Gemeinsam mit der Energiewende Oberland (EWO) will die Gemeinde Kochel einen alle Ortsteile umfassenden Fahrplan zur kommunalen Wärmeplanung erstellen. Eingebunden werden sollen lokale Handwerker und Betriebe, etwa Hotels und das Seniorenheim.
Kochel – Geht es nach der EWO und Kochels Rathauschef Jens Müller (UWK), steht schon im kommenden Jahr die kommunale Wärmeplanung für den gesamten Ort – und folgt damit der staatlichen Vorgabe, die 2028 als Deadline vorsieht. Mit den Nachbargemeinden Schlehdorf und Benediktbeuern gehört Kochel zu den Zustiftern der EWO. Die Planung für Kochel wird vom Freistaat mit 41.000 Euro gefördert.
Kochel plant kommunale Wärmeplanung - Beratung mit Energiewende Oberland
Zur jüngsten Sitzung des Gemeinderats war Andreas Scharli gekommen. Vor dem Gremium und rund 20 Zuhörern stellte das Mitglied des EWO-Vorstands Inhalte und Zeitplan des Konzepts vor. So würde im ersten Schritt eine Bestandsanalyse angefertigt werden. „In Kochel wird vor allem mit Öl geheizt“, weiß Scharli aus ersten Gesprächen mit der Gemeinde. Anders als in Iffeldorf und Icking, wo bereits ähnliche Projekte liefen, gebe es in Kochel einige Hotels und Großabnehmer.
Es gehe also anfangs darum, beispielsweise Anlagen darzustellen, die bereits Wärme produzieren, aber auch Baufelder mit ihrem derzeitigen Wärmebedarf und den derzeitigen Energieträgern zu erfassen. Für Privathaushalte sollen für die Datenanalyse die Kehrbuchdaten der Kaminkehrer herangezogen werden. Mit dem Ausfüllen von Fragebögen seien die Eigentümer oft überfordert gewesen, sagte Scharli auf Nachfrage von Reinhard Dollrieß (FW). Mit größeren Einrichtungen wolle die EWO direkt Kontakt aufnehmen.
Nach der Bestandsaufnahme geht es in die Potenzialanalyse und damit zur Frage, wie sich Wärme am geeignetsten aus erneuerbaren Energien gewinnen lässt. Als Alternativen zum Heizöl nannte Scharli mehrere Wärmequellen: „Es muss nicht unbedingt Hackschnitzel sein“, so der EWO-Fachmann. „Auch Seethermie ist ein schönes Thema.“ Ebenso käme die Abwärme der Kläranlage zur Energiegewinnung in Frage. Diese Daten müden in eine längerfristige Planung für die Jahre 2030 bis 2045. Ausschließen konnte jedoch Scharli Fernwärme für Walchensee: „Das Gelände zu felsig, die Gegend zu dünn besiedelt“, stellte er klar.
Kochel: Handwerker sollen in kommunale Wärmeplanung eingebunden werden
In der sich anschließenden Umsetzungsphase geht es vor allem um die Frage, wer für den Betrieb der neuen Energie-Infrastruktur verantwortlich ist. Die Kommune? Eine Genossenschaft? Oder die Gemeindewerke? Am liebsten seien Scharli ortsnahe Dienstleister, überregionale schloss der EWO-Experte aus. „Für die seid ihr zu klein“ und sprach sich für die Einbindung regionaler Handwerker aus.
Mathias Graf (CSU) warf ein, dass man hier bereits das „Trimini“ als Großabnehmer verschlafen hätte. „Wir reden seit fünf Jahren davon“, monierte Graf. Rathauschef Müller widersprach, dass es die kommunale Wärmeplanung als staatliches Konzept erst seit etwa einem Jahr gebe. „Ich will nicht mit einem Fernglas auf ihre eigene Lösung hinterherschauen müssen“, legte Graf nach. Laut Scharli könnten erste Aussagen bereits nach einem viertel Jahr getroffen werden, beschwichtigte der EWO-Vertreter.
Kochel: Bürgerbeteiligung zur kommunalen Wärmeplanung nicht vorgesehen
Klaus Barthel (SPD) wollte wissen, wie es mit der Bürgerbeteiligung aussehe. Scharli habe die Erfahrung gemacht, dass die sogenannte Akteursbeteiligung „im engeren Kreis besser“ sei. Dennoch sollten alle Bürger etwa über das Gemeindeblatt und im Internet zum Stand der Entwicklungen informiert werden, empfahl Scharli.
FW-Vertreter Dollrieß fragte nach, ob eine solche Planung „besser im Konvoi“ anzugehen sei und sprach den Ortsteil Ried in Verbindung mit Benediktbeuern an. Das Dorf hat vor rund zehn Jahren einen Energienutzungsplan erstellt. Die kommunale Wärmeplanung stünde für Oktober auf der Tagesordnung des Gemeinderates, ließ Energieberater Scharli wissen.
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