Wende um Papst-Favorit? Kardinal gibt Einblick in aktuelle Vatikan-Lage
Kardinal Filoni versprach weißen Rauch im ersten Wahlgang, offenbar mit Blick auf einen Papst-Kandidaten. Jetzt äußert sich der Vatikan-Diplomat zurückhaltender.
Rom – Wer wird der neue Papst? Im Lauf der Woche hatten sich viele auf einen Namen als absoluten Konklave-Favoriten geeinigt: Kardinal Pietro Parolin. Der bisherige Vatikan-Chefdiplomat war über fast die gesamte Amtszeit von Papst Franziskus die Nummer zwei im Vatikan.
Kardinal Filoni versprach Konklave-Entscheidung im ersten Wahlgang – jetzt spricht er von „Findungsphase“
Schon beim ersten Wahlgang werde weißer Rauch aufsteigen, versprach Kardinal Fernando Filoni (79) dann Freitag (2. Mai). Bahn frei für Papst Parolin? Offenbar nicht, jetzt rudert Filoni zurück. Vatikan-Journalist Andreas Englisch traf den Kardinal auf dem Petersplatz und berichtet IPPEN.MEDIA exklusiv vom Gespräch.

„Wir sind noch in der Findungsphase, noch offen für alle“, sagt Filoni angesprochen auf Parolin. „Wir lernen uns ja gerade erst kennen. Im Moment darf jeder in der täglichen Generalkongregation seinen Vortrag halten und seinen Standpunkt und den der jeweiligen Lokalkirche vertreten.“
Liste der Kandidaten, die Papst werden könnten? Kardinal Filoni: „Alle“
Und wie viele Namen stehen noch auf der Liste der Kandidaten, die der nächste Papst werden könnten? Auch hier Zurückhaltung von Kardinal Filoni, er antwortet: „Alle.“ Heißt: Die volle Zahl von 133 wahlberechtigten Kardinälen. Zwar sind auch Personen ohne Stimmrecht theoretisch wählbar, wie der von der italienischen Presse als Mitfavorit gehandelte Österreicher Christoph Schönborn, doch das gab es seit 600 Jahren nicht (damals Urban IV. im Jahr 1378). 133 Kardinäle aus 71 Ländern stecken noch in der Findungsphase? Klingt nicht mehr nach einer Entscheidung am ersten Wahltag.

Auch beim Papst-Profil bleibt Kardinal Filoni offen. Es gehe nicht darum, einen Franziskus II. zu finden, betont er und erklärt: „Wir hatten Franziskus I. und er selbst hat immer gesagt, wir brauchen keine Fotokopien.“ Auf den Kardinälen liege jetzt im Konklave große Verantwortung, „die auch Freude bereitet“. Und wer weiß, was in den verbliebenen vier Tagen bis zum Konklave-Start noch passiert. (moe)