FDP-Urgestein rechnet mit seiner Partei und Chef Lindner ab: „Ein Prozent Sachkompetenz“

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Gerhart Baum ist ein verdientes FDP-Mitglied. Doch die Affäre um das „D-Day“-Papier sowie der Ampel-Bruch lassen ihn zum Rundumschlag ausholen.

Berlin – Es brodelt in der FDP. Nach der Affäre um das „D-Day“-Papier stehen die Liberalen vor einem Scherbenhaufen. Chef Christian Lindner klammert sich an die Macht und steht vor der schwierigen Aufgabe, die Partei hinsichtlich der Bundestagswahl 2025 wieder aufzurichten. Er wolle die Fehler nach dem vorzeitigen Ampel-Aus aufarbeiten. Das ist bitter nötig, findet ein Urgestein der FDP.

FDP-Urgestein Gerhart Baum sieht Partei durch D-Day-Papier und Ampel-Aus „auf Weg zur Selbstzerstörung“

Aus dem operativen Geschäft hat sich Gerhart Baum zurückgezogen. Dennoch beobachtet der 92-Jährige genau, was die Liberalen treiben. Jetzt hat er zum Rundumschlag gegen die Partei ausgeholt. „Die FDP ist auf dem Weg zur Selbstzerstörung“, sagte der frühere Bundesinnenminister im Gespräch mit Table Briefings. Durch die „D-Day“-Affäre sei das „politische Angebot unverantwortlich verengt“ worden, auch habe die Partei ihre eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt.

Gerhart Baum spricht anlässlich der Verleihung des Internationalen Friedenspreis Dresden im Schauspielhaus Dresden.
FDP-Urgestein Gerhart Baum sieht die Partei auf dem „Weg der Selbstzerstörung“. © picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Besonders hart ins Gericht geht Baum auch mit der Arbeit der Partei in der gescheiterten Ampel-Koalition. Die FDP-Spitze habe alles auf die Schuldenbremse und den Haushalt verengt, dabei müsse liberale Politik von einem Verantwortungsgefühl für die ganze Gesellschaft geleitet sein, kritisierte das Urgestein. „Eine Partei mit einem Prozent Sachkompetenz und vier Prozent Wähleranteil.“ Noch viel schlimmer sei allerdings, dass die FDP „eine Koalition und ein ganzes Land in Geiselhaft genommen“ habe. „Da stimmt keine Relation mehr.“

Gerhart Baum vermeidet Bekenntnis zu Christian Lindner als FDP-Chef

Ein klares Bekenntnis zu Lindner als FDP-Vorsitzendem vermied Baum. Er forderte einen „überzeugenden Neuanfang – ob mit oder ohne Christian Lindner“. Jedenfalls müsse der Neustart noch vor Weihnachten auf einem Parteitag herbeigeführt werden. „Wenn jetzt nicht gehandelt wird, werden wir verschwinden“, warnte Baum.

Zuvor hatte bereits ein anderes verdientes Mitglied die FDP scharf kritisiert. Durch das „D-Day“-Papier sei die Glaubwürdigkeit ihrer Partei „stark beschädigt“ worden, sagte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ebenfalls Table Briefings. „Wir haben hier eine selbstverschuldete, schwierige Krise“, ergänzte die langjährige Bundesjustizministerin. Lindner machte Leutheusser-Schnarrenberger im Spiegel schwere Vorwürfe, weil dieser sich positiv über das Handeln des argentinischen Präsidenten Javier Milei sowie des Tech-Milliardärs Elon Musk geäußert hatte. (mt)

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