EU-Wahl 2024: So hat die Region gewählt

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Europawahl 2024: Im Landkreis Unterallgäu und der Stadt Memmingen waren insgesamt fast 143.000 Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. (Symbolbild) © PantherMedia/Pictograph

Im Landkreis Unterallgäu und der Stadt Memmingen bestätigte sich bei der Europawahl 2024 am Sonntag der Trend, der sich bereits landes- und bundesweit abzeichnete: Eine stabile CSU, Zugewinne für rechte Parteien und Verluste für die „Ampel“-Parteien.

Unterallgäu/Memmingen – Freude herrschte bei der CSU, die sich – trotz minimaler Verluste – im Unterallgäu (42,3 Prozent) und in der Stadt Memmingen (36,0 Prozent) die meisten Wählerstimmen holte.

Doch auch in unserer Region erhalten rechte Parteien immer mehr Zuspruch, wie beispielsweise das Wahlergebnis in Oberrieden zeigt: Dort lag die AfD mit 29,7 Prozent nur knapp hinter der CSU (31,2 Prozent). Insgesamt geht die „Alternative“ – trotz der jüngsten Skandale, unter anderem um ihre beiden Spitzenkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron – mit einem Plus in Stadt (+5,6 Prozent) und Landkreis (+6,6 Prozent) als zweitstärkste Kraft hervor.

Mit einem Wahlergebnis von 10,4 Prozent konnten sich die Freien Wähler im Unterallgäu über einen leichten Stimmenzuwachs (+2,5 Prozent) freuen; 4,9 Prozent (-0,3 Prozent) lautete das Ergebnis in Memmingen.

Die großen Verlierer im Vergleich zur letzten Europawahl 2019 waren die Grünen, die sowohl im Landkreis (-7,3 Prozent) als auch in der Stadt Memmingen (-7,5 Prozent) herbe Verluste einfuhren. Die Grünen büßen dadurch neun Sitze im EU-Parlament ein und dürfen nur noch zwölf Abgeordnete entsenden.

Nicht ganz so hart von der Wählerschaft abgestraft wurden die anderen „Ampel“-Parteien. Die SPD stagnierte im Landkreis (-0,4 Prozent) bei 5,6 Prozent und in der Stadt (+0,2 Prozent) bei 10,6 Prozent.

Überraschend gut schneidet das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ab. Die neugegründete Partei erzielte auf Anhieb im Landkreis 3,8 Prozent und in Memmingen 4,4 Prozent der Stimmen. Während sich ihre „Ur-Partei“ Die Linke mit 0,9 Prozent (Unterallgäu: -0,8) bzw. 1,5 Prozent (Memmingen: -1,2) zufrieden geben muss. Auch die ÖDP fuhr mit 2,6 Prozent (-2,4 Prozent) im Unterallgäu und 3,5 Prozent (-2,7 Prozent) in Memmingen ein schlechteres Wahlergebnis im Vergleich zur Europawahl 2019 ein.

Erfreulich hoch war dieses Mal die Wahlbeteiligung: Im Landkreis Unterallgäu gaben 73.600 (65,5 Prozent) der insgesamt 112.451 wahlberechtigten Bürger ihre Stimme ab, vor fünf Jahren lag die Quote bei 58,9 Prozent. 262 Stimmen waren ungültig.

Von den 29.932 Wahlberechtigten in Memmingen machten 17.678 (59,1 Prozent) von ihrem Wahlrecht Gebrauch, 2019 waren es 57,4 Prozent. 60 Stimmen waren ungültig.

Ergebnisse Stadt Memmingen

Die genauen Ergebnisse sind auf der Webseite der Stadt einsehbar.

  • CSU 36,0 Prozent
  • AfD 15,6 Prozent
  • SPD 10,6 Prozent
  • Grüne 10,0 Prozent
  • Freie Wähler 4,9 Prozent
  • FDP 4,7 Prozent
  • BSW 4,4 Prozent
  • ÖDP 3,5 Prozent
  • die Linke 1,5 Prozent
  • Die Partei 1,5 Prozent
  • Sonstige 7,3 Prozent

Ergebnisse Landkreis Unterallgäu

Die genauen Ergebnisse der einzelnen Gemeinende sind auf der Webseite des Landratsamtes Unterallgäu einsehbar.

  • CSU 42,3 Prozent
  • AfD 16,6 Prozent
  • Freie Wähler 10,4 Prozent
  • Grüne 7,2 Prozent
  • SPD 5,6 Prozent
  • BSW 3,8 Prozent
  • FDP 3,4 Prozent
  • ÖDP 2,6 Prozent
  • Die Partei 1,3 Prozent
  • die Linke 0,9 Prozent
  • Sonstige 5,9 Prozent

Stimmen zur Europawahl

Mit gemischten Gefühlen blicken die Politiker aus der Region auf das Europawahlergebnis vom Sonntag zurück. Der Memminger KURIER ging auf Stimmenfang.

Laut Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, würden die Ergebnisse zeigen, dass die CSU im Unterallgäu und in Memmingen ein stabiler Anker sei. Jedoch: „Die Zuwächse der AfD beobachten wir mit großer Sorge, das ist und bleibt eine langfristige Herausforderung.“ Das bayernweite Gesamtergebnis der CSU sei solide. Klare Worte findet Holetschek für die „Ampel“, die in Bayern und Deutschland der Bedeutungslosigkeit entgegen dümple: „Diese Bundesregierung hat fertig, jeder Tag, den sie länger im Amt ist, ist ein schlechter Tag für Deutschland. Diese Regierung muss umgehend zurücktreten.“

Wie MdL Christoph Maier mitteilte, sei die AfD mit dem Wahlergebnis „angesichts der massiven medialen Kampagnen der letzten Monate gegen uns“ zufrieden. „Auf Bundesebene, in Bayern und auch im Unterallgäu und in Memmingen sind wir klar die zweitstärkste Kraft. Die Wählerinnen und Wähler wollen, dass die illegale Massenzuwanderung beendet wird und Abschiebungen durchgesetzt werden. Die linke Bundesregierung ist politisch am Ende.“ Es sei jetzt höchste Zeit für Neuwahlen, damit unser Land wieder auf die Erfolgsspur gebracht werden könne, findet Maier.

Erfreut äußerte sich MdL Bernhard Pohl über das Abschneiden der Freien Wähler, die nun mit drei statt bisher zwei Abgeordneten im Europaparlament vertreten seien. Insgesamt sei dies ein respektables Ergebnis mit einem Stimmenzuwachs, allerdings mit dem klaren Wählerauftrag, „unser europapolitisches Profil zukünftig noch zu schärfen“. Dass die Parteien vom rechten und linken Rand in Deutschland ein Viertel der Wählerstimmen gewinnen konnten, was im Allgäu nicht grundlegend anders sei, „das darf uns nicht egal sein. Diese Herausforderung müssen wir alle annehmen. Ich setze auf Dialogbereitschaft und Ehrlichkeit. Das bedeutet konkret: Fehler eingestehen, aber auch Erfolge selbstbewusst verkaufen“, meinte Pohl.

Ein klares Statement zum schlechten Abschneiden der Grünen gab es von Carmen Stürmer, Sprecherin des Kreisverbands Memmingen: „Das Wahlergebnis der Grünen in Bayern sowie im Landkreis Unterallgäu bzw. der Stadt Memmingen ist schockierend; wir müssen die aktuellen Zahlen als Zeichen nehmen, um mit viel Mut und Kraft weiter dem Rechtsrutsch entgegenzutreten. Als Grüne müssen wir diese Wahl gemeinsam und selbstkritisch aufarbeiten, um neu nach vorne zu schauen und zu gehen; gerade jetzt darf man nicht resignieren.“ Bestürzt seien die Grünen über Ergebnis der AfD. „Das wird eine sehr schwierige Ausgangslage für weitere Verhandlungen in Europa“, befürchtete Stürmer.

Das Abschneiden der AfD beunruhigte auch Petra Beer, SPD-Unterbezirksvorsitzende im Unterallgäu und Memminger Stadträtin, als Demokratin zutiefst – „und dies trotz aller Verstöße gegen die Rechtsstaatlichkeit und der Skandale in der jüngsten Vergangenheit.“ Deutschland- und bayernweit sei für die SPD noch Luft nach oben. Jede Partei wünsche sich, sich zu verbessern. Im Landkreis liege das Ergebnis grundsätzlich niedriger, so Beer. Jedoch freue sie sich über das stabile Ergebnis in Memmingen.

Die FDP habe bei der bundesweiten Europawahl besser als erwartet abgeschnitten, berichtete Melanie Reiner, Vorsitzende des Kreisverband Unterallgäu. In Bayern und im Unterallgäu habe ein Zuwachs erzielt werden können. Dennoch könne man im Kreisverband mit diesem Ergebnis nicht zufrieden sein. „Auch weiterhin wollen wir uns im Landkreis für liberale Werte und Überzeugungen engagieren. Wir sind uns unserer Aufgabe und Verantwortung bewusst und möchten uns weiterhin zielorientiert für das Unterallgäu einsetzen“, versprach Reiner.

Auch die ÖDP konnte im Unterallgäu und in der Stadt weniger Wähler überzeugen. Laut Lucia Fischer, Vorsitzende Kreisverband Memmingen-Unterallgäu, gestalte sich das Ergebnis im Landkreis, in Anbetracht der Vielzahl der Möglichkeiten für die Wählerschaft, wie erwartet. „Der Stimmverlust war durchaus absehbar. Die Stimme für die ‚Alternative ohne rechts‘ wurde von Einigen allerdings als akzeptable Option erachtet. Zusätzlich konnte auch durch die Verfechtung einer Landwirtschaft ohne Gentechnik gepunktet werden.“ Auch das vorhandene EU-Mandat blieb – „trotz umfangreicher Neukonstellation der Sitze“ – erhalten, fasste Fischer zusammen. „Mit dem Ergebnis in der Stadt Memmingen können wir nicht zufrieden sein. Schade, dass die Memminger wieder die Parteien gewählt haben, die die aktuelle Situation, über die so viel geklagt wird, verschuldet haben. Hier in Memmingen sehen wir unseren politischen Schwerpunkt auf der Kommunalpolitik“, ergänzte Michael Hartge, Fraktionsvorsitzender ÖDP im Memminger Stadtrat.

Auch MdB Susanne Ferschl von Die Linke hatten wir zeitgleich zu allen anderen Parteien um eine Stellungnahme zur Europawahl gebeten, leider gab es bis zum Redaktionsschluss aber keine Rückmeldung.

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