse daran haben, alle britischen U-Boote mit sehr alten, veralteten Atomsprengköpfen zu verfolgen“, spielte der Botschafter die Anschuldigungen herunter, und ergänzte „all diese Bedrohungen“ seien „extrem übertrieben“.
Russlands U-Boot-Überwachung bestätigt: Botschafter bestreitet jedoch Bedrohungslage
Als Moderatorin Laura Kuenssberg noch immer nicht locker ließ, fügte Kelin schließlich hinzu: „Ich leugne die Existenz von Bedrohungen für das Vereinigte Königreich. Diese Bedrohung wurde erfunden, absolut, es gibt überhaupt keine Bedrohung von Russland für das Vereinigte Königreich“.
Das Eingeständnis von Wladimir Putins Botschafter folgt auf eine Untersuchung, die Anfang des Monats von der Sunday Times veröffentlicht wurde. Sie beschreibt die Entdeckung mutmaßlicher russischer Sensoren in den Meeren um Großbritannien. Moskau habe diese Geräte wohl platziert, um Informationen über die vier Vanguard-U-Boote des Vereinigten Königreichs zu sammeln, die mit Atomraketen bestückt sind. Das britische Militär habe die Existenz der Geräte entdeckt und sie als potenzielle Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft, so die Zeitung.
Putins Spionagenetz im Meer: Experten warnen vor militärischer Eskalation im Atlantik
„Es sollte keinen Zweifel geben, dass im Atlantik ein Krieg tobt. Dies ist ein Katz-und-Maus-Spiel, das seit dem Ende des Kalten Krieges andauert und sich nun wieder zuspitzt“, gab ein Angehöriger des britischen Militärs laut dem Bericht zu bedenken. Eine andere Quelle habe die Situation mit einem „Wettlauf ins All“ verglichen. Es sei „eine Welt, die von Geheimhaltung und Täuschung geprägt ist“. Es gebe aber „genug Rauch, um darauf hinzuweisen, dass irgendwo etwas in Flammen steht“.
Zuvor hatte die Royal Navy im März Bilder eines russischen Kriegsschiffes veröffentlicht, das sie in der Nähe britischer Gewässer aufgespürt hatte. Dieses Schiff mit dem Namen Boikiy ist eines von mehreren russischen Schiffen, die in den letzten Monaten in der Nähe der britischen Küste gesichtet wurden.
Russland soll Jagd auf britische U-Boote machen: Putins geheime Sensoren vor Großbritannien
Bereits im Januar hatte der Verteidigungsminister Großbritanniens, John Healey, Abgeordneten mitgeteilt, dass die Royal Navy ein russisches Spionageschiff überwacht habe, nachdem es in britischen Gewässern gesichtet worden war. Healy beschuldigte das Schiff namens Yantar, zur Informationsbeschaffung und Kartierung der Unterwasserinfrastruktur des Vereinigten Königreichs eingesetzt zu werden.
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Dem ehemaligen britischen Verteidigungs- und Außenminister Tobias Ellwood zufolge besteht die Gefahr, dass das Vereinigte Königreich bei der Verfolgung russischer Tiefseeoperationen „hinter der Kurve“ zurückbleibt. Der Einsatz von Sensoren sei „nur die halbe Wahrheit“, so Ellwood Anfang April gegenüber dem Guardian. Russland habe zudem „entfernte Meeresbodenplattformen“ vor der britischen Küste errichtet. Diese dienten als Ladestationen für Dutzende von Mini-U-Booten, die eingesetzt würden, „um unsere Unterseekabelnetze auf mögliche Sabotage zu untersuchen“. Regierungsbeamte seien über diese Tiefseestützpunkte informiert und man bemühe sich darum, angemessen auf die Bedrogungslage zu reagieren. (tpn)