IAEA widerspricht Trump: Iran in kurzer Zeit wieder atomfähig – trotz massiver Schäden
Der US-Präsident lobt den Schlag auf Irans Atomanlagen. Doch die IAEA warnt: Der Iran könnte sich schnell erholen. Die Lage bleibt angespannt.
Washington, D.C. – Der US-Präsident Donald Trump hat den US-Schlag auf Irans Atomanlagen als Erfolg gefeiert. Trotz massiver Schäden an seinen Atomanlagen könnte der Iran in Kürze wieder Uran anreichern – und das in größerem Stil. Davor warnte nun der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi.
„Sie können, wissen Sie, innerhalb weniger Monate, würde ich sagen, mehrere Kaskaden von Zentrifugen in Betrieb nehmen, die angereichertes Uran produzieren, oder weniger als das“, sagte Grossi dem US-Sender CBS News. Die technischen Kapazitäten seien vorhanden, so der IAEA-Chef.
Iran und USA sprechen von großer Zerstörung – IAEA-Chef dämpft Hoffnung auf Uran-Vernichtung
Zuvor hatte Irans Außenminister Abbas Araghtschi die Zerstörungen durch israelische und US-Angriffe als „erheblich“ bezeichnet. Auch US-Präsident Donald Trump äußerte sich und meinte, die Angriffe hätten das iranische Atomprogramm um „Jahrzehnte“ zurückgeworfen. Grossi stellte jedoch klar: Man könne nicht behaupten, „dass alles verschwunden ist und nichts mehr da ist“.
Besonders alarmiert zeigt sich die IAEA über den Verbleib von nahezu waffenfähigem Uran im Iran. „Wir wissen nicht, wo sich dieses Material befinden könnte“, sagte Grossi dem Sender. Laut einem IAEA-Bericht besitzt der Iran derzeit über 400 Kilogramm Uran mit einem Anreicherungsgrad von 60 Prozent – genug, um bei weiterer Anreicherung auf 90 Prozent mehrere Atomwaffen herzustellen, warnen Diplomaten.
Uran vor den US-Angriffen verlagert? Trump bekräftigt Einschätzung zum Erfolg im Iran
Ähnliche Sorgen bestätigt ein vorläufiger Geheimdienstbericht des Pentagon, über den BBC berichtete. Darin heißt es, dass die US-Angriffe auf die wichtigsten Atomanlagen in Natanz, Fordo und Isfahan nur die oberflächlichen Komponenten der Anlage zerstört hätten. Die iranischen Bestände an angereichtertem Uran, sowie die unterirdische Komponente der Anlagen, seien weitestgehend intakt geblieben.
Ein Teil der iranischen Bestände an angereichertem Uran wurde womöglich sogar vor den Angriffen verlagert. Gegenüber CBS News warnten Beamten, dass sich bei dem vorläufigen Bericht mit mehr Informationen noch einiges ändern könne.
Am Wochenende bekräftigte Trump seine Einschätzung, dass der Iran seine Uranvorräte vor den Angriffen nicht fortgebracht habe. „Das ist sehr schwierig, außerdem haben wir kaum Vorwarnung gegeben“, sagte Trump laut vorab veröffentlichten Auszügen in einem Interview für die Fox News-Sendung „Sunday Morning Futures“. „Sie haben überhaupt nichts weggebracht.“
Demokrat kritisiert vage Formulierungen der US-Regierung: Ausmaß von Angriffen im Iran noch unklar
Kurz nach dem US-Angriff am Dienstag (24. Juni) betonte auch Verteidigungsminister Pete Hegseth den Erfolg und warnte laut BBC: „Jeder, der behauptet, die Bomben seien nicht verheerend gewesen, versucht nur, den Präsidenten und die erfolgreiche Mission zu untergraben“. Eine voreilige Erklärung, wie der US-Kongressabgeordnete Brad Sherman (Demokraten) fand.
Er kritisierte auch die vagen Worte, die in der US-Regierung zum Erfolg des Angriffs genutzt würden. Die beiden Berichte bestätigen die Skepsis des Demokraten zu einem gewissen Teil. Am Dienstag trat allerdings nach zwölf Tagen Krieg auch eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in Kraft.

Iran betont friedliche Absicht bei Nuklearprogramm – Internationale Sorge bleibt
Teheran betont zwar weiterhin, keine Atomwaffen bauen zu wollen. Das Nuklearprogramm diene friedlichen Zwecken. Doch international wächst die Sorge, dass das Land der nuklearen Schwelle immer näherkommt. Wie der IAEA-Chef Grossi laut der ARD betonte, gebe es keine Beweise für einen systematischen Versuch des Irans, an Atomwaffen zu gelangen. Versteckte Aktivitäten könnte es aber gegeben haben, so Grossi gegenüber dem US-Sender CNN.
Nach den Angriffen hatte das iranische Parlament beschlossen, die Zusammenarbeit mit der IAEA vorerst auszusetzen – so lange, bis die „Sicherheit“ der nuklearen Anlagen garantiert sei. Grossi pochte in einem aktuellen Bericht jedoch auf die Fortführung der Inspektionen. Das sei laut Vereinbarung zwischen der IAEA und dem Iran zwingend vorgeschrieben. (lismah/dpa/AFP)