Ein Hinweisschild in einem Restaurant sorgt für heftige Diskussionen. Ein Finanzexperte erklärt, welche Gründe es für die Zahlungsforderung geben könnte.
Berlin – In Deutschland gilt bei vielen immer noch das berühmte Motto: Nur Bares ist Wahres. Rund die Hälfte aller Bezahlvorgänge im Jahr 2023 fanden laut Zahlen der Deutschen Bundesbank mit Bargeld statt. Viele Menschen zahlen mittlerweile jedoch lieber mit EC- oder Kreditkarte – und sind genervt davon, wenn Geschäfte bargeldlose Bezahlung erst ab einem bestimmten Betrag oder gar nicht anbieten. Das zeigt auch ein Beitrag im Onlineforum Reddit: Eine Person teilte ein Schild aus einem Restaurant, auf dem darauf hingewiesen wird, dass Kartenzahlung erst ab 25 Euro möglich sei, zudem „nur mit EC-Karte“. Des Weiteren steht auf dem Hinweis, dass sich das Personal über Trinkgeld in bar freuen würden.
Die Reddit-Nutzer sind jedoch vor allem über die Rückseite des Schilds verärgert: Dort wird eine „Rechnung“ aufgeführt, die für viele nicht aufgeht. „Ich habe einen 50-Euro-Schein und werde damit im Restaurant bezahlen“, steht auf dem Zettel. „Der Restaurantbesitzer verwendet diesen 50-Euro-Schein, um in der Waschanlage zu bezahlen. Der Waschanlagenbesitzer zahlt seinen Friseur. Nach einer unbegrenzten Zahl an Zahlungen bleibt mein 50-Euro-Schein 50 Euro wert“.
Im Gegensatz dazu würden bei jeder Kartenzahlung Transaktionskosten von 2,5 Prozent abgehen. Laut der Rechnung auf dem Hinweisschild blieben nach 36 Transaktionen von den 50 Euro nur fünf Euro übrig, „die restlichen 45 Euro sind nun Eigentum der Bank geworden“. Auch der Hinweis darauf, dass man sich durch Barzahlung den Steuerberater sparen könne, kommt vielen Nutzern verdächtig vor.
Finanzexperte: Gebühren von digitalen Bezahlgeräten von unterschiedlichen Faktoren abhängig
Die Menschen auf Reddit fragen sich: „Betreibt dieses Restaurant Steuerhinterziehung im großen Stil oder wie kann es sein, dass von 50 Euro am Ende 50 Euro übrig bleiben?“ Der „kleine Prozentsatz“, der an Gebühren anfalle, sei vernachlässigbar im Vergleich zu den Steuern, die eigentlich gezahlt werden müssten, meint eine Person. Auch ein anderer Nutzer findet: „Die Gebühren sind das lächerlichste Argument überhaupt“. Die Zeit, die jeden Abend für einen Kassensturz nötig sei, würde mehr kosten. Und auch „Fehler beim Kassieren, Diebstahl durch Mitarbeiter und Co. sind tatsächlich ein relevanter Faktor, der Bargeld mehr kosten lässt“, heißt es in einem Kommentar. Eine weitere Person schreibt: „Ich würde aufstehen und zum nächsten Laden gehen“.
Wir haben zu diesem Thema mit Lars Hornuf gesprochen – er ist Professor für BWL, insbesondere Finanzwirtschaft und Finanztechnologie an der TU Dresden. Wie hoch die Gebühren bei digitalen Geräten ausfallen, „hängt ganz davon ab, ob Gastronomen das Lesegerät leasen oder besitzen und welche Kartenarten sie akzeptieren. Die Gebühren für das Lesegerät liegen oft zwischen zehn und 30 Euro“, sagt er BuzzFeed News Deutschland von Ippen.Media. Abhängig von der Karte würden teils noch niedrige Cent-Beträge pro Transaktion fällig, dazu fast immer eine variable Gebühr. „Diese fällt bei der Girocard (0,2 bis 1 Prozent) niedriger aus als bei Kreditkarten (1 bis 2,5 Prozent)“.
Experte: Kartengebühren können besonders bei Micropayments teuer werden
Der Experte erklärt weiter: „Die Nettomargen sind im Gastrogewerbe traditionell niedrig. Wenn Restaurants in guten Zeiten nur fünf bis zehn Prozent Marge verdienen, dann können 2,5 Prozent Kreditkartengebühren das Geschäft sehr unattraktiv machen“. Bei Kartenzahlungsverträgen mit Banken oder anderen Finanzinstituten würden dem Händler die Kosten am Monatsende gebündelt in Rechnung gestellt, erklärt Hornuf, „dann werden die Gebühren oft als sehr großer Einmalbetrag wahrgenommen“. Bei Micropayments, also Kleinstbeträgen, könne es sich für Gastronomen mitunter tatsächlich nicht lohnen, Kartenzahlungen anzubieten. Der Finanzexperte weist aber auch auf Angebote von FinTechs hin, die eine feste Gebühr pro Monat verlangen. Dann könne die Gastronomie unbegrenzt viele Micropayments akzeptieren.
Ob tatsächlich Steuerbetrug begangen wird, wie von vielen Personen auf Reddit vermutet, lässt sich nicht allein durch einen solchen Hinweis belegen. Es sei „schwer zu sagen“, ob Gaststätten auch aus diesem Grund ungern Kartenzahlung anbieten, sagt der Finanzexperte. „Fest steht, dass bei Kartenzahlung die Transaktionen besser dokumentiert werden“. (Quellen: Reddit, eigene Recherche)