Saxon in Düsseldorf - Heavy-Metal-Legende gibt Vollgas – aber Halle nur halbvoll
Seit über 45 Jahren machen die Briten von Saxon lupenreinen wie schnörkellosen Heavy Metal. Sie gehörten Anfang der Achtziger Jahre zur Speerspitze der New Wave of Britsh Heavy Metal, haben mit Alben wie "Wheels of Steel" (1980), "Strong Arm of the Law" (ebenfalls 1980), "Denim and Leather"(1981) oder "Crusader" (1984) zeitlose Klassiker veröffentlicht.
Auf dieser Tour feiert die Gruppe um Sänger Biff Byford nicht nur das eigene Schaffen und das aktuelle Album "Hell, Fire and Damnation" (2024), sondern auch 45 Jahre "Wheels of Steel". Das zweite Werk der Gruppe wird daher sogar komplett gespielt
Saxon in Düsseldorf – aber wo ist das Publikum?
Trotz der somit Klassiker-starken Setlist ist die Düsseldorfer Electric Mitsubishi Hall am Donnerstagabend (6. März) nicht einmal halb gefüllt. Kommt man in den Konzertsaal, ist die hintere Tribüne gut 15 Meter in die Halle gerollt. An den Seiten sind nur die unteren Ränge geöffnet. Da hätte man vielleicht besser im kleineren Kölner E-Werk vor vollem Haus spielen können. Vielleicht war das Düsseldorfer Konzertvolk so kurz nach Karneval aber auch einfach nicht mehr aufnahmefähig.
Girlschool und Doro Pesch: Volle Frauen-Power als Saxon-Support
Erste Band des Abends ist Girlschool. Die ebenfalls im Fahrwasser der NWoBHM bekannt gewordene Gruppe spielt etwas früher als angesetzt – doch viel voller wird es nicht. Die drei Frauen und ihr Drummer spielen mit viel Spielfreude und geben sich beste Mühe, dem Publikum einzuheizen. Doch so ganz wollen die doch recht stumpfen Nummern nicht zünden.
Bessere Chancen hat da schon Doro Pesch, die nur beim Düsseldorfer Tourstop auftritt und quasi ein Heimspiel hat. Die Sängerin und ihre Gruppe haben sichtlich viel Spaß an ihrem Set, welches aus einigen Warlock-Hits und erstaunlich vielen aktuellen Nummern besteht. Die ersten Solo-Alben von Doro werden (leider) gar nicht berücksichtigt. Macht nichts, die Stimmung nimmt trotzdem am Fahrt auf. Das liegt natürlich besonders an der Frontfrau, die es versteht, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Teilweise aber mit etwas platten Ansagen wie "Geiles Fistbumping" oder "Ja, schön old school!". Macht nichts, macht ja trotzdem Spaß.
Den knapp einstündigen Gig schließen ein Cover des Judas-Priest-Hits "Breaking the Law" und die Warlock-Hymne "All We Are". Während dann ein weiterer Judas-Priest-Song die Umbaupause einläutet, kriegt man Doro kaum von der Bühne. Sie singt den Priest-Track in bester Karaoke-Manier mit, kommt immer wieder auf die Bühne zurück.

Saxon legen Lehrstunde in Heavy-Metal-Geschichte hin
Als Doro dann doch die Bretter, die die Welt bedeuten, räumt, kann die Saxon nach einer Umbaupause endlich rauf. Mit dem neuen Stück "Hell, Fire and Damnation" startet das britische Urgestein sein knapp zweistündiges Konzert. Das Publikum ist mittlerweile auf Betriebstemperatur, singt ordentlich mit. Besonders Achtziger-Knaller wie "The Band Plays On", "Back to the Wall" oder "Dallas 1 PM" gehen den Fans gut ab. Enttäuschung über die ausgebliebenen Zuschauern merkt man dieser Gruppe zu keiner Sekunde an.
Nach ein paar Worten über die gute alte Zeit eröffnet Frontmann Biff dann den zweiten Teil der Show. Die komplette zweite LP "Wheels of Steel" wird von Anfang bis Ende aufgeführt. Natürlich wissen die Headbanger somit, welche neun Songs jetzt folgen. Doch was an Überraschung in der Setlist fehlt, wird mit Klassikern und selten gehörten Nummern wieder wettgemacht. Einige der Songs waren gut 40 Jahre kein Bestandteil mehr der regulären Setlists, wurden nur noch vereinzelt gespielt.
Die Zugabe bilden dann noch vier weitere Klassiker. Und was soll bei "Crusader", "Heavy Metal Thunder", "Denim and Leather" und dem abschließenden "Princess of the Night" schon schiefgehen? Eben. Das läuft wie am Schnürchen.
Es ist erstaunlich, wie kurzweilig das Saxon-Set war. Obwohl die Songs eigentlich wenig abwechslungsreich sind und auf der Bühne wenig Stageacting passiert, wirken die Briten einfach sympathisch und unterhaltsam.
Apropos Heavy Metal: Tobias Sammet von Avantasia sprach im FOCUS-online-Interview über sein neues Nummer-1-Album.