Schergenhub und der ungesühnte Taxi-Mord von 1964

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Prächtiger Ersatz: Anderl Irl und Klaus Huber präsentieren das neue Kreuz, das sie zusammen mit Tom Kiefinger und Hartl Attensberger errichtet haben. © Birgit Lang

Mit einem neuen Kreuz will Klaus Huber an das Verbrechen erinnern. Die Segnung ist am Sonntag, 25. August, um 14 Uhr.

Schergenhub - Karl Bise war ein kräftiger Mann. Als der 34-jährige Taxiunternehmer am Donnerstag, 9. Juli 1964, gegen 13.30 Uhr einen 25- bis 30-jährigen Mann in seinen schwarzen Ford Taunus 17 M steigen ließ, wusste der zweifache Vater noch nicht, dass diese Fahrt auf der B15 Richtung Dorfen seine letzte sollte. Denn er beförderte seinen Mörder. 60 Jahre ist das mittlerweile her. Nun soll am Tatort in Schergenhub (Dorfen) ein neues Kreuz stehen. Gesegnet wird dieses am Sonntag, 25. August, von Pater Augustin, Seelsorger bei den Barmherzigen Brüdern in Algasing. Gespendet hat es Klaus Huber, wohnhaft in Eibach, gebürtig in Hausmehring. Er weiß auch noch von weiteren Taxifahrer-Morden um diese Zeit, auch in der Nähe von St. Wolfgang soll einer getötet worden sein, habe ihm sein Vater mal erzählt.

Da war‘s: Peter Zur deutet auf den Tatort.
Da war‘s: Peter Zur deutet auf den Tatort. © Birgit Lang

Leiche lag im hohen Haferfeld

Landwirt Peter Zur ist aus Schergenhub. Er hat Bise zwei Tage nach dem Mord im Schergenhuber Wäldchen im 1,5 Meter hohen Haferfeld liegen sehen. „Ich habe geglaubt, er schläft dort“, erzählt der heute 84-Jährige. Damals seien viele Urlauber von Norddeutschland schwer bepackt mit dem Rad über die B15 gefahren und hätten in Zelten übernachtet. Ein Fahrzeug habe er nicht gesehen, aber seine Mutter habe sich an den Taunus – „Bodwandl“ nannte man den Wagen damals – erinnert. Und sie habe die am Berg oben laufenden Menschen für scherzende Kinder gehalten. „Es war aber wohl der Kampf zwischen Mörder und Opfer“, meint Zur.

Als er aus dem Erdinger Anzeiger erfahren habe, dass ein Taxifahrer von Landshut vermisst werde, sei er mit seiner Tante Monika sofort nochmal hochgefahren. Dort hätten sie auch zwei Einschusslöcher in der Leiche gesehen, „eines ins Herz und eines am Hals“. Er sei dann zum Wirt nach Jaibing gefahren, um von dort die Polizei anzurufen. Die kam sofort, um den Tatort abzusperren, die Mordkommission ermittelte.

Alte Holztafel längst verfault

Am Tatort dürfte ein erbitterter Kampf stattgefunden haben, weil eine Fläche von 20 Quadratmetern niedergewalzt war. Die Kripo stellte auch Würgemale am Hals des Taxlers fest und drei Schüsse in die Brust, die von einer Pistole Kaliber 7,65 mm stammten. „Die Wochen danach sind die Leute hier hochgepilgert“, erzählt der Landwirt. Auch Bises Kollegen seien öfter gekommen. Im August 1964 errichteten ihm seine Landshuter Taxifreunde ein Gedenkkreuz am Waldrand mit Holztafel, das auf den Mord verwies. Auf das Kreuz sei dreimal geschossen worden. „Die Taxikollegen wollten so der Ermordung ihres Freundes gedenken“, so Zur. Die Holztafel ist längst verfault, auch das Kreuz mit den Einschussspuren mittlerweile total verwittert. Das Taxi wurde später im Sägewerk Stoiber aufgefunden. Auch einen Tatverdächtigen gab es: ein Gelegenheitsarbeiter aus Landshut, der sich in einer Gaststätte selbst als Bise-Mörder bezeichnet hatte. Der Mord wurde aber nie aufgeklärt. Vergessen ist das Verbrechen aber nicht.

Die Munition steckte noch im alten Kreuz.
Die Kugel steckte noch im alten Kreuz. © Birgit Lang

Zimmerer und Spengler helfen mit

Und das liegt auch an Klaus Huber aus Eibach, der im Jahr 2004 eine schlimme Krankheit überstanden hat und daraufhin schwor, eine gute Tat zu vollbringen. Viele Jahre später las er im Dorfener Heimatbuch einen Bericht seines Onkels Johann Wimmer über den ermordeten Taxifahrer. Da erinnerte er sich, dass sein Onkel damals erzählt habe, dass er gerade vom Tatort komme. Das habe ihn als Bub und auch später immer wieder schwer beschäftigt, erzählt der heute 65-Jährige. Deshalb setzte sich er sich nun aufs Rad und suchte das Kreuz. „Ich bin erschrocken, weil das Kreuz in einem so desolaten Zustand war.“ Er fand im alten Kreuz auch noch eine der Kugeln, die er mit dem Messer entfernte. Und so wusste er, was zu tun war.

Er verständigte seinen 67-jährigen Spezl Anderl Irl, ein gelernter Zimmerer aus Hundsmüthing, der sich sofort bereit erklärte, ein Kreuz aus Eichenholz zu fertigen. Hubers Feuerwehrkamerad Tom Kiefinger schnitzte das Taferl, und Hartl Attensberger, Spengler aus Niederstraubing, fertigte das Kupferdach. Rund 400 Euro gab Huber, langjähriger Vorsitzender der Feuerwehr Hausmehring und Mitglied des Historischen Kreises Dorfen, bis jetzt für das Material aus.

Zusammen mit Irl stellte Huber das Kreuz vor ein paar Tagen in der ebenfalls neuen Verankerung am Platz des alten auf. „Dem Schergenhuaba Beda hat die Idee gleich gefallen“, erzählt Huber. Der Zeitzeuge verriet beim Aufbau des neuen Kreuzes auch, dass von ihm die alte Eisenfassung stamme. Die Taxler hatten das ursprüngliche Kreuz für Karl Bise nur ins Erdreich gestemmt. Zur hat ein paar Meter weiter vorne auch erst ein schwarzes Eisenkreuz aufgestellt, nicht zu verwechseln mit dem Eichenkreuz.

Die Segnung: Peter Huber und seine Mitstreiter freuen sich über viele Besucher, die zur Andacht mit Segnung am Sonntag, 25. August, um 14 Uhr kommen, um dem ermordeten Karl Bise zu gedenken. Parkmöglichkeiten gibt es am Anwesen Schergenhub. Ein 400 Meter langer, ausgeschilderter Fußweg führt von dort über die B15 zum Ort der Segnung. Anschließend besteht die Möglichkeit, sich beim Wirt z’Eibach zu treffen.

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