„Fingen an, auf uns zu feuern“ - Aussagen von Russen-Soldat erhärten jetzt bösen Verdacht gegen Kims Truppen
Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un hat Soldaten zur Unterstützung nach Russland, und offenbar auch ins Grenzgebiet der Ukraine geschickt. Doch wie kampffähig sind seine Truppen? Praktische Erfahrung sammelte die Armee seit dem Koreakrieg nur wenig – er endete 1953.
Nun also sollen Truppen aus Nordkorea in der Grenzregion Kursk angekommen sein. Es seien mindestens 10.000, behauptet das US-Verteidigungsministerium. Laut Medienberichten habe es bereits ein Aufeinandertreffen mit ukrainischen Soldaten gegeben, die Teile von Kursk besetzt haben.
Der ukrainische Verteidigungsminister sprach von „kleineren Zusammenstößen“. Wenn man einem Video glauben will, das im Internet verbreitet wird, sind die Nordkoreaner dabei nicht nur eine Gefahr für ihre ukrainischen Gegner, sondern auch für ihre russischen Kameraden.
„Die Koreaner fingen an, auf uns zu feuern“
Das Video, über das unter anderem das amerikanische Magazin „Newsweek“ berichtet, wurde auf einem proukrainischen Account namens „Victoria“ geteilt. Es soll einen russischen Soldaten zeigen, der in ukrainischer Kriegsgefangenschaft über einen Friendly-Fire-Vorfall mit Nordkoreanern spricht.
- Der Aussage nach sei ihm zusammen mit Nordkoreanern befohlen worden, im Wald Gräben auszuheben. Die Koreaner hätten all die warme Kleidung und das Essen bekommen, behauptet der Mann. „Während des Angriffs fingen die Koreaner an, auf uns zu feuern“.
- Er zeichnet das Bild militärischer Inkompetenz aufseiten der nordkoreanischen Soldaten. „Wir haben versucht, ihnen zu erklären, wohin sie zielen sollen“, berichtet der Mann. „Aber ich glaube, sie haben zwei von uns erschossen.“
- Der Mann habe daraufhin entschieden, sich zu ergeben. Das sei besser gewesen, „als von unseren eigenen Kugeln getroffen zu werden“, heißt es in dem Video, das durch mehrere Schnitte unterbrochen ist.
Die Identität des Mannes und seine Behauptungen konnten nicht bestätigt werden. Alles, was sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt sagen lässt: Die Ausführungen klingen plausibel, wenn man berücksichtigt, dass es den nordkoreanischen Soldaten faktisch an Kampferfahrung mangelt und die Sprachbarriere erschwerend hinzukommt – was jedoch nicht heißt, dass sie stimmen müssen.
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Klar ist hingegen, dass die Ukraine die von Wladimir Putin nicht abgestrittene Verlegung nordkoreanischer Truppen als Eskalation sieht. „Mit den ersten Kämpfen mit nordkoreanischen Soldaten wird eine neue Seite der Instabilität in der Welt aufgeschlagen“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag in seiner abendlichen Videobotschaft.
Klar ist außerdem, dass Selenskyj und die Ukraine seit Mittwoch größere Probleme sehen als die Verstärkung Russlands durch eine insgesamt zumindest bisher relativ überschaubare Anzahl nordkoreanischer Soldaten. Mit der absehbaren Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten tritt für die Ukraine das im Vorfeld als schlechtester Wahlausgang gewertete Ergebnis ein. Es wird befürchtet, dass Trump die Hilfen der USA einem kurzfristigen innenpolitischen Vorteil opfert und die Ukraine den Verteidigungskrieg gegen Russland daher verlieren wird. Denn ohne die Unterstützung aus Washington, so die Sorge, ist der Kampf nicht zu gewinnen. (mit dpa)
Von Tobias Mayer
Das Original zu diesem Beitrag "Haben Nordkoreaner Russen erschossen?: Gefangener Soldat berichtet von Friendly Fire auf eigene Männer" stammt von Tagesspiegel.