Oberstdorf: Bahnreisende müssen jahrelang mit Einschränkungen rechnen

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Kein Licht am Ende des Tunnels? Erst die Bahndammsanierung und wochenlange Streckensperrung und nun müssen Bahnreisende nach dem massiven Kabelschaden im Stellwerk Oberstdorf auch noch mit jahrelangen Einschränkungen rechnen. (Symbolfoto) © Panthermedia/Petkov

Keine guten Nachrichten für Bahnreisende von und nach Oberstdorf. Eigentlich sollte am 3. November die Instandsetzung des Bahndamms abgeschlossen sein und die Züge wieder planmäßig fahren. Doch jetzt müssen Reisende mit mehreren Jahren Einschränkungen rechnen. Der Grund ist ein massiver Kabelschaden. Nun versuchen Allgäuer Politiker Druck auf die Deutsche Bahn auszuüben.

Oberstdorf – Ein massiver Kabelschaden im Stellwerk erfordere eine Kompletterneuerung der Anlage, meint die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung. Nun plant die Deutsche Bahn ein neues elektronisches Stellwerk zu bauen. In der Regel dauern die Planung und der Bau eines neuen Stellwerks mehrere Jahre. Aktuell steht für den Zugverkehr daher nur noch eines von fünf Gleisen im Bahnhof Oberstdorf zur Verfügung. Deswegen können nicht mehr alle Züge in den Bahnhof Oberstdorf ein- und ausfahren.

Oberstdorf: Änderungen für den Nahverkehr

Im Nahverkehr könne das Fahrplanangebot nahezu vollständig angeboten werden, teilte die Bahn mit. Allerdings komme es zu umfangreichen Fahrplanänderungen auf der Strecke zwischen Immenstadt und Oberstdorf. Die Reisezeiten auf den Linien RE 76 (München – Oberstdorf) und RE 17 (Augsburg–Oberstdorf) verlängern sich um bis zu zwanzig Minuten, bei der Linie RE 75 (Ulm–Oberstdorf) seien es rund zehn Minuten. Die einzelnen Züge, die entfallen müssen, will die DB entweder durch Busse ersetzen oder verweist auf geeignete Verbindungen in ähnlicher Zeitlage, auf die die Fahrgäste ausweichen können.

Auswirkungen auf den Tourismus

Die Direktverbindungen des Fernverkehrs nach Oberstdorf entfallen bis auf Weiteres komplett. die beiden täglichen Intercity-Zugpaare IC 2012/2013 und IC 2084/2085 entfallen auf Ihrem kompletten Laufweg.

„Mit dem plötzlichen Aus für die Intercitys nach Oberstdorf verlieren auch Kempten, Kaufbeuren, Immenstadt, Sonthofen und Fischen ihre Fernverkehrs-Verbindungen“, bedauert Peter Stöferle, Abteilungsleiter Infrastruktur und Mobilität vom OHK Schwaben. Dies werfe das Allgäu allein schon aus touristischer Sicht im Wettbewerb mit anderen Regionen weit zurück, die weiterhin umsteigefrei mit ICE oder IC zu erreichen seien, meint Stöferle. Frank Jost, Tourismus Direktor Oberstdorf, rechnet mit einem Rückgang der Bahnanreisenden– selbst wenn wie angekündigt einzelne Züge den Bahnhof Oberstdorf erreichen und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet ist: „Etwa zehn bis zwanzig Prozent unserer rund 500.000 Übernachtungsgäste reisen mit der Bahn an. Hinzu kommen noch viele Tagesgäste, die mit der Bahn anreisen. Viele dieser Gäste werden zukünftig wieder mit dem Auto kommen.“

Jost hat auch den Mobil Pass Allgäu im Blick. Damit sind alle Übernachtungsgäste der teilnehmenden Oberallgäuer Gemeinden kostenfrei mit Bus und Bahn unterwegs. Aufgrund des Kabelschadens vermutet Jost, „dass viele Gäste den Mobil Pass nicht nutzen und mit dem Auto nach Oberstdorf kommen.“ Zu den Wintersport-Großveranstaltungen wie Vierschanzentournee und Weltcup Skifliegen werde sich die Situation ebenso verschärfen, befürchtet Jost. Dort werden dann viele Shuttle-Busse benötigt, um die Besucher nach Oberstdorf zu bringen.

Allgäuer Politiker und Kollegen setzen sich für umsteigefreie Fernverbindungen ein

Für die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier Müller ist die Situation nicht hinnehmbar. Sie schlägt zusätzliche Expressbusse vor, um die Fahrzeitverlängerungen zu verhindern. Auch für den Fernverkehr erwartet der Landkreis klare Vorschläge, wie das gesamte Allgäu ab dem 3. November wieder umsteigefrei angebunden wird. Der Stellwerksausfall in Oberstdorf sei nur symptomatisch für den Zustand der Bahn im Allgäu, heißt es in der Pressemitteilung des Landratsamts Oberallgäu. Die Folgen der jahrzehntelangen Unterfinanzierung der Infrastruktur seien mittlerweile täglich zu sehen.

Ständig neue auftretende Langsamfahrstellen und daraus resultierende Verspätungen gehörten zum Alltag. Durch die Stellwerksstörungen in Oberstdorf werden diese nun nur noch sichtbarer. Sowohl von Bund, Land als auch Bahn verlangt der Landkreis nun ein schnelles Handeln und eine erheblich beschleunigte Umsetzung des Bahnausbaus im Allgäu.

Die Landrätin des Landkreises Oberallgäu, Indra Baier-Müller, hat sich auch gemeinsam mit ihrer Ostallgäuer Kollegin Maria Rita Zinnecker, dem Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle und dem Kaufbeurer Oberbürgermeister Stefan Bosse in einem Schreiben an die Deutsche Bahn gewandt. „Unter keinen Umständen dürfen die verbleibenden beiden Fernverkehrsverbindungen ersatzlos für mehrere Jahre entfallen“, heißt es in dem Schreiben. Die umsteigefreie Erreichbarkeit sei für unsere Region ein wesentlicher Standortfaktor, sind sich die Politiker einig: „Daher erwarten wir, dass der Fernverkehr ab dem 4. November wie gewohnt das Allgäu anbindet.“

Verkehrsminister will schnelle Reparatur

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter erwartet, dass die Bahn mit aller Kraft und so schnell wie möglich zum normalen Betrieb zurückkehrt und hat das in Briefen an den Bundesverkehrsminister Volker Wissing und den DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber deutlich zum Ausdruck gebracht: „Die naheliegende Lösung ist für mich die Reparatur des Kabelschadens in der bestehenden Technik.“ Sollte dies tatsächlich nicht möglich sein, müsse der Bau eines so genannten Notstellwerks in Betracht gezogen werden, um den Zeitraum bis zur Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks zu überbrücken.

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