Wolfratshauser Stadtkapelle goes Hollywood: Projektorchester spielt Film- und Rockklassiker

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Bei der Leseprobe spielen Kapellenmitglieder aller Altersgruppen gemeinsam. Dirigent Christian Tomsu hat ein Projektorchester zusammengestellt. © Hans Lippert

Das Projektorchester der Wolfratshauser Stadtkapelle spielt Filmmusik und Rockklassiker. Mit dabei: Musikschüler und Nachwuchstalente.

Wolfratshausen – Vor dem lauten „Jump“ zählt Xaver den unerfahrenen Trompeter ein. Im Klassiker der Hardrocker von van Halen ist der Neunjährige extrem wichtig: Wenn er seinen Einsatz verpasst, gibt es kein „Jump“ – und ohne das ist das Lied höchst unvollständig. Lukas spielt auf Xavers Zeichen. Xaver ist schon länger in der Stadtkapelle. Lukas nicht. Der Nachwuchstrompeter lernt das Blasinstrument erst in der Musikschule. Für eine Projektkapelle spielt er aber bei den Großen mit. Die Wolfratshauser Musiker öffnen sich für einige Wochen für Nachwuchstalente aus den örtlichen Musikschulen: „On the rocks“ heißt das Projekt. Die Blasmusiker spielen Rock-Klassiker und Filmmusik, Pop-Hymnen und eben „Jump“ von van Halen.

Dass der erfahrene Trompeter seinem jungen Nebenmann beim Einstieg hilft, ist kein Zufall, sondern Teil der Idee hinter dem Projekt: „Jeder junge Musiker bekommt einen erfahrenen Partner an die Seite, der denselben Part spielt“, erklärt Christian Tomsu. Der Stadtkapellenleiter hat Erfahrung im Ausbilden junger Talente. Seit Jahren dirigiert er die Jugendkapelle. Viele ihrer Mitglieder helfen schon bei den Erwachsenen aus. „Wir sind immer offen für neue, junge Musiker“, sagt Tomsu im Gespräch mit unserer Zeitung. Für das Projektorchester sind die Anforderungen relativ überschaubar: „Man sollte mindestens im Oktavenbereich Noten lesen können und sicher spielen“, erklärt Tomsu. Und Spaß an der Blasmusik sei unerlässlich. „Das war‘s aber auch schon.“

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Dafür wirkt die Auswahl der Stücke ziemlich ambitioniert. Die Kapelle spielt beim Besuch unserer Zeitung einen Queen-Hit: „Don‘t Stop Me Now“ ist wie viele Stücke ein variabler Notenwirrwarr mit vielen Tempowechseln und vor allem einer Melodie, die jeder kennt – Fehler fallen also sofort auf. Tomsu hat vorgebeugt: Jede Stimme, jedes Instrument ist mindestens doppelt besetzt. Kleine Wackler – ob von den Erfahrenen oder den Neulingen – überspielt das Kollektiv. „Das Programm ist nicht ganz leicht, vielleicht sogar schwer. Aber wir passen es dem Stand der Musiker an“, sagt der Dirigent des Projektorchesters. Nach der ersten Probe wird er von einem „Experiment“ sprechen, auf dessen Ausgang er sich schon freut.

Probenwochenende vor den Konzerten

Im Falle des Queen-Songs klappt das Experiment bei der ersten Leseprobe schon sehr ordentlich. So gut, dass ein etwas verspätet ankommender Musiker schon leise mitsingen kann, als er den Probenkeller am Hans-Urmiller-Ring betritt und seine Jacke an den Haken hängt. „Beim Saxophonsolo darfst du richtig reinrotzeln“, meint Tomsu zu einem der Musiker. Der scheint die Anweisung zu verstehen und nickt grinsend. „Der Rhythmus muss absolut sitzen“, erklärt der Dirigent allen im Raum.

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Zeit zum Proben haben die Blasmusiker noch genug. Am Mittwoch, 10. Juli, trifft sich das Orchester zu einer zweiten Leseprobe. „Da geht‘s nur um die Basics“, sagt Tomsu. Auf die Details achtet der Dirigent später, spätestens im Oktober. Dann proben die Musiker im Rock-Trainingslager alle Stücke, die sie auf zwei Konzerten spielen. Ein Auftritt ist in Geretsried geplant, einer in Wolfratshausen. Jeden Mittwoch üben die Musiker zuvor ab Mitte September regelmäßig. Dann wird Lukas auch wieder dabei sein. Die ersten drei Stücke klappten schon ganz gut für den Buben, der in Wolfratshausen die B-Trompete lernt. Er wurde zwar deutlich mehr als 30 Jahre nach dem Erscheinen von Journeys Don‘t Stop Believing geboren. Den absoluten Evergreen und inzwischen Bierzeltklassiker der US-Band trompetet er aber munter mit. Xaver, sein Nebenmann, hat keine Einwände.

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