Zwei Jahre nach der offenbar ziemlich verpatzten Sanierung der B307 am Bahnübergang Fischhausen rücken die Bagger nun wieder an. Die Folge: mehr als zwei Wochen Vollsperrung.
Fischhausen – Wenn Baufirmen zur Mängelbeseitigung anrücken, geht man für gewöhnlich von kleineren Nachbesserungsarbeiten aus. Damit ist es aber bei der B307 am Bahnübergang Fischhausen nicht getan. „Die reißen da wirklich alles raus“, erklärte Geschäftsleiter Jörn Alkofer jüngst im Schlierseer Gemeinderat. Die Folge: eine mehr als zweiwöchige Vollsperrung, vom 4. bis 21. August. Die Umleitung erfolgt großräumig über das Leitzachtal. Und auch dazu gibt es keine Alternative über Nebenstraßen in Fischhausen, wie Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer auf Nachfrage von Christoph Stöger (Die Schlierseer) mitteilte: „Das gäbe bei Gegenverkehr eine Katastrophe.“
Als katastrophal hat sich offenbar auch die Qualität der eigentlich bereits 2023 durchgeführten Sanierung erwiesen. Wie die Deutsche Bahn als Vorhabenträgerin der Baumaßnahme auf Anfrage mitteilt, wird „insbesondere die Querneigung der Straße angepasst“. Worin genau die Mängel bestanden haben, verrät die Bahn-Sprecherin auf Nachfrage nicht. Sie erklärt lediglich, dass die Vollsperrung nicht nur wegen der Arbeitssicherheit notwendig ist, sondern auch, um eine Naht im Asphalt zu vermeiden, die wiederum die Lebensdauer der Fahrbahndecke perspektivisch beeinträchtigen hätte können. Die Straße würde auf einer Länge von 150 Meter erneuert, sowohl nördlich als auch südlich des Bahnübergangs. Auch die Zufahrt zum Freilichtmuseum von Markus Wasmeier sei betroffen.
Rettungsdienste und Fußgänger kommen an Baustelle vorbei
Damit das Museum während der Bauphase nicht von der Außenwelt abgeschnitten ist, wird die Baufirma laut Bahn eine gekieste Zufahrt zwischen dem nördlichen Ende der Sperrzone und dem Parkplatz anlegen. Für Rettungs- und Einsatzfahrzeuge – aber auch nur für die – werde gemäß verkehrsrechtlicher Anordnung eine „ortsnahe Umfahrung“ eingerichtet. Fußgänger würden vom Bahnhof Fischhausen kommend über eine „kurze und ausgeschilderte Umleitung“ sicher an der Baustelle vorbeigeführt. Der Zugverkehr laufe ganz normal und ohne Beeinträchtigungen weiter.
Für den normalen Straßenverkehr soll dies zumindest auf der Umleitungsstrecke ebenfalls der Fall sein. Wie das Staatliche Bauamt Rosenheim auf Anfrage mitteilt, würden während der Vollsperrung in Fischhausen keine Baumaßnahmen im Leitzachtal stattfinden. Die Böschungssanierung zwischen Leitzach und Wörnsmühl ende pünktlich zum 1. August, die (bekanntlich ebenfalls mit zeitweiser Vollsperrung verbundene) Sanierung der Ortsdurchfahrt Fischbachau beginne erst am 25. August.
Nichtsdestotrotz aber ein enger Baustellentakt im Schlierach-/Leitzachtal, bei dem mangels Puffer keine größeren Verzögerungen auftreten dürfen. Zumindest für die erneute Sanierung am Bahnübergang Fischhausen hätte es aber keine zeitlichen Alternativen gegeben, teilt die Bahn-Sprecherin mit. Weil Vollsperrungen laut Verkehrsbehörde nur in den Ferien möglich seien, habe man für den geplanten Zeitraum von mehr als zwei Wochen nur einen Termin im August ansetzen können.
Bahn entschuldigt sich für Beeinträchtigungen
Dennoch entschuldigt sich die Bahn bereits im Vorfeld „bei allen Betroffenen für die Unannehmlichkeiten und bitten um Verständnis“. Finanziell unangenehm dürfte die Maßnahme vor allem für die Mängel verantwortliche Baufirma sein: Sie wird die festgestellten Mängel laut Bahn „auf eigene Rechnung beseitigen, um die vertraglich geschuldeten Leistungen zu erfüllen“.
Keinen Ausgleich können derweil die von der neuerlichen Vollsperrung betroffenen Autofahrer erwarten. Besonders hart erwische es alle, die zwischen Neuhaus und Schliersee pendeln müssen, betont Bürgermeister Schnitzenbaumer. Wie etwa Bäcker Jakob Gritscher, der von Neuhaus aus zahlreiche Kunden in Schliersee beliefere. Doch selbst für solche Härtefälle könne man keine machbare Alternative wie etwa eine kleinräumigere Umfahrung anbieten, seufzt Schnitzenbaumer. „So unangenehm es auch ist.“
Landratsamt und VIVO informieren
Die Vollsperrung der B307 am Bahnübergang Fischhausen führt auch zu Einschränkungen im Busverkehr. Wie das Landratsamt mitteilt, kommt es zu folgenden Ausfällen beziehungsweise Änderungen im Fahrplan: Die Busse der Linie 352 fahren von Miesbach über Fischbachau bis Fischhausen-Bahnhof und von dort wieder zurück. Die Teilstrecke Neuhaus-Schliersee-Hausham-Miesbach entfällt. Die Busse der Linie 355 verkehren zwischen Tegernsee und Schliersee-Bahnhof in beiden Richtungen, dafür wird die Teilstrecke Schliersee-Neuhaus-Fischbachau gestrichen. Die Busse der Linie 362 pendeln schließlich zwischen Fischhausen-Bahnhof und Spitzingsee, während die Teilstrecke Schliersee-Neuhaus nicht bedient wird. Das Landratsamt weist sicherheitshalber schon mal darauf hin, dass es aufgrund der Umleitung durchs Leitzachtal auf allen betroffenen Linien zu Verzögerungen und weiteren Ausfällen kommen kann.
Noch weiter reichen die Auswirkungen der Baustelle bei der Mülltonnenleerung durch die VIVO. Wie das Kommunalunternehmen mitteilt, müsse wegen der Vollsperrung die Tourenplanung für den gesamten Landkreis angepasst werden. Die Leerung der Tonnen erfolge weiterhin am gewohnten Abfuhrtag, allerdings könne es zu früheren Anfahrtszeiten kommen. Die VIVO bittet daher Bürger, ihre Tonnen im angegebenen Zeitraum bereits am Vorabend bereitzustellen, um eine ordnungsgemäße Leerung zu gewährleisten.