Ukraine-Angriffe auf Krim-Brücke: Putins Armee bastelt Not-Barrikade gegen Kamikaze-Drohnen

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Fokus-Ziel der Ukraine im Krieg: Die für Russland so wichtige Krim-Brücke. © IMAGO / Alyona Popova / ITAR-TASS

Über die Kertsch-Brücke bringt Russland den Nachschub an die Front. Doch die Ukraine nimmt die Krim unter Feuer. Eine Not-Barrikade soll die Versorgungsroute sichern.

Kiew – Panzer, Raketenwerfer, Waffen und Munition: Über die Kertsch-Brücke auf der Krim bringt Russlands Armee einen Großteil des Nachschubs an die Front im Ukraine-Krieg. Doch wie lange noch? Denn das Nadelöhr steht im Visier der Verteidiger.

Gezielte Angriffe sollen das Bauwerk zum Einsturz bringen – und die Offensive von Putins Streitkräften stoppen. Verzweifelt sucht der Kreml nach Schutzvorrichtungen. Doch diese scheinen eher improvisiert als tauglich zu sein. Das zeigen neue Geheimdienstberichte.

Angst vor Kamikaze-Drohnen: Russlands Armee sichert Kertsch-Brücke im Ukraine-Krieg

So hat die Armee aus Russland als Schutz vor Angriffen der Ukraine offenbar acht alte Lastkähne an den Pfeilern der Kertsch-Brücke positioniert. Das sei auf neuen Satellitenbildern zu erkennen, berichtete der britische Geheimdienst am Sonntag (9. Juni) in einem Lagebericht. Diese seien wohl als Verteidigungsmaßnahme gedacht, hieß es. Vor allem Attacken durch unbenannten Kamikaze-Drohnen sollen dadurch abgehalten werden, zitierte das US-Nachrichtenmagazin aus einem Post der Analysten bei X.

Nachschubroute für Ukraine-Front: Lastkähne sollen Krim-Brücke schützen

Die Kertsch-Brücke verbindet das russische Festland mit der Krim und ist von strategischer Bedeutung für die Versorgung der russischen Truppen an der Ukraine-Front im Süden. Laut dem britischen Verteidigungsministerium begannen Russlands Streitkräfte bereits am 10. Mai mit der Installation der Kähne, die am 22. Mai abgeschlossen worden sein soll.

Eine frühere Analyse des britischen Verteidigungsministeriums hatte bereits im Oktober 2023 festgestellt, dass die Brücke durch zwei vorausgegangene Angriffe in ihrer Sicherheit stark beeinträchtigt ist. „Die Krim-Brücke bleibt eine wichtige Verbindung zur Aufrechterhaltung der russischen Besatzung auf der Krim“, so das Ministerium damals in einem Lagebericht.

Angesichts der ständigen Bedrohung durch ukrainische Angriffe auf die Krim-Brücke hat Russland bereits eine alternative Eisenbahnlinie in Betrieb genommen. Diese neue Strecke führt von Rostow am Don durch die besetzten ukrainischen Städte Mariupol und Berdjansk bis zur Krim.

Offensive gegen Russlands Angriffskrieg: Zerstörung der Krim-Brücke bleibt Ziel

Die Ukraine hat wiederholt betont, dass die Zerstörung der Kertsch-Brücke im Kampf gegen Russlands Angriffskrieg ein zentrales Ziel ihrer militärischen Strategie ist. So erklärte Dmytro Pletenchuk, ein Sprecher des ukrainischen Militärs, erst kürzlich im Gespräch mit dem britischen Economist: „Die Eisenbahn entlang des Landkorridors ist ein Eingeständnis der russischen Besatzer, dass die Brücke über die Krim dem Untergang geweiht ist.“

Die Kertsch-Brücke wurde bereits zweimal schwer beschädigt. Im Oktober 2022 explodierte eine Bombe, die auf einem Lastwagen transportiert wurde, und beschädigte die Brücke erheblich. Im Juli 2023 führten zwei Angriffe mit Seedrohnen zu weiteren Schäden, die einen Teil der Fahrbahn vorübergehend unbrauchbar machten. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU übernahm die Verantwortung für den Angriff mit den Seedrohnen.

Angriff auf Krim: Russland sucht Alternativrouten zur Kertsch-Brücke für Front-Nachschub

Obwohl es den russischen Truppen nach diesen Angriffen stets gelungen ist, die Brücke wieder instand zu setzen, hat sich die Nutzung der Brücke für den Transport von Waffen und Munition verringert. Dennoch setzt die Ukraine ihre Angriffe auf die von Russland besetzte Krim fort. Ben Hodges, ehemaliger Oberkommandierender der US-Truppen in Europa, kommentierte die Situation kürzlich wie folgt: „Die Ukrainer sind systematisch dabei, die Krim für russische Streitkräfte unbewohnbar zu machen.“

Die Ukraine setzt ihre Angriffe fort, um die russischen Besatzungstruppen auf der Krim zu schwächen und deren Nachschubwege zu unterbrechen. Eine amphibische Invasion der Halbinsel scheint aufgrund mangelnder Kapazitäten und der starken russischen Verteidigungsstellungen derzeit unwahrscheinlich. Daher konzentriert sich die ukrainische Armee auf Fernangriffe, um die Besatzer von der Krim zu vertreiben.

West-Waffen im Ukraine-Krieg: Atacms-Raketen reichen theoretisch bis zur Krim

Unterstützt wird die Ukraine dabei indirekt auch vom Westen. Erst kürzlich hatten einige Nato-Länder beschlossen, die Einsatzbeschränkungen für ihre gelieferten Waffensysteme aufzuheben, darunter die USA, aber auch Deutschland, Frankreich, die Niederlande oder Dänemark. Im Kampf gegen Russlands Angriffskrieg darf die Ukraine jetzt auch Ziele im russischen Hinterland mit den West-Raketenwerfern beschießen.

Auch die Krim diente Putins Armee lange als sicherer Abschussort für die eigenen Raketensysteme. Doch die Reichweite von deutschen Iris-T- oder US-amerikanischen ATACMS-Raketen reicht locker aus, um auch die Kertsch-Brücke anzugreifen. Ob darunter acht Lastkähne stehen, dürfte in dem Fall kaum eine Rolle spielen. (jkf)

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