Bad Hindelang: Jochpass Oldtimer Memorial begeistert Aktive und tausende Zuschauer

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Gelebte Motorsportgeschichte: Auch in diesem Jahr gaben sich viele Oldtimerfans beim legendären Jochpass-Oldtimer-Memorial in Bad Hindelang ein familiäres Stelldichein. ©  Tizian Pöhlmann

Nach der „Jubiläumsauflage“ zum 100-Jährigen im Vorjahr erlebte die 101. Auflage des legendären Jochpass Oldtimer Memorial, das „Jochpassrennen“, ein Bilderbuchwochenende des Kultevents in Bad Hindelang.

Bad Hindelang – Waren die Wertungsläufe am Samstag schon gut besucht, geriet der Jochpass-Sonntag zu einem Festival des Motorsports. Ganz oben auf dem Siegerpodest diesmal Roland Wittman mit Beifahrerin Vera Wittmann (AC Hersbruck Baby-Benz-Bande) mit einem Mercedes 201 E, Baujahr 1991. Die beiden „verschätzten“ sich gerade einmal um 41 Hundertstelsekunden.

Das diesjährige Jochpass Oldtimer Memorial in Bad Hindelang begeistert viele Zuschauer

Dabei geht es seit vielen Jahren längst nicht mehr um ein „richtiges Rennen“ auf der kurvenreichen Strecke der Bundesstraße 308 von Bad Hindelang hinauf ins Oberjoch. Das „Memorial“ ist seit Jahren eine klassische Gleichmäßigkeitsprüfung, bei der alle teilnehmenden historischen Fahrzeuge in unterschiedlichen Kategorien ihre individuelle Sollmarke für die anspruchsvolle Bergstrecke treffen sollen. Sprich: Wer im Referenzlauf zum Beispiel 6:00 Minuten als seine Idealzeit ermittelt und nennt, der muss eben diese Zeit bei mehreren Versuchen möglichst optimal treffen. Also kein „echtes“ Rennen, es geht um die Abweichung. Die Marke von 4:45 Minuten darf aus Sicherheitsgründen ohnehin keinesfalls unterboten werden. Aber rund sechs Minuten für die 6,4 Kilometer lange und mit 105 Kurven und Kehren und fast 400 Höhenmetern gespickte Strecke reichten allemal für die meisten, so viele Stimmen aus dem Teilnehmerfeld. Fahrerisches Können und viel Fingerspitzengefühl sind hier auf jeden Fall Trumpf.

Ein grauer Oldtimer fährt auf der Jochpassstraße in Bad Hindelang im Oberallgäu.
Heitere Stimmung bei herbstlichem Wetter: Beim Jochpass Oldtimer Memorial hatten nicht nur die Fahrer gute Laune. © Tizian Pöhlmann

Tempo alleine genügt nicht beim Oldtimer Memorial

Tempo allein bringt es also nicht, auch wenn der eine oder andere betagte Sport- oder Rennwagen schon Jahrzehnte auf dem Buckel (oder Motor) hat und auf der Startgeraden mit „Karacho“ in den Wettbewerb geschickt wird. Um Wettkampfstimmung geht es etwa Marc Graner, der mit seinem rund 90 Jahre alten Rover P2 auch diesmal dabei ist. „Unser Auto-Veteran hat eine Straßenzulassung und wir fahren damit schon mal übers Land“, räumt der Oldtimer-Fan aus Ulm voller Stolz auf sein poliertes Fahrzeug ein. Aber das Jochpass-Memorial sei schon was ganz Besonderes. Ein Treffen der Oldtimer-Gemeinde, Erfahrungsaustausch, Geselligkeit. Man muss nicht selber fahren, wie die rund 300 Aktiven in ihren Autos oder auf den Motorrädern – es geht auch per Taxi – etwa in einem echten Oldtimer aus dem 1930-er Jahren hinauf auf Deutschland kurvenreichster Passstraße. Das „Taxi ins Oberjoch“ konnte man gewinnen bei der Kreisboten-Aktion. Und Stefan Würtenberger aus Kempten war einer der Glücklichen! Am Sonntagmittag spielte er Beifahrer im VW Käfer Baujahr 1959 von Jan Speck aus Kempten, der sein gutes Stück im Feld der vielen anderen historischen Automobile auf die Strecke brachte und dem Gast ein wenig Rennsportatmosphäre vermittelte samt prickelnden, unvergesslichen Minuten bescherte.

Vier Männer und zwei Frauen stehen auf dem Siegerpodest beim Oldtimerrennen Jochpass Memorial in Bad Hindelang im Oberallgäu
Auf dem Podest: In der Endwertung holte sich das Team Vera und Roland Wittmann (Bildmitte) aus Offenhausen den Siegerpokal vor Kofler Fuzzy und Konstantin Waigel (rechts) und Ernst und Verena Richter (links). © Privat

Zurück zum Wettbewerb der Gleichmäßigkeitsprüfung. Mit im Rennen auch drei Fahrzeuge aus den 1960er Jahren unter der Flagge des Kreisboten. Und die Truppe schlug sich bravourös: Gesamtrang 16 (zwei Sekunden Abweichung bei einer Referenzzeit von 5:50 Minuten) für den Porsche 912 der Familie Schober, Rang 23 für den Jochpass-Neuling Jens Paulo mit Eric Tschierschke im Opel Rekord C, sowie Markus und Frank Attig im Porsche 356 SC mit Platz 42. Unterm Strich mit Gesamtrang 5 landete das Team ganz dicht an der Spitze.

Auch ein moderne Rennfahrzeug des Immenstädter Motorsportlers Marco Fink war dabei

Als Publikumsmagnet und Hingucker neben den „echten“ Oldtimern aus der Vorkriegsgeneration des Automobils erwies sich – außer Konkurrenz – das moderne Rennfahrzeug des Immenstädter Motorsportlers Marco Fink. Der junge Allgäuer tritt seit einigen Jahren erfolgreich in die Fußstapfen seines Vaters Rainer Fink, der viele Jahre die Geschichte der Bergrennen mitschrieb. Marco Fink präsentierte sein aktuelles „Geschoss“, den PRC WPR70 von BMW. Nicht minder als Blickfang für die vielen Zuschauer im Startbereich erwies sich der „Schwarm“ der viele Vespas aller denkbaren Versionen. „Diese Ballung an Benzinduft in der Luft, bekommst Du heute nirgendwo…“, so ein Vespa-Fan, als nach dem Massenstart von mehr als 50 Modellen des legendären Rollers eine Wolke aus Abgasen über dem Startgelände hing. Doch schnell gewann die bekannt gute Luft des Ostrachtals wieder die Oberhand… Und eine ältere Dame aus Norddeutschland bemerkte gleich darauf, wie gut ihr doch das Heilklima hier täte; da könne sie ein paar Atemzüge Vespa-Luft schon wegstecken. Rennen 1 nach der in einem Bürgerentscheid vor wenigen Monaten erfolgten Kurskorrektur, das faszinierende Motorsport- und Oldtimer-Event weiterhin in Bad Hindelang auszutragen. Zunächst sollte nach einem ablehnenden Gemeinderatsbeschluss Schluss sein. Eine Punktlandung allemal, freut sich das Organisationsteam um Vereins-Chef Uwe Lassau.

Die Veranstaltung ist vorerst gesichert

„Eine ganz coole Nummer“, bringt es der Vorsitzende des Memorial-Vereins und Sportliche Leiter des Jochpass Memorials 2024, Uwe Lassau, auf den Punkt. „Das beste Memorial das ich je erlebte.“ Tausende Zuschauer an der Strecke, und eine Parkplatzkapazität „am Limit“ empfinde er einerseits als klares Bekenntnis zu dieser traditionellen Veranstaltung; andererseits zeige das auch die Grenzen auf. Mehr könne man hier nicht stemmen, so Lassau nach der 2024-er Auflage. Das perfekte Wetter spielte dem Memorial kräftig in die Karten, und die Medien vor Ort hätten Stimmung und Atmosphäre des Motorsport-Events vor prächtiger Landschaft in alle Welt getragen. Auch Bad Hindelangs Kurdirektor Max Hillmeier unterstrich den Medien- und Werbeeffekt der Veranstaltung deutlich. Die Marktgemeinde erfahre daraus eine spürbare Wertschöpfung, stellte Hillmeier bei der Siegerehrung nach dem Wettbewerb fest. Der Ort brauche das Jochpass-Memorial für den Verein um Uwe Lassau Balsam. Der positive Ausgang des Bürgerentscheids im vergangenen Juni habe die Fortführung der Veranstaltung erst einmal gesichert über das Jubiläum der 100 Jahre hinaus. Es gelte aber weiterhin, Überzeugungsarbeit zu leisten, um ein gelebtes Miteinander vor Ort zu stärken. Letztlich sei das sogenannte Jochpassrennen mit seinem Stelldichein der Oldtimer aus Nah und Fern ein Stück Automobil- und Kulturgeschichte. Alle Ergebnisse unter www. jochpass-oldtimer-memorial.com.

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