Neue Offensivkraft: Deutschland liefert zwölf Panzerhaubitzen 2000 gegen Putins Truppen
Die Ukraine erhält neue Waffen, die sie kennt: die Panzerhaubitze 2000 – ein halbes Dutzend davon sofort. Und Präsident Selenskyj bleibt wohl unzufrieden.
Ramstein – „Der Panzer liebt Sauberkeit“, sagte Artillerist „Mykola". Gegenüber der New York Times hat der Panzermann der 43. Artilleriebrigade seine Sorgen kundgetan. Mitte des vergangenen Jahres hatte die Ukraine berichtet, wie sie den Invasionstruppen von Wladimir Putin mit der deutschen Panzerhaubitze 2000 zu Leibe gerückt ist. Eine effektive Distanzwaffe – jetzt legt die Bundesregierung nach; obwohl sie weiß, dass die Nutzer ihre Schwierigkeiten damit haben, wie die NYT berichtete.
Während des Trainings in Deutschland hätten die Ukrainer erlebt, wie die Panzerhaubitze (PzH) 2000 in speziellen Hangars mit Klimatisierung aufbewahrt worden war, schreibt das Blatt. „Die Besatzung muss außerdem Stiefel oder spezielle Überschuhe oder Pantoffeln anziehen, wenn sie in die Haubitze geht. Jedes Fahrzeug verfügt über einen Staubsauger, um für Sauberkeit zu sorgen.“ Von diesen Waffen erhält die Ukraine jetzt ein Dutzend weitere.
Pistorius zuversichtlich: Unterstützung für die Ukraine bis 2026 sicher
„Wir werden die Unterstützung bis ins Jahr 2026 fortsetzen können“, betonte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) während des 24. Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz. „Wir bleiben in einem kontinuierlichen Belieferungsprozess für die Ukraine.“ 14 Panzerhaubitzen hat die Bundesregierung im Rahmen der Ertüchtigungsinitiative bisher an die Front in Marsch gesetzt.
„Im Umkreis von 50 Metern überlebe niemand, erklärte der Soldat. Mehrere Tausend Splitter würden alles zerstören. Auch können die Soldaten die Geschosse so einstellen, dass diese über den Köpfen der Gegner explodieren. Die Splitter durchbohren auch gepanzerte Fahrzeuge. Gegen feindliche Panzer können die Besatzungen Spezialmunition einsetzen, die mit ihren Sensoren die Fahrzeuge automatisch erkennen und die in der Lage ist, deren Stahl zu durchbrechen.“
Im April 2022 hatte die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) die Lieferung der ersten Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine angekündigt, wie die Bundeswehr berichtet. Das schwere Gerät habe demnach nicht aus dem Bestand der aktiven Truppe genommen werden müssen, sondern sei gekommen von der Heeresinstandsetzungslogistik, einem Unternehmen des Bundes, von dem die Artilleriegeschütze gewartet worden waren.
Die empfindliche Elektronik „spielt verrückt, wenn sie Feuchtigkeit oder Schmutz ausgesetzt wird“, erzählte „Mykola" weiter. Sobald die Waffe rund 120 Schuss verschossen hätte, müsste die Besatzung einen ganzen Tag mit der Wartung verbringen, schrieb die NYT darüber. Dabei war ihr guter Ruf an die Front vorausgeeilt. Sie sollte mit ihr Reichweite von bis zu 40 Kilometern die Russen auf Distanz halten – was ihr in vielen Scharmützeln misslang, weil sie taktisch falsch eingesetzt wurde, oder weil die Munition fehlte, die Rohre ob des Dauerfeuers glühten, oder sich der Boden der Ukraine für den 60-Tonner als zu wenig tragfähig erwies.
Panzerhaubitze 2000: Diese Waffe allein hat den Ukraine-Krieg gegen Putin noch nicht gewonnen
Die Waffe hat den Krieg für die Ukraine noch nicht gewonnen, aber hat die Verteidiger möglicherweise doch noch im Spiel gehalten. Sechs der neuen Panzerhaubitzen hat Pistorius dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für dieses Jahr zugesichert, der Rest folge im kommenden Jahr, so der Verteidigungsminister.
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Um Russland weiter unter Druck zu setzen, benötigten die ukrainischen Streitkräfte vor allem gepanzerte Kampf- und Unterstützungsfahrzeuge, wie das Bundesministerium der Verteidigung deutlich macht. 58 Kampfpanzer Leopard 1 A5 hätte Deutschland gemeinsam mit Dänemark bereits geliefert. Weitere 77 Leopard 1 A5 würden in einem Projekt mit Dänemark und den Niederlanden so schnell wie möglich hinzukommen. Auch die Lieferung weiterer Minenräum- und Brückenlegepanzer sowie Bergepanzer und gepanzerter Truppentransporter sei geplant, erklärt das Verteidigungsministerium.
Erstarkter Gegner: Russlands artilleristische Leistung ist inzwischen am Krieg gewachsen
Vor allem Russlands artilleristische Leistung ist inzwischen am Krieg gewachsen, wie Jack Watling vom Thinktank Royal United Services Institute (RUSI) behauptet. Seiner Expertise nach hätten die Russen inzwischen die Fähigkeit entwickelt, ukrainische Artilleriestellungen innerhalb von nur zwei Minuten nach deren erstem Schuss mit Gegenfeuer zu belegen. Vorher hatten die russischen Soldaten fünf bis 20 Minuten zum Gegenschlag benötigt. Offenbar ist dies nicht durch Einführung neuer Systeme geschehen, sondern alleine deswegen gelungen, weil die Russen den Prozessablauf verschlankt hätten, indem den schießenden Artilleriekräften direkter Zugriff auf die dafür notwendigen Zielortungsfähigkeiten ermöglicht wurde.
Um so wichtiger ist für die Ukraine eine Waffe wie die Panzerhaubitze 2000. „Dort, wo die Sprengsätze explodieren, ,möchte man nicht reingeraten‘“, hat Mike Szymanski von einem Bundeswehr-Artilleristen für die Süddeutsche Zeitung (SZ) festgehalten. Das war im Mai des ersten Kriegsjahres, und die Lieferung eigener Waffen in einen Krieg stellte wieder einen Tabu-Bruch deutscher Außenpolitik dar.
Albtraum aus der Ferne: Mehrere Tausend Splitter zerstören alles
„Im Umkreis von 50 Metern überlebe niemand, erklärte der Soldat. Mehrere Tausend Splitter würden alles zerstören. Auch können die Soldaten die Geschosse so einstellen, dass diese über den Köpfen der Gegner explodieren. Die Splitter durchbohren auch gepanzerte Fahrzeuge. Gegen feindliche Panzer können die Besatzungen Spezialmunition einsetzen, die mit ihren Sensoren die Fahrzeuge automatisch erkennen und die in der Lage ist, deren Stahl zu durchbrechen“, schrieb die SZ weiter.
Allerdings hatte die Waffe ihre Kriegstüchtigkeit nie unter Beweis gestellt und war in den Beständen der Bundeswehr eher eingerostet. Während die Süddeutsche Zeitung Ende Dezember von 121 Systemen im Bundeswehrbestand schrieb, wollte der Stern nur 105 Exemplare gezählt haben. „Im ,Verfügungsbestand des Heeres‘ seien davon derzeit 73, deren Einsatzbereitschaft wiederum ,bei rund 50 Prozent‘ liege. Somit bleiben etwa 36 einsatzbereite Panzerhaubitzen“, schrieb das Magazin unter Beruf auf die französische Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP).
Neue Offensive gegen Putin: Die Artillerie ist der Hauptträger des Feuerkampfes in die Tiefe
Offenbar war das selbstfahrende Geschütz doch weniger robust als gewünscht, oder den frisch in Deutschland ausgebildeten Artilleristen der Ukraine war die Hightech-Kanone aus dem Ruder gelaufen – jedenfalls hatte der Spiegel Ende des ersten Kriegsjahres berichtet, dass die frisch instand gesetzten Geschütze bereits wieder reif waren für die Reparatur. „In Bundeswehrkreisen hieß es, die Ukrainer verschössen derzeit täglich um die 300 Granaten, dies nutze die Waffensysteme sehr stark ab.“
Im Zuge des Ukraine-Krieges soll aber auch bekannt geworden sein, dass eine Panzerhaubitze mehr als 20.000 Granaten ohne Rohrwechsel verschossen haben soll – das hat der Militär-Blog hartpunkt.de im Mai berichtet. „Die Artillerie ist der Hauptträger des Feuerkampfes in die Tiefe“, sagt Dietmar Felber im Bundeswehr-Podcast Nachgefragt.
Vom Ersten Weltkrieg bis zu den regionalen Kriegen im Irak seien die Verluste jeweils zwischen 60 und 80 Prozent auf die Wirkung der Artillerie zurückzuführen, erklärt der Oberst und Leiter der Artillerieschule der Bundeswehr die Bedeutung dieser Waffengattung auch im Ukraine-Krieg. Im Gegensatz zu früheren Kriegen hätten Drohnen und digitale Kommunikation die Kriege schneller gemacht und die Artillerie unter Zugzwang gesetzt: Shoot & Scoot sei das Gebot der Stunde in der Ukraine, also Feuern und Verlegen. Wladimir Putin habe die Welt gelehrt, dass eine Kanone mittlerweile auf das Rad oder auf eine Kette gehört, um im Gefecht zu bestehen.
Selenskyj angeblich unzufrieden: Der Präsident der Ukraine hätte lieber Raketen gehabt
Das Magazin War on the Rocks zitierte bereits im September vergangenen Jahres Doug Bush dahingehend, „dass die Feuerstrategie wichtige Entscheidungen in seinem Ressort beeinflussen werde, darunter auch die Frage, wie der Bedarf an Kanonenartillerie mit erweiterter Reichweite gedeckt werden solle“, wie der für die Beschaffung der US-Armee Verantwortliche erläutert – er verweist auf die Komplexität dieser Themen: „Wo braucht man gezogene Artillerie, wo braucht man vielleicht Ketten- oder Radfahrzeuge? Was kann man mit Munition tun, um Reichweite zu erzielen, anstatt neue Kanonen zu bauen?“
Der ukrainische Präsident hätte in Ramstein möglicherweise lieber Langstrecken-Raketen zugesagt bekommen, vermutet aktuell der Spiegel. Und nach wie vor brenne ihm seine lückenhafte Luftverteidigung unter den Nägeln. „,Rote Linien‘ des russischen Präsidenten Wladimir Putin sollten die westlichen Alliierten, ihm zufolge, ignorieren“, wie das Magazin mit Bezug auf die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Die deutsche Panzerhaubitze hätte die Wucht dazu, diese „roten Linien“ zu überwinden.
Militärs weisen immer wieder darauf hin, dass sie eingebunden werden muss in das Gefecht der verbundenen Waffen. Die Panzerhaubitze für sich allein betrachtet sei wenig effektiv, wie die Süddeutsche Zeitung schrieb und als Zeugnis dessen einen Geschützführer der PzH 2000 zitierte – dem zufolge sei sie „lediglich ,die Faust‘, die zuschlägt“.