Die große Putin-Show
Um kurz nach zehn Uhr deutscher Zeit erscheint er im Studio in Moskau. Die erste Frage dreht sich um seine erneute Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 in Russland. Er wird nach seinen Zielen für die Zukunft befragt. Er antwortet, dass die finanzielle, wirtschaftliche Souveränität des Landes Russland enorm wichtig sei und Russland gut dastehe. Das Land habe Reserven ansammeln können – entgegen der Erwartung von Beobachter im Ausland, so Putin. Die Zentralbank unternehme alles Nötige, um die Wirtschaft stabil zu halten. Die Industrieproduktion steige, sagt Putin.
Die Arbeitslosigkeit gehe zurück, sagt Putin. Er ist bemüht, die Wirtschaft seines Landes möglichst positiv darzustellen. Der Kremlchef unterbricht oft seine Ausführungen häufig, um sich zu räuspern. Teils liest er Zahlen von Zetteln ab.
"Die Einkommen werden ungefähr um sieben Prozent steigen", sagt Putin, "durchschnittlich im Land. Die Statistik stimmt", meint der Kremlchef. Damit will er wohl Kritikern widersprechen, die anmahnen, dass immer mehr Russinnen und Russen in die Armut rutschen.
"Wann werden wir Frieden haben?", wird Putin nun gefragt. Putin antwortet mit Bezugnahme auf die sogenannte Denazifizierung in Russland. Damit begründet Russland seinen Angriffskrieg in der Ukraine – und so begründet auch Putin nun wieder den Krieg, der in Russland nur Spezialoperation genannt wird. Die Denazifizierung sei immer noch eine aktuelle Frage. Putin verweist auf den ukrainischen Nationalhelden Stepan Bandera, der ein Nazi, wie Putin meint.
"Wird es eine weitere Mobilisierung geben?", fragt der Moderator nun. Dafür holt Putin aus. "Die Jungs kämpfen super, wirklich super", sagt Putin zunächst, wohl um den Soldaten, seine Anerkennung auszusprechen, es werden ständig massive Missstände aus der russischen Armee bekannt. Zum Ende des Jahr sollen ihm zufolge 412.000 Männer in der Ukraine kämpfen, behauptet der Kremlchef. 486.000 Rekruten habe Russland für den Kampf in der Ukraine gewonnen.
1,5 Tausend Menschen täglich im gesamten Land würden sich bereit erklären, freiwillig, in den Krieg zu ziehen, sagt Putin. Er betont damit wie kampfeswillig die Soldaten seien und will damit offenbar Zweifel an der Kampfeskraft der Soldaten zerstreuen. "Letztendlich sind ja eigentlich alle Freiwillige", sagt Putin. Das ist falsch, Russland schickt auch Zwangsrekruten an die Front. Teils mit völlig mangelhafter Ausbildung von nur wenigen Wochen.
Nun antwortet Putin auf die eigentliche Frage: "Insgesamt sind es circa eine halbe Million Menschen (im Krieg, Anm. d. Red.)", sagt Putin, "deshalb brauchen wir keine Mobilisierung."