Russische Soldaten tauchen plötzlich an der Grenze zu Estland auf - jetzt reagiert Tallinn

Estland hat eine Straße im Südosten des Landes vorübergehend gesperrt, die durch ein kleines Stück russisches Territorium führt. Die Entscheidung fiel, nachdem estnische Grenzbeamte eine größere Gruppe bewaffneter russischer Soldaten auf der anderen Seite der Grenze entdeckt hatten. Laut „Newsweek“ handelte es sich um sieben Soldaten, die mit Gesichtsmasken ausgerüstet waren. Bilder und Videos der Truppen verbreiteten sich schnell im Internet. 

Straße durch russisches Gebiet

Die betroffene Straße führt durch den sogenannten Saatse-Stiefel, ein etwa 800 Meter langes Stück russischen Bodens, das in estnisches Territorium hineinragt. Autofahrer dürfen diesen Abschnitt normalerweise ohne anzuhalten passieren, jedoch weder aussteigen noch die Straße verlassen.

Die estnischen Behörden sperrten den Abschnitt am Freitag, um mögliche Zwischenfälle zu vermeiden. Laut Innenminister Igor Taro haben die russischen Soldaten das Gebiet inzwischen wieder verlassen.

Estland: Lage ist unter Kontrolle

Die estnische Regierung betonte, dass die Lage unter Kontrolle sei. „Berichte, dass die Situation an der Grenze angespannt ist, sind übertrieben“, erklärte Außenminister Margus Tsahkna laut „Newsweek“.

Er fügte hinzu, dass Russland zwar etwas sichtbarer agiere, dies jedoch keinen akuten Anlass zur Sorge gebe. Auch ein Sprecher der estnischen Grenzpolizei versicherte, dass die Sicherheit der Bevölkerung oberste Priorität habe.

Wer von Lutepää nach Sesniki fährt, befindet sich für einen Kilometer auf russischem Staatsgebiet.
Saatse-Stiefel: Wer von Lutepää nach Sesniki fährt, befindet sich für einen Kilometer auf russischem Staatsgebiet. Privat

Neue Straße in Planung

Die Straße durch den Saatse-Stiefel gilt als historisches Relikt und soll in Zukunft durch eine neue Route ersetzt werden. Laut „Newsweek“ wird die neue Verbindung voraussichtlich 2026 fertiggestellt sein. Bis dahin bleibt die bestehende Straße ein potenzieller Brennpunkt für Spannungen zwischen Estland und Russland.

Nato-Artikel 4 ausgelöst

Die jüngsten Vorfälle reihen sich in eine Serie von Grenzverletzungen ein, die Estland und andere Nato-Staaten alarmiert haben. Bereits im letzten Monat hatten russische Kampfjets den estnischen Luftraum verletzt. Ähnliche Zwischenfälle gab es auch in Polen, wo russische Drohnen gesichtet wurden. Beide Länder riefen daraufhin Artikel 4 des Nato-Vertrags an, um die Sicherheitslage zu besprechen.