Bett statt Treffen mit Scholz: Recherche wirft dunkles Licht auf Bidens Gesundheit
Die Diskussionen um Bidens Gesundheit reißen nach dem Debakel im TV-Debatte nicht ab. Neue Berichte zeigen nun: Schon früher war Stress ein Problem.
Washington, D.C. – Das Team um den Joe Biden versucht wohl schon lange, den Gesundheitszustand des US-Präsidenten zu verschleiern. Leitende Mitarbeiter sollen die Termine von Biden streng strukturiert und überwacht haben. Das geht zumindest aus einer Recherche des Wall Street Journals (WSJ) hervor.
Dabei gehe es um Treffen mit Geldgebern, öffentlichen Auftritten und Termine mit internationalen Politikern. Spontane Gespräche seien, so gut es ging, umschifft worden und sogar lukrative Wahlauftritte, wie beispielsweise ein Interview während des Superbowls, seien abgesagt worden. Selbst einen ausgemachten Termin mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) soll der Präsident nicht wahrgenommen haben.
Bidens Gesundheit fraglich – Team wollte wohl Ausrutscher des Präsidenten vor US-Wahl 2024 vertuschen
Spätestens seit der TV-Debatte gegen seinen Kontrahenten Donald Trump ist die Debatte um Bidens Gesundheit in vollem Gange. Bei dem Rededuell im US-Sender CNN bekamen die Zuschauer einen unsicheren Biden zu Gesicht. Er konnte seine Aussagen oft nicht schlüssig zu Ende bringen, verhaspelte sich und wirkte müde, verwirrt und abwesend.

Ist der US-Präsident etwa dement? Zumindest ist das ein Verdacht, der unter anderem von dem Neurochirurgen und CNN-Journalisten Sanjay Gupta vorgebracht wurde. „Aus neurologischer Sicht waren wir wegen seines verwirrten Umherschweifens besorgt“, schreibt er in einem Artikel. Wieder andere glauben, dass Biden an Parkinson erkrankt sei.
Wie das WSJ berichtete, sei vielen erst nach der Debatte mit Donald Trump aufgefallen, wie dramatisch es um Bidens Gesundheit wirklich zu sein scheint. Viele sollen den Präsidenten wenig bis nie unter vier Augen gesprochen haben, weder Parteimitglieder noch wichtige Sponsoren. Der Verdacht liegt nun nahe, dass das Team um Biden seinen Zustand aktiv verheimlichen wollte.
Termin mit Scholz abgesagt – Biden ging lieber ins Bett als zum Treffen mit dem Bundeskanzler
Dass Bidens Team ihn vor bestimmten Auftritten abschirmt, bekam wohl auch Bundeskanzler Scholz zu spüren. Der US-Präsident soll Scholz bei einem geplanten Treffen im Zuge des G7-Gipfels im Jahr 2022 sitzen gelassen haben, berichtete das WSJ. Beamte hätten mitgeteilt, dass statt dem Präsidenten, US-Außenminister Antony Blinken zu den vertraulichen Gesprächen zum Ukraine-Krieg erschienen sein soll.
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Der Grund für Bidens Abwesenheit: Er sei bereits zu Bett gegangen, wie zwei anonyme Quellen dem WSJ mitteilten. Dabei habe die Delegation der Ampel-Koalition bereits Rücksicht auf Biden genommen und den Termin für den frühen Abend angesetzt.
Das US-Außenministerium habe den Vorfall jedoch bestritten. „Minister Blinken hat das oder ähnliches nie gesagt“, teilte Matthew Miller, Sprecher des Ministeriums, dem WSJ mit. Ein anderer Beamter relativierte den abgesagten Termin zudem. Biden habe bei dem Gipfeltreffen bereits ausführliche Gespräche über dringende Themen mit den Staats- und Regierungschefs geführt.
Demokraten besorgt um Bidens Gesundheit – Demokraten wenden sich gegen Team des Präsidenten
Dass Biden von seinem Team immer mehr isoliert wird, sei auch Mitarbeitern im Weißen Haus aufgefallen, berichtete Politico. „Es ist so, als würde man sagen: ‚Das können Sie nicht erwähnen, das bringt ihn aus der Fassung‘ oder ‚Nehmen Sie das auf, das mag er‘“, berichtete ein Regierungsbeamter der Tageszeitung. Wirkliche Briefings seien nicht möglich, weil seine Begleiter ihn vor möglichen Stressquellen vernhalten würden.
Biden habe sich im Laufe seiner Amtszeit einen kleinen Kreis aus Vertrauten aufgebaut. „Er nimmt von niemandem außer diesen wenigen Top-Mitarbeitern Ratschläge an“, so der Regierungsbeamte. Doch spätestens nach dem TV-Duell konnten die Abschottungsversuche nicht mehr über den Zustand des Präsidenten hinwegtäuschen.
Laut Politico werden nun Vorwürfe laut, die sich gegen den engsten Kreis des Präsidenten richten. Der demokratische Großspender John Morgan habe seinem Ärger über die Berater Luft gemacht: „Ich denke, er hat ein fehlgeleitetes Vertrauen in diese drei Leute, und ich glaube, das war von Anfang an so.“ Ein Funktionär der Demokraten habe zudem beklagt, dass das Team sich weigere, seinen Kurs im Wahlkampf zu ändern. Und das, obwohl Biden in manchen Umfragen hinter dem Ex-Präsidenten Donald Trump liegt. „All diese Leute, die den Wahlkampf vom Weißen Haus aus leiten, funktionieren nicht“, so sein Urteil. (nhi)