Kaufprämie auch für gebrauchte E-Autos geplant – für diese Modelle lohnt es sich

Die Bundesregierung schüttet erneut Kaufprämien für Neuwagen aus. Reine E-Autos und Plug-In-Hybride werden im kommenden Jahr mit einer Einkommens-abhängigen Prämie bezuschusst. Drei Milliarden Euro sind dafür eingeplant. Wie nun bekannt wird, könnte die Prämie auch auf gebrauchte E-Autos ausgeweitet werden. Diese Förderung wurde offenbar vom Bundesumweltministerium angestoßen, wird aber noch geprüft. Kernfrage der Prüfung ist, wie sichergestellt werden kann, dass finanzielle Vorteile tatsächlich bei den Käufern landen. Die geplanten Zuschüsse sollen nicht im Verkaufspreis „verpuffen“.

Gebrauchte E-Autos – lohnt sich das?

Wer überlegt, sich einen gebrauchten Stromer zu kaufen oder zu leasen, muss gut abwägen: Lohnt sich das angesichts neuer E-Modelle überhaupt noch? Das gilt es zu bedenken:

  • Neue E-Modelle wie der BMW iX3 haben mittlerweile eine fast verdoppelte Reichweite im Vergleich zu älteren Stromern. Wer ein älteres E-Auto kauft, hat also in jedem Fall ein Produkt, das in Sachen Reichweite und Ladeleistung schon jetzt stark veraltet ist.
  • Das bedeutet auch: Diese Modelle werden, wenn man sie in ein paar Jahren selbst wieder gebraucht verkaufen will, schwer verkäuflich sein – erst recht dann, wenn die Garantie auf den Akku (in der Regel acht Jahre ab Erstzulassung) abgelaufen ist. Erwägen Sie den Kauf eines gebrauchten Alt-Stromers also nur dann, wenn Sie auch vorhaben, ihn so lange wir möglich zu fahren. Und: Lassen Sie vor dem Kauf den "Gesundheitszustand" des Akkus checken. Das kostet nicht die Welt und gibt etwas mehr Sicherheit.
  • Ein wichtiger Pluspunkt bleiben die Betriebskosten. Die sind beim E-Auto grob geschätzt um die Hälfte niedriger als beim Verbrenner. Voraussetzung: Man hat eine eigene Lademöglichkeit und ist nicht auf teure öffentliche Ladesäulen angewiesen.

Kommt ein E-Auto als Gebrauchtwagen in Betracht, stellt sich die Frage, welches Modell denn aus heutiger Sicht noch alltagstauglich ist. Für den Zweitwagen-Einsatz gibt es dabei wesentlich mehr Autos zur Auswahl als für ein vollwertiges Allround-Fahrzeug, denn dafür waren die Reichweiten früherer E-Mobile einfach nicht gut genug. FOCUS online zeigt eine Auswahl von fünf Fahrzeugen, die sich unterm Strich immer noch lohnen. Darunter ist auch ein Plug-In-Hybrid, da davon auszugehen ist, dass diese Antriebsart bei der Gebrauchtwagen-Förderung analog zum Neuwagen-Programm ebenfalls erfasst wird.

1. Hyundai Kona Elektro (2018 - 2023, Facelift 2020)

Der Kona konnte schon in der allerersten Generation mit einer Praxisreichweite um 400 Kilometer glänzen (siehe unser Video-Test von damals). Es gab zwei Versionen:

  • 100 kW / 136 PS, 39,2 kWh-Akku
  • 150 kW / 204 PS, 64 kWh-Akku

Die kleine Variante taugt eher als Zweitwagen, der große Akku kann auch heute noch überzeugen. Dazu bietet der Koreaner ein gutes Platzangebot, eine saubere Verarbeitung und eine immer noch gefällige Optik. Größtes Manko: Die Ladeleistung lag bei maximal 100 Kilowatt am Schnelllader, in der Praxis eher bei 75 kW.

Elektro-Konas der ersten Generation (bis zum Facelift 2020) sind heute zu Preisen um 14.000 bis 19.000 Euro zu haben. Viele gibt es allerdings nicht mehr. Deutlich häufiger sieht man die Facelift-Version ab 2020 bis 2023, hier können die Preise aber bis auf 30.000 Euro und mehr klettern. Da dürfte dann eher ein günstiges Neuwagen-Leasing die bessere Option sein.

Bequemer Elektro-Kreuzer mit viel Strom-Hunger: Skoda Enyaq Coupé
Bequemer Elektro-Kreuzer mit viel Strom-Hunger: Skoda Enyaq Coupé Viehmann

2. Skoda Enyaq EV (ab 2020)

Der neue Skoda Elroq ist eins der erfolgreichsten Elektro-SUV und kann vieles bereits besser als der Enyaq. Doch schon der konnte ab 2020 als Familien-SUV mit gutem Platzangebot punkten (einen Praxistest der damaligen Version finden Sie hier). Solide – nicht mehr und nicht weniger – sind die Enyaq-Fahrleistungen. Bei 160 km/h ist Schluss. Die Praxisreichweite: Je nach Variante zwischen 300 und 400 Kilometer. Das schwächste Modelle war der Enyaq iV 50, empfehlenswerter sind die Modelle iV 60 oder iV80 (als iV80 X auch mit Allradantrieb). 

Modelle bis Baujahr 2022 gibt es auf dem Gebrauchtwagenmarkt schon ab 16.000 bis 18.000 Euro. In den ersten Jahren ist auch ein gebrauchter Enyaq noch Risiko-frei, da die Garantie auf Akku und Antriebsstrang acht Jahre läuft. Doch Achtung: Die Grenze dafür sind 160.000 Kilometer Laufleistung und manch älterer Enyaq steht schon kurz davor.

Tesla fahren ab 350 Euro im Monat? Model 3 und Y im Gebrauchtwagen-Leasing
Tesla fahren ab 350 Euro im Monat? Model 3 und Y im Gebrauchtwagen-Leasing Tesla

3. Tesla Model 3 (ab 2019)

Die E-Limousine war lange Zeit auch in Europa das meistverkaufte Elektrofahrzeug und erweist sich bis heute als ziemlich wertstabil, allen Diskussionen um einen Image-Verlust wegen Elon-Musks-Eskapaden zum Trotz. Vorteile des Teslas sind die auch heute noch konkurrenzfähige Reichweite, das gut ausgebaute Supercharger-Netzwerk und die tollen Fahrleistungen, vor allem bei den PS-starken Allrad-Varianten. 

Frühe Model 3 sind schon um 14.000 Euro zu haben, dann aber oft mit 150.000 bis über 250.000 km auf dem Buckel (was immerhin für die lange Haltbarkeit der Tesla-Akkus spricht). Die 20.000-Euro-Schallmauer wird in der Regel erst bei Modellen ab Baujahr 2021 durchbrochen. Vorsicht: Während der Antriebsstrang des Model 3 als robust gilt, sieht es in Sachen Rostvorsorge und mechanischer Haltbarkeit schlechter aus – Tesla-Modelle fallen beim TÜV regelmäßig mit der höchsten Mängelquote aller E-Modelle auf.

4. BMW iX (ab 2021)

Wenn der iX3 von BMW auf den Markt kommt, dürften viele iX-Besitzer ihr SUV gegen das neue Modell austauschen. Tatsächlich fahren gerade jetzt frühe iX aus dem ersten Leasing-Zyklus heraus - das heißt: schnell zugreifen. Denn das optisch polarisierende Elektro-SUV überzeugt in der Praxis mit soliden Reichweiten, PS-starker Allrad-Power und einem guten Platzangebot bei meist reichhaltiger Ausstattung. Schon zwischen 36.000 und 40.000 Euro bekommt man frühe iX ab Baujahr 2022, die 2026 entsprechend erst vier Jahre alt sind und damit noch die Hälfte ihrer Akku-Garantie übrig haben (auf die Kilometer-Begrenzung achten). 

Der VW Passat Variant GTE verkauft sich immer besser
Der VW Passat Variant GTE verkauft sich immer besser press-inform / VW

5. VW Passat GTE (2014 bis 2018 und 2019 bis 2023)

VW baut künftig nur noch rein elektrische ID-Modelle, doch damit wird der Passat keineswegs unattraktiv. Während Kilometer-Könige eher auf gebrauchte Diesel scharf sind, kommt für die geplante Gebrauchtwagen-Prämie nur der Plug-In-Hybrid GTE infrage. Sinn macht der dann, wenn man ihn a) zuhause laden kann und b) auch im Alltag genügend kurze Strecken fährt, auf denen man den Vorteil dieser Antriebstechnik ausspielen kann. Dafür entlohnt der Wagen durch den Verbrenner an Bord mit kompletter Langstrecken-Tauglichkeit. Die üblichen Passat-Tugenden (viel Platz, gute Verarbeitung, hohes Sicherheitsniveau) gibt's dazu.

Schon in der vorherigen Passat Generation gab es einen GTE (2014 bis 2018). Diese Variante war in Sachen Reichweite eher mau unterwegs, ist aber heute schon ab 14.000 bis 18.000 Euro zu haben. Der Nachfolger ab 2019 hat etwas mehr Elektro-Reichweite (rund 70 statt wie vorher 50 km) und die Verbesserungen des Passat-Facelifts ab 2019. Ihn gibt es auf dem Gebrauchtwagenmarkt deutlich häufiger, aber erst ab 22.000 Euro aufwärts.